DFB-Pokal

Sieberts heikler Elfmeterpfiff: Vier Fragen bleiben

Die Regel-Hintergründe zum Bayern-Elfmeter

Sieberts heikler Elfmeterpfiff: Vier Fragen bleiben

Elfmeter? Die Bremer Profis bedrängen Schiedsrichter Daniel Siebert.

Elfmeter? Die Bremer Profis bedrängen Schiedsrichter Daniel Siebert. imago

Fünf Tore, spektakuläre Wendungen, knisternde Stimmung - doch nach dem packenden DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern gehörten die meisten Schlagzeilen dem Schiedsrichter: Daniel Siebert hatte in der 78. Minute den Foulelfmeter gepfiffen, den Robert Lewandowski zwei Minuten später zum Münchner 3:2-Sieg verwandelte.

Bayern-Flügelstürmer Kingsley Coman war im Sechzehner nach einem Dribbling gegen Theodor Gebre Selassie zu Boden gegangen, der Werder-Rechtsverteidiger hatte mit dem Ellenbogen den Körperkontakt zum Franzosen gesucht, der dann sehr leicht fiel. Während einige Bayern-Vertreter hinterher von einem vertretbaren Elfmeter sprachen, fühlten sich die Bremer benachteiligt. "Mindestens neun von zehn Schiedsrichtern" hätten ihn nicht gepfiffen, mutmaßte etwa Trainer Florian Kohfeldt.

Schiedsrichtersteckbrief
Siebert

Siebert Daniel

Spielersteckbrief Gebre Selassie
Gebre Selassie

Gebre Selassie Theodor

Spielersteckbrief Coman
Coman

Coman Kingsley

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Bislang haben sich weder Siebert selbst noch der DFB dazu geäußert, wie es zu der umstrittenen Entscheidung kam. Und so bleiben mehrere offene Fragen:

1. Hielt Siebert Rücksprache mit Videoschiedsrichter Dr. Robert Kampka?

Die TV-Bilder deuteten darauf hin, zu einer längeren Diskussion schien es aber nicht gekommen zu sein.

2. Warum schaute sich Siebert die Szene nicht noch einmal in der Review-Area an?

Gemäß dem offiziellen Videoschiedsrichter-Protokoll des IFAB gibt es zwei Möglichkeiten zur Einleitung einer Videoüberprüfung: "wenn der Video-Schiedsrichterassistent (oder ein anderer Spieloffizieller) eine Videoüberprüfung empfiehlt" oder wenn "der Schiedsrichter vermutet, einen schwerwiegenden Vorfall übersehen zu haben". Siebert hätte also - zumal in dieser entscheidenden Phase - von sich aus eine Überprüfung veranlassen können. Das IFAB rät: "Bei subjektiven Entscheidungen (z. B. Schweregrad eines Foulspiels (...)) ist eine Schiedsrichter-Videoüberprüfung oft sinnvoll."

3. Durfte der Videoassistent in dieser Szene überhaupt eingreifen?

Grundsätzlich darf der Videoschiedsrichter bei einer Entscheidung Elfmeter bzw. kein Elfmeter nur einschreiten, wenn eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung vorliegt. Da Gebre Selassie Coman traf und offenkundig nur den Kontakt zum Gegenspieler suchte, könnte man argumentieren, Sieberts Entscheidung sei sehr hart, aber nicht gänzlich falsch. Dann hätte der Videoschiedsrichter den Regeln zufolge auch keine Handhabe gehabt.

4. Sagte Siebert Kampka, was er angeblich auch den Bremer Spielern sagte?

Sollte Siebert - Kommunikation zwischen ihm und dem Videoschiedsrichter vorausgesetzt - Kampka jedoch als Begründung für seine Entscheidung erklärt haben, Gebre Selassie habe Coman am Bein getroffen, hätte Kampka ihm eine Überprüfung in der Review-Area zwingend empfehlen müssen; denn eine solche Berührung lag nicht vor. Und Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein erklärte hinterher, Siebert habe "gesagt, dass er (Gebre Selassie) ihn (Coman) unten getroffen hat". Sein Bremer Kollege Max Kruse deutete ähnliches an.

Es wäre also spannend zu erfahren, ob und wie die Kommunikation zwischen den Schiedsrichtern tatsächlich ablief. Am bitteren Beigeschmack für Werder würde aber auch das nichts mehr ändern.

jpe