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Nach dem Stromausfall: München strahlt, Mintal knipst

2004/05 - Bayern holt sich das Double zurück

Nach dem Stromausfall: München strahlt, Mintal knipst

Die Schale wanderte 2004/05 nach München: Kahn, Ballack, Pizarro und Co. freute es.

Die Schale wanderte 2004/05 nach München: Kahn, Ballack, Pizarro und Co. freute es. imago

Auch der Rekordmeister hat Startschwierigkeiten. Die EM war für die meisten Bayern-Stars unbefriedigend verlaufen. Der Akklimatisisierungsbedarf, der zwischen Mannschaft und neuem Coach besteht, trägt dazu bei, dass sich die Stimmung vorerst nicht aufhellt. Felix Magath hat den FCB übernommen - ein Garant für knallharte Trainingsarbeit. Die konsequente Art, mit welcher der Übungsleiter seine Vorstellungen umsetzt, sorgt an der Säbener Straße für Irritationen. Am dritten Spieltag setzt es in Leverkusen eine derbe 1:4-Klatsche.

Im Anschluss raufen sich Trainer und Team jedoch zusammen. Magath geht auf die Mannschaft zu, diese fortan besser auf den neuen Chef ein. Zum Knotenlöser wird ein Champions-League-Abend im September 2004. Die Münchner sprühen plötzlich vor Spielfreude, fertigen Ajax Amsterdam mit 4:0 ab. Roy Makaay betätigt sich im Olympiastadion, das nach der Saison als Bayern-Wohnzimmer von der Allianz-Arena abgelöst wird, als Dreifach-Torschütze.

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
77
2
FC Schalke 04 FC Schalke 04
63
3
Werder Bremen Werder Bremen
59

Der Bayern-Express rollt nun richtig los

In der Liga nehmen Makaay & Co. nun allmählich Fahrt auf. Einzig Schalke hält lange Zeit Schritt. Unter Ralf Rangnick, der den erfolglosen Jupp Heynckes kurz nach Saisonbeginn abgelöst hat, überwintert S 04 punktgleich mit den Münchnern an der Spitze. Am 25. Spieltag erobern sich die "Knappen" sogar die Tabellenführung – im direkten Duell. Lincolns herrliches Freistoßtor sorgt für den 1:0-Endstand und dafür, dass an diesem Sonntag im März 2005 ganz Gelsenkirchen von der Schale träumt. Doch während "Königsblau" danach die Puste ausgeht - die Pole-Position muss das Revier-Team bereits am Samstag darauf wieder räumen – rollt der Bayern-Express erst richtig los. 29 Tore in neun Partien bis zum Saisonende sind gleichbedeutend mit neun Siegen in Serie.

Werder-Blackout und Bayern-Double

Bereits am 31. Spieltag zurren die Trophäensammler aus der Isar-Metropole den 19. Titel fest. Makaay macht eine Schleife um den 4:0-Erfolg, den der FCB in Kaiserslautern feiert. Wie schon gegen Ajax markiert Münchens niederländischer Torgarant drei sehenswerte Treffer. Da die Magath-Schützlinge auch danach auswärts ranmüssen – Makaay schnürt in Mainz den nächsten Dreierpack – folgt die Übergabe der Schale erst zwei Wochen später. Im Olympiastadion, nach einem 6:3-Torefestival gegen Nürnberg. Nach der letzten der 34 Runden beträgt der Vorsprung auf die zweitplatzierten Schalker 14 Zähler – ein Klassenunterschied.

Münchens Jahresbilanz 2004/05 fällt – abgesehen vom Viertelfinal-Aus in der Champions League – durchweg positiv aus. Ein weiterer Grund dafür ist, dass sich die Bayern das Double schnappen. Durch ein 2:1 im DFB-Pokal-Finale – wieder ist Schalke der Herausforderer - beerbt der FCB den SV Werder. Auch von der Leistungsstärke der einzelnen Spieler (Kahn, Lucio, Ballack, Makaay), setzen die Bayern die Maßstäbe, die sie 2005/06 bestätigten.

Roy Makaay

Bewies in der Saison seinen Torriecher: Roy Makaay. imago

Was sonst noch geschah

Für den Vorjahressiebten Schalke stellte Rang zwei in der Endabrechnung und damit der direkte Champions-League-Einzug eine beachtliche Steigerung dar, trotz zwischenzeitlich größerer Hoffnungen im Pott.

Aus dem Meisterrennen war die Spannung frühzeitig raus. Interessanter gestaltete sich der Kampf um Rang drei. Um diesen stritt sich am letzten Spieltag ein Trio, das eng beisammen lag: Der VfB Stuttgart startete in die Fernduelle mit 58 Punkten, hatte jedoch Hertha BSC (57) und Bremen (56) im Nacken. Als alle drei Endergebnisse notiert waren, hatte sich die Anordnung gedreht. Der VfB musste sich zuhause den Bayern beugen (1:3), die "Alte Dame" kam vor heimischer Kulisse gegen Hannover nicht über ein 0:0 hinaus. Der große Profiteur war Werder, das nach dem 2:1 in Kaiserslautern in der Champions-League-Quali mitmischen durfte.

Bayer Leverkusen schaffte es in den UEFA-Cup – als Tabellensechster. Den Zwei-Punkte-Vorsprung vor Dortmund hatte die Werkself am 34. Spieltag durch ein 5:1 gegen den rheinischen Rivalen aus Gladbach zementiert. Gute Laune herrschte bei den Aufsteigern. Mainz (11.), Bielefeld (13.) und Nürnberg (14.) blieben der deutschen Eliteklasse erhalten. Die Rheinhessen durften sich nicht nur über den Ehrentitel “Bester Aufsteiger“ freuen. Über die Fairplay-Wertung hangelte sich das von Jürgen Klopp trainierte Team sogar in den UEFA-Cup.

Als Verlierer musste sich Klopps aktueller Arbeitgeber fühlen. Borussia Dortmund landete nur auf Rang sieben. Zudem wurde der BVB von wirtschaftlichen Problemen und Turbulenzen in der Führungsetage (Niebaum, Meier) durchgeschüttelt. Im Abstiegskampf war die Entscheidung schon vor dem letzten Spieltag gefallen. Die Trauer über den Abgang aus dem Oberhaus linderte das nicht. Weder beim VfL Bochum, der im Jahr zuvor die erfolgreichste Saison seiner Vereinsgeschichte auf Platz fünf abgeschlossen hatte, noch an der Ostsee. Nach zehn Jahren in der Erstklassigkeit segelte die "Hansa-Kogge" in der Spielzeit darauf nur noch in Liga zwei. Fast schon indiskutabel war das Fußball-Jahr in Freiburg gelaufen. Mit nur drei Siegen und 18 Punkten auf dem Konto verabschiedete sich der dort heimische SC sang- und klanglos aus Deutschlands Beletage. Trainer Volker Finke durfte dennoch bis Sommer 2007 weitermachen.

Der Torschützenkönig

Marek Mintal

"Das Phantom" Marek Mintal traf wie er wollte. Hier erwischt es Hertha BSC Berlin mit Keeper Christian Fiedler imago

Der Zweikampf der “Phantome“: Marek Mintal (24 Tore) gegen Roy Makaay (22). Mit dem Bayern-Angreifer teilte sich Nürnbergs Offensivkraft - aufgrund seiner mitunter unauffälligen, im Abschluss enorm effizienten Spielweise – den Spitznamen. In Sachen Arbeitsnachweis hatte der Slowake 2004/05 die Nase vorn.

Bereits in seiner Debütsaison beim Club hatte sich Mintal mit rascher Auffassungsgabe und exquisiter Schusstechnik treffsicher in Szene gesetzt. Auf Anhieb Torschützenkönig in Liga zwei, hatte er entscheidenden Anteil an der unmittelbaren Rückkehr der Franken ins Oberhaus. Auch dort setzte der Publikumsliebling seine Goalgetter-Qualitäten gewinnbringend ein. Seine Tore sicherten dem FCN den Klassenerhalt und Mintal selbst schon frühzeitig einen Legenden-Status in der Noris. Als bisher einzigem Spieler glückte Nürnbergs Lebensversicherung im Abstiegskampf zudem das Kunststück, mit dem gleichen Verein in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten Torschützenkönig im Unter- und anschließend Oberhaus zu werden.