Eishockey

"Nicht im Spielplan geblieben" - Söderholm übt Kritik

Bundestrainer mit Defensivverhalten unzufrieden

"Nicht im Spielplan geblieben" - Söderholm übt Kritik

Mit der Abwehrarbeit des DEB-Teams noch unzufrieden: Toni Söderholm.

Mit der Abwehrarbeit des DEB-Teams noch unzufrieden: Toni Söderholm. imago images

Vor seiner WM-Premiere als hat Toni Söderholm noch erhebliche Sorgen. Anders als dem Großteil seiner Spieler bereitet dem Finnen die Defensive Kummer. Im Gegensatz zur Offensive um Weltklasse-Stürmer Leon Draisaitl sind die Probleme in der Abwehr vor dem ersten Training in Kosice am Donnerstagvormittag und dem deutschen Vorrunden-Auftakt am Samstag gegen Großbritannien zunehmend offensichtlich. Eindringlich ermahnte Söderholm nach dem 2:5 im letzten Test in Mannheim gegen die USA deswegen all seine Einzelkönner, konsequenter zu verteidigen.

"Man muss auch sagen, dass die Fehler, die in der Defensive passieren, nicht immer von den Verteidigern gemacht wurden", sagte der Finne der Deutschen Presse-Agentur vor dem Abflug am Mittwoch in die Slowakei. "Wir reden jetzt davon, dass wir gegen die absolut Besten der Welt spielen, da kannst du nicht viel Freiraum lassen."

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Kollektives Defensivverhalten als Kritikpunkt

Im letzten WM-Test am Dienstagabend in Mannheim gegen das NHL-Star-Ensemble der USA waren beim zu hohen 2:5 keineswegs die Torhüter Mathias Niederberger und Niklas Treutle die Unsicherheitsfaktoren. Das Abwehrverhalten allgemein ließ gegen den WM-Mitfavoriten zu wünschen übrig, auch wenn das Ergebnis zu deutlich ausfiel und Deutschland das letzte Tor ohne Torhüter und mit einem Feldspieler mehr auf dem Eis kassierte.

"Wir sind nicht ganz im Spielplan geblieben", bemängelte Söderholm. Der 41 Jahre alte Coach wirkt vor dem WM-Start beunruhigter als seine Auswahl. Die Spieler beschwichtigten, nur Kapitän Moritz Müller forderte ebenfalls, die Abwehrarbeit als Aufgabe des Kollektivs anzusehen: "Wir müssen einfach begreifen, dass das Spiel ohne Scheibe genauso wichtig ist wie das Spiel mit Scheibe."

Zu oft waren die beiden Keeper Niederberger und Treutle gegen die NHL-Stars aus den USA allein gelassen worden. Insbesondere der Nürnberger Treutle war deswegen auch zu Glanztaten gezwungen, als er nach gut der Hälfte der Spielzeit absprachegemäß den Düsseldorfer Niederberger ablöste.

Faktor Grubauer: Torhüter-Frage noch offen

Das Problem der fehlenden Balance ist nicht neu im deutschen Spiel und zieht sich durch die Vorbereitung. Bei vier Niederlagen in den sieben Testspielen kassierte die Auswahl insgesamt 18 Treffer. Die Qualität der Offensive mit NHL-Ausnahmestürmer Draisaitl und Nordamerika-Kollege Dominik Kahun scheint deutlich besser als die der Verteidigung. "Wir haben insgesamt sehr viel Qualität", antwortete Niederberger darauf angesprochen ausweichend: "Wir haben insgesamt noch Potenzial nach oben, was die Konstanz angeht."

Welcher Torhüter am Samstag gegen Aufsteiger Großbritannien zunächst das Vertrauen erhält, ließ Söderholm offen. Der Nachfolger von Erfolgscoach Marco Sturm hatte auf die erfahrenen Dennis Endras vom Meister Mannheim und Danny aus den Birken vom Vize-Champion München verzichtet. Fest hatte er damit gerechnet, noch mindestens einen NHL-Torhüter berufen zu können. Doch Thomas Greiss sagte verletzt ab. Philipp Grubauer ist mit Colorado in den Play-offs noch gebunden, könnte aber im Fall einer Niederlage in Spiel sieben mit der Colorado Avalanche in der Nacht zum Donnerstag (ab 3 Uhr MESZ) in San Jose womöglich Anfang nächster Woche zum Team stoßen.

Schaidnagel hofft auf "richtige Balance"

Olympia-Silbermedaillengewinner Björn Krupp hatte Söderholm freiwillig wieder aussortiert, auch die Pyeongchang-Teilnehmer Sinan Akdag und Daryl Boyle fehlen. Ob NHL-Routinier Dennis Seidenberg ohne Spielpraxis der Abwehr wie noch bei den vergangenen beiden WM-Turnieren Stabilität verleihen würde, ist äußerst zweifelhaft. Söderholm hält zwar den Kontakt, entschied sich aber bislang gegen den 37-Jährigen, der für die New York Islanders in dieser Saison nicht zum Einsatz gekommen war.

Söderholm vermittelt seiner talentierten Mannschaft, mutig nach vorne zu spielen und nicht nur auf Kampfgeist zu setzen. Man müsse "die richtige Balance finden", meinte Sportdirektor Stefan Schaidnagel. "Dann haben wir auch Mannschaften, die gut machbar sind."

dpa

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