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Aus Estland: Elektromobil mit Dreirad-Antrieb

Recyclebarer Retro-Stromer- Austauschbare Akkus

Aus Estland: Elektromobil mit Dreirad-Antrieb

Nobe 100: Das Elektro-Dreirad im Retro-Style sieht aus, als käme es geradewegs aus den 1950er-Jahren.

Nobe 100: Das Elektro-Dreirad im Retro-Style sieht aus, als käme es geradewegs aus den 1950er-Jahren. Hersteller

"Wir wollten ein Auto bauen, bei dem jedermann stehenbleibt und schaut", sagt Roman Muljar, Chef von Nobe Cars. Auf dem Genfer Automobilsalon (bis 17. März) ist das nur bedingt der Fall, denn dort fristet das ungewöhnliche Elektromobil eher ein Schattendasein, unbestrahlt vom Scheinwerferglanz steht es auf seinem Plätzchen in Halle 2.

Kompromissloser Retro-Style

Sollte der Nobe 100 aber tatsächlich durch die Citys cruisen, dann dürfte ihm maximale Aufmerksamkeit sicher sein. Kompromisslos ist sein 1950er-Jahre-Retro-Style geraten, bis hin zum Interieur mit dem großen Lenkrad und den kreisrunden Analoginstrumenten, denen jegliche digitale Attitüde fehlt.

Die Fahrgemeinschaft kann aus bis zu drei Personen bestehen, zwei sitzen vorne, eine dritte im Fond. Etwas Gepäck dürfen die Reisenden auch mitnehmen: Es wird unter der Fronthaube verstaut, wenn das nicht reicht, bietet ein extra zu montierender Heckträger Transportmöglichkeit für Fahrräder oder Koffer.

Die Zahl drei ist auch die relevante Größe, was den Antrieb betrifft. Drei Räder hat der Nobe, an jedem sitzt ein Radnabenmotor - Three-Wheel-Drive also statt Four-Wheel-Drive, was unterm Strich aber dennoch Allradantrieb ergibt. Vor allem aber geht es beim Nobe um Nachhaltigkeit. Das soll dann so aussehen, dass der Kunde eventuell beschädigte Karosseriepanels zum Hersteller einschicken kann, wo sie einem Recyclingprozess zugeführt werden. Im Austausch kommen neue Panels ins Haus, was übrigens auch für den Fall gilt, dass eine neue Farbe gewünscht wird. "Wir werden niemals einen Nobe auf den Schrottplatz verfrachten", verspricht Muljar.

Nobe 100

Nobe 100: Hier macht ihn ein abnehmbares Dach zum Elektro-Cabriolet. Hersteller

Weil sich die Batterietechnologie kontinuierlich verbessert, soll ein Update möglich sein. Der im Unterboden installierte Akku (21 kWh oder 25 kWh) lässt sich ohne Werkzeug herausnehmen, was auch im Alltag von praktischem Nutzen ist, da sich die Batterie so bequem zuhause laden lässt. Sinnvoller ist es aber, die Option des Schnellladens wahrzunehmen, in diesem Fall sind die Batterien binnen zwei Stunden wieder komplett mit "Saft" versorgt.

Tragbarer Zusatzakku

Außerdem soll ein tragbarer Zusatzakku verfügbar sein, der die Basis-Reichweite von 210 bzw. 260 Kilometern um weitere 50 Kilometer erweitert.

Nobe 100 Innenraum

Schlicht und einfach: Großes Lenkrad, Fensterkurbel, Analoginstrumente. Hersteller

Mit 3,56 Metern Länge und gerade einmal 590 Kilo Lebendgewicht ist der Nobe 100 ein ebenso kleines wie leichtes Kerlchen. Kein Wunder also, dass er in ziemlich flotten 5,9 Sekunden von 0 auf 100 sprintet und in der Spitze 130 km/h erreicht.

Nobe Cars ist im estländischen Tallinn beheimatet, die Gelder für den Nobe 100 sammelte man per Crowdfunding ein. 2020 soll die Serienproduktion des Retro-Dreirads beginnen.

Hardtop und Cabrio

Vorbestellbar sind zwei Versionen. Der Nobe 100 mit 54 kW/73 PS und Hardtop kostet 37.000 Euro, der GT mit 72 kW/98 PS und abnehmbarem Cabriotop kommt auf 47.000 Euro. Sollte sich der Nobe als Erfolg erweisen, könnten weitere Karosserievarianten wie ein Pick-up folgen – auch ihnen dürfte viel Aufmerksamkeit sicher sein.

ule