Die Newcastle-Fans werden ihn kaum mitbekommen haben. Doch dieser Satz auf Borussia Dortmunds Pressekonferenz in San Siro dürfte ihnen gefallen: "Wir versprechen", sagte BVB-Trainer Edin Terzic nach dem 3:1 bei der AC Mailand, "dass wir auch das letzte Spiel mit voller Motivation angehen."
Genau darauf ist Newcastle nach dem ereignisreichen Champions-League-Dienstag angewiesen. Um wie der BVB ins Achtelfinale einzuziehen, brauchen die Magpies zum Abschluss der Gruppenphase nicht nur einen Heimsieg gegen Milan, sondern auch mindestens einen Dortmunder Punktgewinn gegen Paris St. Germain. Und das alles, weil Szymon Marciniak, der Schiedsrichter des vergangenen Champions-League-Finals, am Dienstagabend im Pariser Prinzenpark tief in der Nachspielzeit eine verhängnisvolle Entscheidung fällte.
Ein VAR-Eingriff, der die Probleme bei der Auslegung der Handregel zeigt
Fast heroisch hatten die Newcastle-Profis, die zum Teil gar keine waren, ihre 1:0-Pausenführung im zweiten Durchgang verteidigt. Die Gäste waren mit derart großen Personalsorgen angereist, dass Trainer Eddie Howe nicht ein einziges Mal auswechselte. Doch als sie tatsächlich an den Auswärtscoup zu glauben begannen, mit dem sie das Weiterkommen in den eigenen Händen gehabt hätten, schoss Ousmane Dembelé Valentino Livramento im Strafraum den Ball aus kurzer Distanz an die Brust, von der er an dessen Arm sprang.
Marciniak pfiff zunächst nicht, entschied nach Ansicht der Bilder aber doch auf Elfmeter, den Kylian Mbappé zum 1:1 verwandelte - und der als Paradebeispiel dafür diente, was die Auslegung der Handregel gerade auf europäischer Bühne derzeit so umstritten macht. Es war ein Strafstoß, den kein betroffener Klub in der weiten Fußballwelt als verdiente Konsequenz dieser Szene wahrgenommen hätte.
"Ich hätte es nicht besser zusammenfassen können, weil ich das nicht darf"
Die Newcastle-affinen TV-Experten in England sprachen wahlweise vom Gefühl, "betrogen" und "bestohlen" worden zu sein, oder gleich von einem "Haufen Scheiße" (Alan Shearer). Trainer Howe nutzte diese Empörung für eine eleganten Weg der Schiedsrichterkritik und sagte lediglich: "Ich hätte es nicht besser zusammenfassen können, weil ich das nicht darf. Ich teile all eure Gedanken." Er selbst sprach vorsichtig von einer "schlechten" und "für uns extrem frustrierenden" Entscheidung und warf Marciniak indirekt vor, sich dem "massiven" Druck der PSG-Fans gebeugt zu haben.
Auch auf WhatsApp kann man nun die wichtigsten News und spannende Artikel der kicker-Redaktion entdecken. Alle Eilmeldungen im Fußball und aus der Welt des Sports sowie ausgewählte Leseempfehlungen landen direkt im neuen WhatsApp-Channel des kicker.
Darüber, dass sich seine gebeutelte Elf auch mit dem 1:1 "einen weiteren Tag in der Gruppe des Todes erkämpft" ("Guardian") hat, konnte sich Howe erst mal nicht freuen. Und als er aufmunternd darauf hingewiesen wurde, dass er in 15 Minuten Geburtstag habe, entgegnete der gerade noch 44-Jährige: "Hab ich? Keine Ahnung. Ich habe die Tage nicht mehr im Blick. Ah, Sie haben Recht. Ich habe es für einen Sekundenbruchteil vergessen. Das ist gerade nicht meine Priorität."