Nationalelf

Neuer über das Niederknien: "Wir sprechen in der Mannschaft darüber"

Neuer würdigt Regenbogen-Unterstützung und Englands Kniefall

Neuer über das Niederknien: "Wir sprechen in der Mannschaft darüber"

Nationaltorwart Manuel Neuer

Nationaltorwart Manuel Neuer picture-alliance

Manuel Neuer ist angetan von der Resonanz und der Entwicklung, die er mit dem Tragen der Regenbogen-Binde während der EM mit ausgelöst hat. "Ich finde es gut. Daran sieht man, wo wir stehen in unserer Gesellschaft, und dass wir 2021 in Mitteleuropa so weit sind, dass wir als offene, tolerante Gesellschaft eine solche Aktion als sehr positiv empfinden", sagte der Kapitän der Nationalmannschaft in einem Interview mit dem kicker (Montagausgabe).

"Eigentlich habe ich von unserer Bevölkerung nichts Anderes erwartet, und wir als Mannschaft können nur sagen, dass wir dafür sehr dankbar sind", fügte er hinzu. Er werde auch am Dienstag im Achtelfinale gegen England "die Regenbogen-Spielführerbinde tragen".

Zudem würdigte Neuer den Kniefall der englischen Auswahlspieler als Zeichen gegen Rassismus und für Solidarisierung mit der Black-Lives-Matter-Bewegung. "Grundsätzlich finden wir das sehr gut von der englischen Nationalmannschaft und von den Teams, die das in der Premier League auch machen. Wir kennen das in dieser Form aus der Bundesliga und aus unseren Länderspielen bisher so noch nicht. Wir sprechen in der Mannschaft darüber", sagte der Torhüter.

Neues Bewusstsein in der Nationalmannschaft

Generell hat sich nach Ansicht von Neuer seit geraumer Zeit ein neues gesellschaftspolitisches Bewusstsein in der Nationalmannschaft gebildet. "Es war in der Vergangenheit oft so, dass wir uns politisch nicht so positioniert haben und stattdessen den Richtlinien, wie es immer gewesen ist, gefolgt sind. Jetzt hat - auch dank der sozialen Medien - jeder Einzelne mehr Einfluss, etwas zu bewegen. Das hat sich in den letzten Jahren so entwickelt", erklärte der Keeper des FC Bayern: "Wir möchten der Nationalmannschaft ein Gesicht geben und den Menschen zeigen, dass es außerhalb des Fußballs wichtige Dinge gibt, auf die wir hinweisen und hinter denen wir stehen. Wir sind für viele Kinder und Jugendliche Vorbilder, und ich denke, dass wir da gerade ein positives Bild abgeben."

Wir möchten der Nationalmannschaft ein Gesicht geben und den Menschen zeigen, dass es außerhalb des Fußballs wichtige Dinge gibt.

Manuel Neuer

"Nie einen Durchmarsch hingelegt"

Sportlich sieht Neuer die Nationalmannschaft ungeachtet der holprigen Gruppenphase und des Fast-Ausscheidens gegen Ungarn auf einem vielversprechenden Weg. "Ich habe jetzt ein wirklich gutes Gefühl. Am Ende fühlen wir uns als moralische Sieger, weil wir zweimal zurückgekommen und deshalb weiter sind", bewertete er das 2:2 im letzten Gruppenspiel. Zudem sieht er etliche Parallelen zu früheren WM- und EM-Teilnahmen. "Seit ich in der Nationalmannschaft bin, war es nie so, dass wir in einem Turnier einen Durchmarsch hingelegt haben. Es gab immer Höhen und Tiefen während eines Turniers, und deshalb ist es für mich bislang ein Turnier wie alle vorangegangenen auch - außer das vor drei Jahren in Russland", so der Kapitän.

Was denkt Manuel Neuer über England? Warum will er sich mit dem Achtelfinale nicht zufrieden geben? Das lesen Sie in der kicker-Ausgabe vom Montag - oder ab Sonntagabend im e-paper.

Oliver Hartmann