Es lief die 49. Spielminute, Deutschland lag 0:1 zurück, Leory Sané wurde nach einem Foul an Phillipp Mwene vom Mainzer provoziert und ließ sich daraufhin zu einer Tätlichkeit verleiten. Der 27-Jährige reagierte mit einem heftigem Griff und Schubser an den Halsbereich seines Gegenspielers und wurde daraufhin von Schiedsrichter Slavko Vincic (Slowenien) vom Platz gestellt. Für Sané war das in seinem 402. Profi-Spiel die erste Rote Karte überhaupt.
"Er hat sich vor der Mannschaft entschuldigt", verriet Bundestrainer Julian Nagelsmann nach der 0:2-Niederlage beim ZDF und betonte: "Man muss auch sehen, was Mwene macht. Er reißt nach dem Foul das Bein hoch und geht dann auf Leroy los." Nagelsmann betonte aber auch, dass der Münchner besser cool geblieben wäre: "Natürlich muss er da so clever sein, dass er das nicht macht."
Und Sané? Der wusste das auch und zeigte sich reumütig. "Das Spiel geht heute auf mich, das geht auf meine Kappe. Da muss ich mich beherrschen, das kann nicht passieren, da habe ich die Mannschaft im Stich gelassen", so der der 27-Jährige, der auch betonte, dass seine Aktion nicht zielgerichtet gegen Mwene persönlich, sondern viel mehr dem eigenen Frust geschuldet gewesen sei: "Das war nichts Persönliches gegen Philipp, das war meine eigene Leistung - wie gesagt, das darf mir nicht passieren. Ich bin motiviert, ich will, dass wir in die richtige Richtung gehen."
"Mindestens" eine Sperre von drei Spielen
Stattdessen muss Sané jetzt mit einer Sperre rechnen. Die Entscheidung obliegt dabei der FIFA. Aller Voraussicht nach kommt eine Sperre von "mindestens" drei Spielen auf ihn zu.
Die Regularien sehen nämlich für "Tätlichkeiten, einschließlich Ellbogenschlag, Boxen, Treten, Beißen, Spucken oder Schlagen" genau das, eine Mindestsperre von drei Spielen, vor - oder eine Sperre für "eine angemessene Zeitspanne". Es kann also auch passieren, dass die Disziplinarkommission dem 27-Jährigen sogar eine noch längere Zwangspause verordnet.
Sané, der in der laufenden Saison beim FC Bayern viele gute Spiele gemacht hat (acht Tore, sieben Vorlagen und ein kicker-Notenschnitt von 1,86 in elf Bundesliga-Spielen) droht also große Teile der EM-Vorbereitung zu verpassen. Deutschland plant noch vier Testspiele vor dem Start der Heim-EM im kommenden Sommer - zwei Partien in der Länderspielpause im März und zwei in der direkten Vorbereitung auf das Turnier nach dem Saisonende in der Bundesliga.