Nationalelf

Nagelsmann: "Ich kann dieses Gerede nicht mehr hören"

Wie ihm die DFB-Doku geholfen hat

Nagelsmann: "Ich kann dieses Gerede nicht mehr hören"

"Die A-Nationalmannschaft liegt seit Jahren sportlich am Boden" - hilft ihr Julian Nagelsmann bei der EM wieder auf die Beine?

"Die A-Nationalmannschaft liegt seit Jahren sportlich am Boden" - hilft ihr Julian Nagelsmann bei der EM wieder auf die Beine? picture alliance / SvenSimon

Die Amazon-Dokumentation über das WM-Debakel in Katar war für den DFB ein Reinfall, für Julian Nagelsmann jedoch nützlich. "Schon", antwortet der Bundestrainer im "Spiegel"-Interview auf die Frage, ob ihm die Doku bei seiner jetzigen Arbeit geholfen habe. "Man konnte gewisse Reaktionen der Spieler sehen. Man konnte erkennen, was sie begeistert und was nicht. Ich fand den Film für den DFB allerdings nicht glücklich. Ehrlich gesagt hat es mir keine Freude gemacht, das anzuschauen."

Man kann davon ausgehen, dass in Nagelsmanns EM-Vorbereitung Graugänse keine Rolle spielen werden. Die Nationalspieler hätten "in ihrer Karriere alle schon 100 solcher Filme gesehen" und seien "da völlig übersättigt", sagt Nagelsmann, der lieber auf individuelle Motivation setzt. "Manche wollen Verantwortung, manche triggert nur Erfolg, andere die Nähe zum Trainer, wieder andere wollen ihre Ruhe haben. Leroy Sané bekommt man damit, wenn man ihm mal einen freien Tag in Aussicht stellt. Dann hat er danach wieder den Kopf frei und ist voll bei der Sache. Joshua Kimmich dagegen kann mit freien Tagen eher wenig anfangen, der will trainieren, trainieren, trainieren."

"Die haben uns aufgefressen!"

Arbeiten ist auch für Nagelsmann das Stichwort vor der Heim-EM. Er will leidenschaftlichen, kämpferischen Fußball sehen und daran auch sein Personal ausrichten. "Ich kann dieses Gerede nicht mehr hören, unsere Spieler hätten alle so ein großes Talent", erklärt er. "Es mangelt uns nicht an hervorragenden Fußballern. Und wir haben in den vergangenen Jahren auch immer mal wieder gezeigt, dass wir mit den führenden Fußballnationen in Europa wie Frankreich oder England gut klarkommen. Der Grund, warum wir gegen die Türkei und gegen Österreich verloren haben, war, dass diese Nationen bissig und aggressiv spielen. Die haben uns aufgefressen! Teams, die in der Weltrangliste zwischen Platz 6 und 40 stehen, sind für uns gefährlicher als die Topmannschaften."

Die Nationalelf müsse deshalb "endlich anfangen, Fußball wieder zu arbeiten", fordert der Bundestrainer und wird deutlich: "Die A-Nationalmannschaft liegt seit Jahren sportlich am Boden. Da war zuletzt nichts dabei, was die Hoffnung nähren könnte, dass wir ins Halbfinale kommen. Ich glaube aber, wenn wir vier oder fünf gute Spiele machen, uns zerreißen, dann jedoch im Viertelfinale gegen eine Topnation ausscheiden, kann es für Fußball-Deutschland trotzdem eine gute EM werden."

jpe

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