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Nagelsmann: "Ganz so düster müssen wir es diesmal nicht malen"

Parallelen zwischen seinem Start in Hoffenheim und dem beim DFB

Nagelsmann: "Ganz so düster müssen wir es diesmal nicht malen"

Sieht Parallelen und Unterschiede zu seinem Start 2016 als Trainer bei der TSG Hoffenheim: Julian Nagelsmann.

Sieht Parallelen und Unterschiede zu seinem Start 2016 als Trainer bei der TSG Hoffenheim: Julian Nagelsmann. IMAGO/Norbert Schmidt

Eigentlich war der Start als Profi-Trainer ganz anders geplant, als er dann kam: Im Sommer 2016 sollte Julian Nagelsmann geordnet die Mannschaft von 1899 Hoffenheim übernehmen, wie der Klub bereits im Oktober 2015 kommunizierte.

Doch weil die Kraichgauer in massive Abstiegsnöte gerieten und Huub Stevens aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, musste Nagelsmann im Alter von gerade einmal 28 Jahren bereits früher ran: Bereits im Februar 2016 startete er das Coaching des Tabellen-Vorletzten - und führte Hoffenheim dank 23 gewonnenen Punkten bereits am 33. Spieltag zum vorzeitigen Klassenerhalt.

Es war der Startpunkt einer beachtlichen Trainerkarriere, die an diesem Freitag auf ihrem vorläufigen Höhepunkt angekommen ist: Seit dem Vormittag ist vertraglich fixiert, dass Nagelsmann das DFB-Team als Bundestrainer zur Heim-EM im Sommer 2024 führen wird. Wieder begibt sich der inzwischen 36-Jährige also auf eine schwere Mission in einem begrenzten Zeitraum und mit einem klaren Ziel. Die Frage nach den Parallelen zwischen der Situation im Frühjahr 2016 und jener im Herbst 2023 drängt sich gerade zu auf.

Vorgehen nicht nach Lehrbuch

Auch Nagelsmann selbst hatte sie sich am Tag zuvor gestellt, berichtete er am Freitag bei seiner offiziellen Vorstellung in der DFB-Akademie in Frankfurt. Ein Unterschied fiel ihm sofort auf: "Ganz so düster sieht es heute nicht aus, ganz so düster müssen wir es diesmal nicht malen." Der jüngste 2:1-Erfolg gegen Frankreich unter Interimscoach Rudi Völler hatte nicht nur Nagelsmann gezeigt, dass die sportliche Situation des DFB-Teams nicht so schlecht ist es, wie es die vielen Negativ-Erlebnisse und -Ergebnisse der vergangenen Monate vermuten ließen. Die Qualität ist vorhanden, sie muss nur richtig eingesetzt werden. Sportlich wie atmosphärisch.

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Doch Nagelsmann erkannte bei seinem Vergleich auch eine wichtige Parallele: Damals wie heute ging er nicht unbedingt nach dem klassischen Lehrbuch vor. "Wir hatten damals eine Herangehensweise, die nicht typisch war für den Abstiegskampf", blickte Nagelsmann am Freitag zurück.

Sein Credo damals lautete, dass man Spiele nur gewinnen kann, wenn man mehr Tore schießt als der Gegner und nicht, in dem man kein Gegentor kriegt. Er stellte auf eine Dreierkette um, arbeitete mit seinen Spielern an der offensiven Positionierung - und sorgte damit fast automatisch auch für ein bessere Konterabsicherung und ein griffigeres Gegenpressing.

Eine Idee, die Halt gibt - und das Publikum mitnimmt

Nagelsmanns erste Spiele als Bundestrainer

Beim DFB-Team wiederum werde es ihm und seinem Trainerteam um Benjamin Glück und Sandro Wagner darum gehen, das Wort Krise aus den Köpfen zu bekommen. Und darum, Potenziale zu erkennen und Vertrauen zu schaffen. Zuallererst bei den Spielern, die für Nagelsmann die wichtigsten Ansprechpartner sein sollen. Gelingen soll das durch eine Idee, die den Fußball nicht unnötig verkompliziert, sondern Halt gibt - und die für attraktiven Fußball stehen soll.

Gesunde Aggressivität in Richtung gegnerisches Tor. Es soll wehtun, gegen uns zu spielen.

Julian Nagelsmann

"Die Headline könnte sein: Gesunde Aggressivität in Richtung gegnerisches Tor", sagte Nagelsmann am Freitag, ehe er ins Detail ging: "Wir brauchen diese gesunde Aggressivität nicht nur mit dem Ball, sondern auch gegen den Ball. Es geht um Präsenz im Strafraum. Darum, Stress beim Gegner auszulösen. Es soll wehtun, gegen uns zu spielen. Dann kommen auch Emotionen rüber, mit denen wir die Nation begeistern wollen auf dem Weg zur EM und natürlich auch beim Turnier selbst."

Matthias Dersch