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Nach Festnahmen: Legia erhebt Vorwürfe - Behörden widersprechen

Beide Profis sind zurück in Warschau

Nach Festnahme von zwei Spielern: Legia erhebt Vorwürfe, Behörden widersprechen

Legia Warschau veröffentlichte auf einer Pressekonferenz Videoaufnahmen von den Vorfälle nach Spielende.

Legia Warschau veröffentlichte auf einer Pressekonferenz Videoaufnahmen von den Vorfälle nach Spielende. IMAGO/East News

Der 1:0-Erfolg von AZ Alkmaar im Conference-League-Heimspiel gegen Legia Warschau am Donnerstagabend rückte in den Stunden nach Abpfiff schnell in den Hintergrund. Der Grund: Die Klubführung der Gäste aus Polen erhebt schwere Vorwürfe gegen die niederländischen Sicherheitskräfte vor Ort. Die Ereignisse, die sich in der 111.000-Einwohner-Stadt zugetragen hätten, seien ein "absoluter Skandal", sagte der Vereinsvorsitzende Dariusz Mioduski am Freitag in Warschau. "Ich habe noch nie erlebt, dass unsere Spieler, unser Stab und Vorstandsmitglieder von Sicherheitsleuten und der Polizei angegriffen wurden."

Legia veröffentlichte bei einer Pressekonferenz Videoaufnahmen von einem Handgemenge am Mannschaftsbus, auf denen unter anderem zu sehen war, wie Mioduski mit Uniformierten sprach. Polnische Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, dass Sicherheitsdienste die Gäste daran gehindert hätten, das Stadion mit dem Bus zu verlassen.

Legia und die Behörden stellen die Vorfälle unterschiedlich dar

Der Vorfall habe sich laut den Gästen eine Stunde nach Spielende ereignet. Teile der Mannschaft hätten sich zu diesem Zeitpunkt im Bus vor dem Stadion befunden, als Ordnungskräfte eine Tür geschlossen und damit den übrigen Akteuren und Betreuern den Weg zum Bus abgeschnitten hätten. Die darauffolgenden Bitten der Polen seien ignoriert worden, stattdessen hätten Ordner die Gäste angegriffen. Nach dem Eintreffen der Polizei sei die Gewalt dann noch weiter eskaliert.

Nach Angaben der Behörden konnte der Mannschaftsbus zunächst aus Sicherheitsgründen nicht abfahren, da die Legia-Fans das Stadion zuvor noch verlassen mussten. "Einige Spieler und Offizielle waren damit offenbar nicht einverstanden und wurden gewalttätig", heißt es in einer Stellungnahme. Man weise die Vorwürfe aus Polen zurück, dass gerade die Polizei zu hart eingegriffen hätte.

"Niemand hat uns gesagt, wo unsere Spieler sind"

In Folge der Handgreiflichkeiten wurden dann zwei Legia-Spieler - der portugiesischen Außenstürmer Josué sowie der serbischen Innenverteidiger Radovan Pankov - in Gewahrsam genommen. Mioduski erklärte, er habe nach der Festnahme versucht, gemeinsam mit den Spielern zur Dienststelle zu fahren, sei aber auf brutale Weise davon abgehalten worden. "Niemand hat uns gesagt, wo unsere Spieler sind, auf welcher Polizeiwache. Es hieß sogar, sie würden nach Amsterdam gebracht, aber dann waren sie doch in Alkmaar."

Staatsanwaltschaft, Polizei und Stadt rechtfertigen die Ingewahrsamnahmen dagegen in ihrer gemeinsamen Erklärung. "Es waren die Spieler, die gewalttätig waren. Daher wurde beschlossen, sie festzunehmen." Die Profis hätten Mitarbeiter von AZ Alkmaar misshandelt, erklärte Oberstaatsanwältin Digna van Boetzelaer am Freitag in Alkmaar.

Zuvor war es nach Polizeiangaben bereits vor Anpfiff zu erheblichen Auseinandersetzungen am Eingang des Stadions gekommen. Warschauer Anhänger stürmten demnach das Eingangstor und griffen die Sicherheitskräfte vor Ort an. Dabei hatte den Angaben zufolge ein Polizist das Bewusstsein verloren, zwei andere wurden leicht verletzt.

Auch Polens Regierungschef Morawiecki schaltet sich ein

Die Angelegenheit war auch ein Thema am Rande des informellen EU-Gipfels im spanischen Granada. Wie Polens Regierungschef Morawiecki via Facebook mitteilte, sprach er dort persönlich mit seinem niederländischen Amtskollegen Mark Rutte über den Vorfall. "Ich habe meinen entschiedenen Protest gegen das brutale Verhalten der niederländischen Polizei gegen die Spieler und die Fans von Legia Warszawa zum Ausdruck gebracht", schrieb er und erklärte, Rutte habe eine schnelle Aufklärung des Vorfalls zugesichert.

Nachdem beide Spieler in Anwesenheit eines Anwalts in ihren Muttersprachen verhört worden waren, konnten sie die Niederlande verlassen und nach Polen zurückkehren, zitierte das Portal Onet.pl am Samstag den Sprecher von Legia Warschau. Wie die niederländische Polizei mitteilte, gelten beide allerdings auch ungeachtet ihrer Freilassung als "weiterhin tatverdächtig". 

vtr, DPA

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