Champions League

BVB-Coach: "Wenn er nicht verletzt ist, nehmen wir ihn!"

Der BVB ist in Sevilla gefordert, Terzic hat trotz der Köln-Niederlage den Humor nicht verloren

"Moretti? Wenn er nicht verletzt ist, nehmen wir ihn!"

BVB-Trainer Edin Terzic reagiert auf die angespannte Personalsituation mit Humor.

BVB-Trainer Edin Terzic reagiert auf die angespannte Personalsituation mit Humor. Getty Images

Die vergangenen Tage dürften nicht zu den schönsten im Trainer-Leben von Edin Terzic gehört haben, zu sehr schmerzte die unnötige 2:3-Niederlage in Köln, zu groß ist der Erfolgsdruck vor dem Auswärtsspiel in der Champions League beim FC Sevilla am Mittwoch und dem darauffolgenden Bundesliga-Hit gegen den FC Bayern. Seinen Humor allerdings hat der BVB-Trainer deshalb nicht verloren, wie er am Dienstagabend unter Beweis stellte.

Terzic verpackt bittere Wahrheit mit Humor

In den Katakomben des Estadio Ramon Sanchez Pizjuan lauschte er den Ausführungen des Dolmetschers, der auf der Pressekonferenz die Fragen der spanischen Journalisten übersetzte. Die Frage betraf nicht ihn, sondern den neben ihm sitzenden BVB-Profi Julian Brandt. Doch sie erzeugte eher Fragezeichen in den Gesichtern des Dortmunders, der nur verstand, dass er einen Spieler mit seinem Ex-Mitspieler Erling Haaland vergleichen sollte. Brandt schaute nach links zu Terzic, Terzic schaute zurück und zuckte mit den Schultern. "Moretti? Den haben wir nicht", sagte er dann, "aber wenn er nicht verletzt ist, nehmen wir ihn."

Gemeint war natürlich Anthony Modeste, der Nachfolger Haalands im BVB-Sturm. Doch das war eher nebensächlich. Denn die humorige Antwort von Terzic hatte einen schmerzenden Kern: Auch in Sevilla muss der BVB-Trainer wieder auf zahlreiche Spieler verzichten, die zum Stammpersonal zählen: So flogen weder Marco Reus noch Mats Hummels und Marius Wolf mit nach Spanien, auch Giovanni Reyna fehlte im Flieger. Und Stammkeeper Gregor Kobel reiste zwar mit ins sommerlich warme Andalusien, ein Einsatz aber ist eher unwahrscheinlich, im Abschlusstraining ist der Schweizer nicht mit dabei. "Greg ist erfreulicherweise mitgereist. Er kann hier sein Pensum erhöhen", sagte Terzic. Ein Risiko wird der 39-Jährige jedoch nicht eingehen - und Kobel lieber noch ein paar reine Trainingstage vor dem München-Spiel gönnen.

Erinnerungen an "zwei richtig schwere Aufgaben"

Sportlich relevant ist freilich bereits das Sevilla-Spiel. Mit drei Punkten aus den ersten zwei Partien gegen Kopenhagen (3:0) und Manchester City (1:2) ist der BVB zwar besser gestartet als die ohnehin krisengebeutelten Spanier, die erst einen Punkt auf dem Konto haben und auch in der Liga so heftig straucheln, dass das Aus von Trainer Julen Lopetegui bereits besiegelt zu sein scheint. Dennoch warnte Terzic vor einem starken Gegner, den er aus der Saison 2020/21 noch bestens in Erinnerung hat. Als Interimscoach gelang ihm damals mit der Borussia der Einzug ins Viertelfinale der Champions League durch einen 3:2-Sieg in Sevilla und ein 2:2-Remis in Dortmund. "Es waren zwei richtig schwere Aufgaben für uns", erinnerte sich Terzic am Dienstag und schloss daraus: "Wenn wir am Mittwoch keine 100 Prozent geben, dann werden wir verlieren."

Mit Wind in den Segeln gegen die Bayern?

In Köln gelang es am vergangenen Wochenende nicht, über die volle Distanz des Spiels an die eigene Leistungsgrenze zu kommen. Eine bittere Niederlage, die bis nach Sevilla nachhallte, war die Folge. "Wir hatten eine Besprechung, in der der Finger in die Wunde gelegt wurde", berichtete Brandt über die Aufarbeitung des 2:3, betonte jedoch das Positive: "Wir haben hier die große Chance, um den Wind wieder zu unseren Gunsten zu drehen."

Ein Sieg wäre ein wichtiger Schritt auf dem angestrebten Weg ins Achtelfinale der Königsklasse - und ganz sicher auch der richtige Stimmungsaufheller vor dem Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern am kommenden Samstag.

Matthias Dersch

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