DFB-Pokal

Mintzlaffs emotionales Statement: "Wie krank ist das denn?"

Leipzigs Geschäftsführer weist Kritik an Vorgehen im Zusammenhang mit abgesagtem Europa-League-Spiel zurück

Mintzlaffs emotionales Statement: "Wie krank ist das denn?"

Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff - hier am Sky-Mikrofon im Oktober 2021 - reagierte emotional auf die Kritik an RB.

Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff - hier am Sky-Mikrofon im Oktober 2021 - reagierte emotional auf die Kritik an RB. imago images/Picture Point LE

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von RB Leipzig ist normalerweise kein Mensch, der sich öffentlich von seinen Emotionen leiten lässt. Mintzlaff kommt bei seinen Auftritten stets kühl und auch unnahbar daher. Am Dienstag jedoch sah man den 46-Jährigen mit Tränen der Wut in den Augen. Eigentlich hatte RB Leipzig zur virtuellen Pressekonferenz anlässlich des Viertelfinal-Spiels im DFB-Pokal am Mittwoch bei Hannover 96 (18.30 Uhr, LIVE! auf kicker) geladen, doch vorgeschaltet war ein Statement von Mintzlaff zur Entscheidung der UEFA, angesichts des Kriegs in der Ukraine alle russischen Klubs von den europäischen Wettbewerben auszuschließen - und somit das Achtelfinale der Europa League zwischen RB und Spartak Moskau abzusagen.

Mintzlaff bezeichnet Absage durch UEFA statt durch RB "in der Retrospektive als richtigen Prozess"

Mintzlaff gewährte einen Einblick in die Abläufe, die sich seit der Auslosung der Paarung am vergangenen Freitag ergeben hatten, und wies die aufgekommene Kritik, RB hätte Haltung zeigen und frühzeitig einen Boykott der Spiele gegen Spartak anstreben müssen, zurück. Natürlich habe man in der Klubführung diskutiert, "wie wir damit umgehen", so der Geschäftsführer, und man habe sich auch die Frage gestellt: "Ist ein Boykott das Richtige?" Schon frühzeitig suchte Mintzlaff seinen Worten zufolge den Austausch mit UEFA-Präsident Aleksander Ceferin, auch um dort zu hinterlegen, "dass es nur eine Entscheidung geben kann".

Dass die UEFA dann den Boykott russischer Teams und damit von Spartak traf und nicht RB, erachtet Mintzlaff "in der Retrospektive als richtigen Prozess". RB seinerseits habe im Austausch mit der UEFA darauf gedrungen, die Partien abzusagen, so der RB-Geschäftsführer weiter, "man kann nicht sagen, dass wir ein Verein sind, der sich wegduckt". Im Rückblick räumte er ein, dass RB die am Freitag direkt nach der Auslosung geäußerte Position, die Spiele gegen Moskau absolvieren zu wollen, "heute nicht mehr so machen würde".

Heftig reagierte Mintzlaff deswegen auch auf die teils sehr harsche Kritik in Medien und sozialen Netzwerken, die auf die Sachsen eingeprasselt ist. "Uns hat das hier auch alle betroffen. Uns hat das extrem beschäftigt. Ich bin auch emotional angegriffen. Und wenn man dann natürlich so viel Scheiße liest, dann ist es manchmal schon so, dass man sich fragt: Wie krank ist das denn?" Er finde es überhaupt nicht schlimm zu sagen, dass man sich Gedanken gemacht habe, "Entschuldigung, wir haben uns nicht tagtäglich mit einem Krieg beschäftigt und welche Auswirkungen das hat. Natürlich haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung als Fußballklub, und ich glaube, dass wir die in vielen Bereichen wahrnehmen. Aber es ist Sport. Die Idee zu sagen, dass Sport verbindet und beim Boykott trifft man nicht die Richtigen, dafür müssen wir uns nicht schämen."

Wenn ich Journalist wäre, hätte ich mal gefragt: Warum findet dann überhaupt noch ein Fußballspiel statt, wenn Krieg ist? Das ist doch mal die Frage.

Oliver Mintzlaff

Nach dem Gegenwind für seinen Klub kritisierte Mintzlaff auch die Medien. "Wenn ich Journalist wäre, hätte ich mal gefragt: Warum findet dann überhaupt noch ein Fußballspiel statt, wenn Krieg ist? Das ist doch mal die Frage", sagte er: "Warum findet dies statt und jenes statt? Das sind doch mal Fragen, die könnten wir uns doch auch eher nochmal alle stellen. Ob wir in der jetzigen Situation überhaupt Fußballspiele spielen können."

Andreas Hunzinger