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Michael Wimmer: "Ich habe Mega-Bock auf das Projekt!"

Austrias Neuer

Michael Wimmer: "Ich habe Mega-Bock auf das Projekt!"

Michael Wimmer leitete am Nachmittag sein erstes Training und posierte auch für die Fotografen.

Michael Wimmer leitete am Nachmittag sein erstes Training und posierte auch für die Fotografen. GEPA pictures/Edgar Eisner

Wenn die Austria-Fans auf einen richtigen Ungustl als Nachfolger für Manfred Schmid gewartet haben, um ihren Ärger über die Klub-Verantwortlichen und die Ablöse ihres Trainerlieblings an ihm auszulassen, wurden sie enttäuscht. Der heute für die nächsten zweieinhalb Jahre präsentierte Michael Wimmer ist ein sympathischer Zeitgenosse, kein Blender, kein Dampfplauderer, eher das Gegenteil, ein vielleicht sogar untypisch ruhiger Bayer.

Keine Hütter-Vita

Verglichen mit namhaften Kollegen, wie etwa Adi Hütter, dessen Name trotz Unvereinbarkeit mit den violetten Finanzen im Boulevard auch die Runde gemacht hat, kann der 42-Jährige auch auf keine Vita zurückblicken, auf die er großspurig verweisen könnte. Beim FC Dingolfing gab er in seinem Heimatort den fleißigen Sechser, "bis ich den Kollegen nicht mehr schnell genug war und sie gemeint haben, ich soll doch hinten in der Abwehr spielen". Als Trainer werkte er acht Jahre lang im Nachwuchs des 1. FC Nürnberg, ehe er sich zum Co-Trainer in Augsburg und beim VfB Stuttgart hochdiente, wo er im vergangenen Herbst nach dem Abgang von Pellegrino Matarazzo erstmals für sechs Bundesliga-Spiele ganz vorne stand. Das hat für einen Nachzügler mit drei Siegen und drei Niederlagen verhältnismäßig so gut geklappt, dass Wimmer danach keine große Lust verspürte, nach der Bestellung von Bruno Labbadia zum VfB-Cheftrainer wieder ins zweite Glied zurückzukehren.

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Das spielte der seit 5. Dezember auf Trainersuche befindlichen Wiener Austria in die Karten. Investor Jürgen Werner war es unter Mithilfe von Sportdirektor Manuel Ortlechner ein Leichtes, dank seiner Kontakte als ehemaliger Spielerberater einen Pool von zwölf Kandidaten zusammenzustellen, aus dem nach Weihnachten drei übrig blieben. Als mit Florian Kohfeldt der wahrscheinlich namhafteste aus dem Trio absagte, war der Weg frei für "Wunschlösung" (© Ortlechner) Michael Wimmer. Der hatte zwar auch Kontakte zum einen oder anderen deutschen Zweitligisten, "aber wenn ein Klub wie die Austria anruft, legt man natürlich nicht auf und sagt, ich bin noch im Urlaub", lässt er keinen Zweifel daran, dass die Austria trotz finanzieller Schieflage immer noch eine gewisse Attraktivität ausstrahlt.

"Wunschlösung" nach Kohfeldt-Absage

"Ich habe einfach Mega-Bock auf das Projekt", will Wimmer, der mit Ahmet Koc seinen Co-Trainer mitbringt (womit auch Cem Sekerlioglu Geschichte ist), den Weg mit den jungen Spielern weitergehen. Alternative dazu gibt es ohnehin keine. Was die Spielanlage betrifft, über die sich zuletzt Manfred Schmid, Manuel Ortlechner und Jürgen Werner nicht mehr einig wurden, hielt der neue Übungsleiter keinen Vortrag in modernem Fußball-Sprech, bemühte weder Pressing, noch Gegenpressing, sondern beschied sich damit, dass seine Mannschaft "frech und mutig" auftreten solle. "Wir wollen früh in Ballbesitz kommen, wollen rein in die Box und Torchancen kreieren." Dass "der Ball weiterhin der Freund des Austria-Wien-Spielers" sein soll, wie es Manuel Ortlechner ausdrückte, ist dabei kein Widerspruch. Was Wimmer bisher von der Austria gesehen hat, war jedenfalls nicht so, dass er sofort alles umdrehen müsste. "Dass die Mannschaft auch mit dem Ball etwas anfangen kann, gefällt mir", will er die Pressinglinie weiter vorne ansetzen. Ob ihm beim Videostudium seiner neuen Mannschaft auch ein Spieler ins Auge gestochen ist? "Ich will ja keinen herausheben, aber Dominik Fitz ist schon sehr auffällig."

Vom Kader überzeugt

Auf ihren besten Spieler der Herbstsaison wird die Austria voraussichtlich auch im Frühjahr setzen können. Noch steht nur der Abgang von Billy Koumetio so gut wie fest. Die Leihgabe, die im Herbst im Abwehrzentrum nicht überzeugen konnte, dürfte nach Liverpool zurückkehren. Im Großen und Ganzen soll bzw. muss Wimmer mit dem bisherigen Kader auskommen. Marko Raguz ist weiterhin weit von einem Comeback und damit seinem ersten Austria-Einsatz entfernt. El Sheiwi und Wustinger sind im Frühjahr kein Thema, bei Huskovic heißt es abwarten. Aber auch da kann der neue Trainer seinen Sportdirektor beruhigen: "Ich bin vom Kader überzeugt."

Mit dem ebenfalls noch nicht fitten Lukas Mühl freut sich Michael Wimmer auf einen alten Weggefährten, mit dem er ständigen Kontakt pflegt, seit er den Austria-Kapitän in die U15 des 1. FC Nürnberg geholt hat. "Nur seit sich die Austria gemeldet hat, hatten wir keinen Kontakt mehr. Man weiß ja nie…" Was er auch noch nicht wissen kann: Wie die Austria-Fans auf ihn reagieren. Ein Heimsieg zum Frühjahrsauftakt gegen Austria Klagenfurt wäre aber wahrscheinlich nicht ganz verkehrt.

Horst Hötsch

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