WM

Mehr Druck, Witz und Risiko: Die Optionen für das DFB-Mittelfeld

Vor dem Duell des DFB mit Südkorea

Mehr Druck, Witz und Risiko: Die Optionen für das DFB-Mittelfeld

Das war nicht so gut: Alexandra Popp (links), Lina Magull (Mi.) und Lena Oberdorf gegen Kolumbien.

Das war nicht so gut: Alexandra Popp (links), Lina Magull (Mi.) und Lena Oberdorf gegen Kolumbien. IMAGO/Sports Press Photo

Von der WM aus Australien berichtet Jim Decker

Im schnelllebigen Geschäft Fußball schwanken die Stimmungen manchmal ganz schön heftig. Vor allem während einer Weltmeisterschaft, wenn alle paar Tage entscheidende Spiele anstehen. Die deutschen Nationalspielerinnen versuchen, einen Mittelweg zu finden: Irgendwo zwischen vernichtender Kritik und Schönrederei.

"Stand jetzt ist die Stimmung gut im Team", bekräftigt etwa Mittelfeldspielerin Melanie Leupolz, die beim 6:0 gegen Marokko von Beginn an spielte und beim 1:2 gegen Kolumbien auf der Bank blieb. "Der Druck ist da", weiß Leupolz. Das DFB-Team bangt in Australien plötzlich um den Gruppensieg. Gegen Südkorea am Donnerstag in Brisbane muss ein Sieg her, wenn Deutschland nicht auf ein passendes Ergebnis im Duell zwischen Marokko und Kolumbien pokern will. "Aber das", sagt Leupolz, "haben wir uns selbst zuzuschreiben."

Wir haben im letzten Drittel zu wenig gestaltet.

Co-Trainerin Britta Carlson

Dass der Vize-Europameister plötzlich zittern muss, liegt auch am lahmenden Offensivspiel. Nach dem Spektakel gegen Marokko brachte die Elf von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gegen Kolumbien nur noch drei klare Chancen zustande. "Wir haben hinten wenig zugelassen, aber offensiv wenig im letzten Drittel gestaltet", moniert auch Co-Trainerin Britta Carlson.

Damit gegen Südkorea mehr Chancen zustande kommen als zuletzt, muss auch mehr Druck aus dem Mittelfeld kommen. "Wir haben das schon im Training aufgegriffen, weil uns bekannt ist, dass wir da noch einige Probleme haben", berichtet Leupolz.

Zu wenige Impulse nach vorn

Mit Lina Magull, Sara Däbritz und Lena Oberdorf konnte Voss-Tecklenburg wieder auf das bei der EM eingespielte Trio im Zentrum bauen, doch während die Absicherung und Zweikampfhärte passte, fehlten nach vorne die Impulse. Über die Münchnerin Magull (kicker-Note 5) sagt Leupolz, "sie ist sehr spielstark, liebt es zu zocken, die kleinen kurzen und die finalen Pässe zu spielen".

Vorrundenspiele des DFB bei der WM

Doch von alldem war nichts zu sehen. Auch Däbritz, die den Pendelverkehr zwischen beiden Strafräumen regelt, schaffte es selten nach vorn. Oberdorf holte immerhin den Elfmeter zum zwischenzeitlichen Ausgleich raus, war aber vor allem damit beschäftigt, gegen die Spielhärte Kolumbiens gegenzuhalten.

Brand und Bühl: Allein gegen die Übermacht

Damit es gegen Südkorea keine Blamage und ein vorzeitiges WM-Aus gibt, braucht er wieder mehr Spielwitz, mehr Druck und auch mehr Risiko. Magull, die gegen den Ball oftmals als zweite Spitze neben Alexandra Popp rückt, ist als echte Spielmacherin hinter den Spitzen deutlich besser aufgehoben als in der ersten Reihe. Und vor allem ist sie, ebenso wie Däbritz, wichtig als Spielpartnerin der beiden Außenstürmerinnen Klara Bühl und Jule Brand.

Das gegen Marokko noch so überragende Außen-Duo blieb in Sydney blass - und vor allem oftmals allein. Ohne Unterstützung der beiden Außernverteidigerinnen oder von Magull sah sich vor allem Brand immer wieder einer Übermacht von Gegenspielerinnen gegenüber. Da war dann spätestens nach dem zweiten Übersteiger stets Schluss.

Das ist ein Gesamtproblem.

Mittelfeldspielerin Melanie Leupolz
Fußball: WM, Frauen, Pressekonferenz Deutschland: Melanie Leupolz.

Leupolz zum Druck vor Südkorea-Spiel: "Das haben wir uns selbst zuzuschreiben"

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"Für uns im Mittelfeld ist immer wichtig, dass wir das Spiel von einer Seite auf die andere verlagern", erklärt Leupolz. Das schafft Räume und Platz, den Bühl und Brand zu nutzen wissen. "Das hätten wir öfters und besser machen können. Es hat aber auch viel Abstimmung gefehlt", kritisiert die Mittelfeldspielerin. Woran nun gearbeitet wurde, erklärt Leupolz so: "Was möchte die Spielerin von uns: Möchte sie den Ball in den Fuß oder in den Lauf? Das ist kein Mittelfeldproblem, sondern ein Gesamtproblem."

Problem erkannt - und auch gebannt? Schon in den Tests gegen Vietnam und Sambia in der Vorbereitung hatte es vor allem am Kreativspiel gehakt. Leupolz ist optimistisch und glaubt fest an einen Erfolg gegen Südkorea: "Wir haben darüber aber gesprochen und daran gearbeitet."

Bilder zur Partie Deutschland gegen Kolumbien