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Rugby-WM 2023: Mbappé? Alle reden nur von Dupont

Frankreich einer der Favoriten bei der Rugby-WM

Mbappé? Alle reden nur von Dupont

Monsieur Rugby: Antoine Dupont (li., mit Ball) gilt als einer der besten Spieler

Monsieur Rugby: Antoine Dupont (li., mit Ball) gilt als einer der besten Spieler IMAGO/MAXPPP

Der Kapitän der französischen Nationalmannschaft ist beim westlichen Nachbarn Deutschlands derzeit allgegenwärtig. Man sieht ihn auf überdimensionierten Plakatwänden einer iPhone-Werbekampagne, auf den Covers großer Magazine und natürlich regelmäßig in Frankreichs Sport-Bibel "L’Equipe". Klar, Kylian Mbappé! Von wegen, die Rede ist von Antoine Dupont, dem Spielführer der Rugby-Nationalmannschaft der Grande Nation.

Der 26-Jährige startet an diesem Freitag im Stade de France mit seinem Team in die Rugby-Weltmeisterschaft 2023. Der Weltspieler des Jahres 2021 ist der Hoffnungsträger der Franzosen, die bei der Heim-WM auf ihren ersten Weltmeistertitel überhaupt hoffen. Dreimal standen die Franzosen bei den bisherigen neun Weltmeisterschaften im Endspiel, dreimal reichte es nicht zum Titel. Zuletzt scheiterten sie 2011 in Neuseeland am damaligen Gastgeber im engsten aller bisherigen Endspiele mit nur einem einzigen Punkt Rückstand. Auch am Freitag werden die legendären All Blacks, die ihrerseits ihren vierten WM-Titel anvisieren, der Gegner Frankreichs im Auftaktspiel sein.

Das Stade de France ist seit Monaten ausverkauft, wie auch die restlichen 47 Spiele der Weltmeisterschaft, die über sieben Wochen hinweg in neun Stadien mit 20 Nationalmannschaften von fünf Kontinenten ausgetragen wird. Rund 2,6 Millionen Zuschauer werden in den Arenen erwartet, die mit einer Ausnahme auch allesamt Spielorte der Fußball-EM 2016 waren.

Rugby-WM 2023

Dazu rechnet der Weltverband World Rugby damit, dass die Rekordzahl von 857 Millionen TV-Zuschauern, die bei der letzten WM 2019 in Japan einschalteten, deutlich überschritten wird. Auch auf den deutschen Bildschirmen ist die Rugby-WM zu sehen, "ProSieben MAXX" zeigt 35 der 48 Spiele live im Free-TV.

Dupont: Der talentierteste Rugbyspieler aller Zeiten?

Frankreich zählt bei den Experten zum Favoritenkreis, auch wegen des nur 1,76 Meter großen Spielmachers Dupont, den viele für den talentiertesten Rugbyspieler aller Zeiten halten. Der Kreativkopf des Teams ist wendig, pfeilschnell, mit einer großartigen Übersicht sowie einem extrem präzisen Passspiel gesegnet und kann dazu mit beiden Füßen akkurat kicken. Obendrein ist Frankreichs Neuner trotz seiner für Rugby-Verhältnisse bescheidenen Körpergröße auch defensiv eine Bank.

Das Feld der Favoriten ist in diesem Jahr so groß wie noch vor keiner Weltmeisterschaft. Titelverteidiger Südafrika ist vor allem für sein physisch dominantes Spiel bekannt und konnte im letzten Vorbereitungsspiel gegen Neuseeland einen überraschend deutlichen 35:7 Sieg einfahren. Dennoch zählen die All Blacks, die ebenso wie die Südafrikaner bisher drei WM-Titel sammeln konnten, wie bei jedem bisherigen Turnier zum engeren Favoritenkreis.

Rugby-WM; Südafrika

Der Titelverteidiger: 2019 gewann Südafrika in Japan seinen dritten WM-Titel. imago images/Kyodo News

Südafrika spielt in Gruppe B - in dieser befindet sich mit Irland auch die derzeitige Nummer eins der Weltrangliste. Die Iren konnten im Frühjahr die prestigeträchtigen Six Nations gewinnen und gelten nach zuletzt 13 Siegen in Serie ebenso als heißer Titelkandidat. Da die beiden bestplatzierten Mannschaften aus Gruppe B im Viertelfinale auf die Top 2 aus Gruppe A mit Neuseeland und Frankreich treffen, könnten bereits hier die derzeit besten vier Teams der Weltrangliste gegeneinander antreten.

Englands Talfahrt mit einem historischen Tiefpunkt

Vizeweltmeister England droht derweil ein Debakel. Das Rugby-Mutterland hatte Anfang des Jahres nach enttäuschenden Ergebnissen noch überraschend den Trainer gewechselt und mit dem 43-jährigen Steve Borthwick einen auf internationaler Bühne völlig unerfahrenen Mann installiert. Seitdem beschleunigte sich die sportliche Talfahrt jedoch noch, zuletzt hatte diese ihren Tiefpunkt mit einer historischen Heimpleite gegen Fidschi.

England trifft in Gruppe D zunächst im Stade Velodrome von Marseille auf Argentinien, den Favoriten auf der vermeintlich schwächeren Seite der Auslosung. Auf dieser befinden sich auch der zweimalige Weltmeister Australien, Wales, die aufstrebenden Georgier, sowie Japan, bei der WM 2019 noch Viertelfinalist.

Rugby-WM 2023: Deutschland muss zuschauen

Die Franzosen haben schon jetzt viel Sympathie im eigenen Land zurückgewonnen, nachdem das Team jahrelang langweiliges und wenig erfolgreiches Rugby gespielt hatte. Unter Trainer Fabien Galthié blitzt der sogenannte French Flair wieder auf, für den das Team über Jahrzehnte bekannt war. Les Bleus spielten traditionell immer unvorhersehbar, intuitiv. Sollte der Trainer, der als Spieler 1999 im WM-Endspiel Australien unterlag, Frankreich den ersten WM-Titel einbringen, dürfte er sich in der Grande Nation unsterblich machen.

Die Spieler der deutschen Nationalmannschaft müssen derweil zuschauen. Im Qualifikationsprozess für die vorherige Weltmeisterschaft hatte es das Team auch dank der Unterstützung von Capri-Sun-Milliardär Hans-Peter Wild sehr weit gebracht. Der investiert sein Geld mittlerweile aber in den Pariser Spitzenklub Stade Francais. Die seitdem fast nur aus Amateuren bestehende deutsche Mannschaft musste einen Neustart hinlegen, hat aber künftig bessere Aussichten auf ein WM-Debüt. Der Weltverband denkt derzeit laut darüber nach, das Turnier künftig zu erweitern.

Denis Frank