Regionalliga

Mattes: "Eine Liga mit vier Absteigern wird brutal"

Eichstätts Trainer im Interview

Mattes: "Eine Liga mit vier Absteigern wird brutal"

Seit Januar 2015 Trainer des VfB Eichstätt: Markus Mattes.

Seit Januar 2015 Trainer des VfB Eichstätt: Markus Mattes. imago images/Johannes Traub

Herr Mattes, was gab den Ausschlag beim VfB Eichstätt zu verlängern und ins achte Dienstjahr zu gehen?

Das Gesamtpaket stimmt. Der Großteil der Mannschaft bleibt zusammen genauso wie das Trainerteam und die sportliche Leitung. Jeder weiß was er am anderen hat.

Gab es auch andere Angebote oder passt der Job auch weiterhin perfekt zu Ihnen?

Es gab die ein- oder andere Anfrage, aber es war nichts Konkretes dabei.

Hat es im Vergleich zum letzten Sommer eine große Rolle gespielt, dass der personelle Aderlass klein ausfiel?

Ein erneuter Neuaufbau hätte uns alle an die Grenzen gebracht. Im Endeffekt ist uns aber schon klar, dass wir uns verstärken müssen, um eine Chance zu haben die Klasse zu halten.

Bisher sind mit Timo Meixner (21, SC 04 Schwabach), Daniel Haubner (23, ASV Neumarkt) und Rückkehrer Fabian Eberle (33, SV Wettelsheim) drei Neuzugänge aus niedrigeren Spielklassen gekommen. Reicht das um vorne anzugreifen?

Zumindest ist dieses Trio ein sehr guter erster Schritt. Alle drei haben Qualität: Eberle hat es bei uns bereits nachgewiesen und ich glaube auch, dass uns die anderen beiden Jungs weiterbringen können. Gerade im Offensivbereich hat uns der Schuh gedrückt, wie die Statistiken zeigen.

Auf welchen Positionen soll noch nachgelegt werden?

Wir sind uns bewusst, dass wir noch einige Baustellen im Kader haben und werden auch dort versuchen, Verstärkungen an Land zu ziehen. Nach dem Abgang von Teoman Akmestanli müssen wir in der Innenverteidigung und auf den offensiven Außenbahnen noch etwas tun, wobei wir uns gestandene Regionalligaspieler in der Regel nicht leisten können.

Wenn das System so ist, dass man viele Schulden anhäuft, den Verein an die Wand fährt und dann trotzdem eine Liga drunter weitermachen darf, als ob nichts gewesen wäre, dann fühlt sich das nicht gut an.

Eichstätts Cheftrainer Markus Mattes über Türkgücü München

Die Kadergröße fällt aufgrund des Budgets traditionell bei Grün-Weiß klein aus. Bleibt diese Philosophie auch weiterhin in dieser Form bestehen?

Die abgelaufene Saison hat uns gezeigt, dass wir personell zu dünn besetzt waren. Heutzutage ist auch für uns eine gewisse Kaderbreite erforderlich. Es wird auch im Herbst/Winter so sein, dass Corona nicht völlig verschwunden ist.

Da wir gerade bei der am Wochenende abgeschlossenen Spielzeit sind. Wie zufrieden sind Sie mit dem 10. Platz?

Sportlich gesehen ist Platz 10 nach dem Umbruch sogar höher einzuschätzen als der Gewinn der der bayerischen Amateurmeisterschaft 2018/19. Beim Rückblick darf man nie vergessen, dass wir viel Qualität verloren und extremes Verletzungspech hatten. Deshalb wurden wir von vielen Experten auch als Absteiger Nummer eins zu Saisonbeginn gehandelt.

Mit den Würzburger Kickers und Türkgücü München kommen gleich zwei Drittliga-Absteiger in die Regionalliga. Erhöht das den sportlichen Reiz der Liga oder macht es ihre Aufgabe schwerer?

Würzburg als Gegner sehen wir positiv, bei Türkgücü sieht es etwas anders aus. Wenn das System so ist, dass man viele Schulden anhäuft, den Verein an die Wand fährt und dann trotzdem eine Liga drunter weitermachen darf, als ob nichts gewesen wäre, dann fühlt sich das nicht gut an. Deswegen wird auch die nächste Regionalligasaison mit 20 Teams gespielt, was für uns ein großer Nachteil ist.

Gerade das aktuelle Trainerbeben in der Bundesliga zeigt, was Verträge heute wert sind

Nachteil? Eigentlich müsste bei mehr Spielen doch die Kasse klingeln, oder?

Eine Liga mit vier Direktabsteigern wird brutal. Dazu landen noch zwei Teams in der Relegation, was zur Folge hat, dass fast ein Drittel der Liga absteigen kann. Die Freude darüber wird bei vielen kleineren Vereinen nicht sehr groß sein.

Sie haben nur um ein Jahr verlängert. Ist das in Ihrem Sinn oder hängt das auch damit zusammen, dass Sie gerade die A-Lizenz machen?

Meine Trainerausbildung hat damit nichts zu tun. Damit sind wir immer gut gefahren. Wenn beide Seiten zufrieden sind geht es ja auch immer weiter. Gerade das aktuelle Trainerbeben in der Bundesliga zeigt, was Verträge heute wert sind.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft, gibt es denn schon ein Saisonziel für die Spielzeit 2022/23?

Da sich in unserem Finanzplan im Sommer nichts großartig verändert wird, werden wir wohl ein weiteres Mal mit dem kleinsten Etat in die Saison gehen. Wenn wir es damit schaffen in der Liga zu bleiben ist das immer ein toller Erfolg, alles andere wäre reine Träumerei.

Interview: Bernd König