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Mariella El Sherif: "Wollen Saison so lange wie möglich offen halten"

High Noon in der Frauen-Bundesliga

Mariella El Sherif: "Wollen Saison so lange wie möglich offen halten"

Sturms Mariella El Sherif zählt zu Österreichs größten Torfrau-Talenten.

Sturms Mariella El Sherif zählt zu Österreichs größten Torfrau-Talenten. GEPA pictures

Champions League gegen Real Madrid, Nachberufung zur EM-Endrunde nach England, Bundesliga-Spitzenkampf, dazwischen Matura im BORG für Leistungssportler - die Einser-Torhüterin der Sturm-Graz-Frauen, Mariella El Sherif, erlebt gerade besonders aufregende Zeiten.

Frauen-Bundesliga

Als nächstes Highlight steht Samstag das Duell mit Serienmeister SKN St. Pölten in der NV Arena an. Ausgerechnet dort, wo El Sherif die meiste Zeit ihrer Ausbildung verbringt. Im Sportzentrum NÖ trainiert die 18-Jährige unter der Woche vornehmlich mit der U 19 der Akademie, ehe sie freitags nach Graz zum Abschlusstraining der Sturm-Frauen fährt. Die Fächer Biologie und Bildnerische Erziehung hat sie in der "Vor-Matura" schon jeweils mit "Sehr gut" abgeschlossen.

ÖFB-U-19-Frauen-Teamchef Johannes Spilka ist auf kicker-Nachfrage auch voll des Lobes für El Sherif: "Sie ist für ihr junges Alter unglaublich reif, eine Führungsspielerin, die Ruhe ausstrahlt, aber auch laut werden kann. Fußballerisch ist sie extrem stark."

Das weiß auch Sturm-Trainer Christian Lang, der El Sherif, als sie im März am Finger verletzt war, in Altach eine halbe Stunde vor Schluss als Feldspielerin einwechselte. In der Bundesländermeisterschaft durfte sie einst für die U-14-Landesauswahl der Steiermark als Innenverteidigerin oder "Sechser" auflaufen und erzielte gleich mehrere Weitschuss- und Freistoß-Tore.

Elias Scherf als Trainingspartner

Als "Privileg" bezeichnet El Sherif im Gespräch mit dem kicker die hervorragende Torhüter-Ausbildung, die sie als Kind beim TSV Hartberg genoss. Dort war sie das einzige Mädchen, trainierte unter anderem Seite an Seite mit dem nunmehrigen ÖFB-U-21-Teamtorhüter Elias Scherf (SKU Amstetten).

Mit zwölf Jahren wechselte sie dann zu Sturm, mit 14 in die Akademie St. Pölten. "Meine Familie hat mich immer super unterstützt, Alleine, dass sie mich vier Mal in der Woche von Hartberg nach Graz geführt haben. Da war wirklich jeder mal dran", lacht El Sherif, "dafür bin ich sehr dankbar." Mama Sanea drückt ihr nach wie vor oft von der Tribüne aus die Daumen, unterstützte sie zuletzt auch in England.

Manuela Zinsberger als Vorbild

Bei der EM kam El Sherif, die für die verletzte Isabella Kresche nachnomiert wurde, zwar nicht zum Zug, durfte aber mehrere Tage mit ihrem großen Vorbild Manuela Zinsberger zusammen trainieren "und die fantastische Atmosphäre, vor allem im Spiel gegen Deutschland, aufsaugen."

Wie Zinsberger von St. Pölten aus (über SV Neulengbach und Bayern München) nach England (zu Arsenal) möchte El Sherif aber nicht. Vielmehr ist Spanien ihr erklärtes Fernziel, "weil es dort weniger auf die Größe der Torfrauen ankommt, sondern vor allem, wie gut sie kicken können. Das taugt mir, und das Land taugt mir auch."

Die nächsten Tage heißt es für sie zweimal von St. Pölten nach Graz und wieder zurückzupendeln. Mittelfristig sei Sturm Graz mit Tormann-Trainer Daniel Gutschi ("Fachlich und menschlich top") der ideale Klub für sie, so El Sherif.

Respekt vor Mateja Zver

Im Bundesliga-Spitzenspiel möchte El Sherif unbedingt punkten. "Was sehr schwer wird. Bislang haben wir leider noch nicht so gute Leistungen gezeigt wie letzte Saison. Wir verteidigen zwar gut, aber vorne hat uns noch ein bisschen die Leichtigkeit gefehlt." So kam auch das Remis in Neulengbach zustande, weshalb die Steirerinnen nach fünf Spieltagen zwei Punkte hinter den "Wölfinnen" liegen.

Die individuelle Klasse einiger St. Pöltnerinnen kennt El Sherif bestens vom Nationalteam. Auf Mateja Zver sei noch einmal besonders zu achten, das habe man ja auch zuletzt in der Champions League gesehen: "Mateja gehört sicher zu den stärksten Spielerinnen, die in Österreich spielen. Wir wollen die Saison jedenfalls so lange wie möglich offen halten."

Dass die Partie in St. Pölten stattfindet, findet El Sherif an sich nicht so besonders: "Richtig cool ist aber, wenn wir in solchen Stadien wie der NV Arena, in Altach oder zuletzt auch bei uns in Graz in der Merkur Arena spielen dürfen. Da können wir Werbung für den Frauenfußball machen."

Thomas Schöpf

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