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Felix Magath im Interview: "Ich stand kurz vor einem Burnout"

Der 68-Jährige im kicker-Interview (Februar 2022)

Magath: "Ich stand kurz vor einem Burnout"

Strebt eine Rückkehr als Trainer an: Felix Magath.

Strebt eine Rückkehr als Trainer an: Felix Magath. imago images/Norbert Schmidt

Dieses Mal ist es kein Tee, sondern Cappuccino beim Italiener im Münchner Süden. Es werden mehrere Tassen, weil das Gespräch über zwei Stunden geht. Diese Dauer bedeutet Tiefe. Deshalb ist es ein anderer, bislang unbekannter Felix Magath, der sich da öffnet.

Herr Magath, das Fußballjahr 2022 begann mit Max Eberls Abschied. Wie fanden Sie diese Pressekonferenz?

Außergewöhnlich ist, dass Max Eberl nach sechs Jahren als Spieler hernach ausschließlich in Mönchengladbach gearbeitet hat. Deshalb nimmt man ihm ab, dass die Borussia sein Verein ist. Ich habe zehn Jahre für Hamburg gespielt, später war ich dort noch als Manager und Trainer tätig, deshalb bin ich HSVer. Probleme habe ich, wenn Spieler schon nach einem halben Jahr in einem Klub das Wappen küssen oder wenn Trainer sehr bald davon reden, das sei ihr Verein.

Sie waren in Stuttgart, in Wolfsburg, in Frankfurt, in Nürnberg oder beim FC Bayern. Blieb da nichts?

Die Entlassung beim HSV traf mich am meisten. Wenn ein Spieler nach langer Karriere im Klub auf die Führungsebene überwechselt, entsteht eine intensive Bindung, wie bei Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Deshalb war Eberl stärker belastet. Auch Per Mertesacker klagte vor vier Jahren über den enormen Druck, unter dem er als Spieler litt. Eberl trug die Gesamtverantwortung. Ich kann mich komplett in ihn hineinversetzen. Schon vor Jahren habe ich mich an der P3 Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Tutzing beteiligt. Direkte Kontakte dort haben mich für psychologische Fragen stark sensibilisiert.

Wegen persönlicher Erfahrungen?

Ich übernahm immer Verantwortung und hatte Druck. Dass Eberl ziemlich am Ende war, kann ich deshalb nachvollziehen. Alles ist öffentlich. Du wirst nicht geschützt, sondern als Freiwild missbraucht. Es gehört doch dazu, dass Trainer oder Spieler mit den übelsten Beleidigungen beschimpft werden - aber wehe, sie würden sich wehren! Wenn man es gerade mal will, sind Fußballer auch Menschen; sonst haut man auf sie drauf.

"Keine Mannschaft drei Wochen vor Saisonbeginn"

Sie hatten Doppelfunktionen: Suchten Sie damit nicht diesen Druck?

Mir wurde oft vorgeworfen, ich wollte alles allein machen. Ich war immer ein Teamplayer, mein Trainer Ernst Happel sagte sogar, ich würde zu viel für die Mannschaft laufen. In Wolfsburg wurde ich Ende Mai 2007 gefragt, ob ich Sportdirektor werden wollte und wen ich als Trainer holen würde. Anfang Juni 2007 hatte der VfL nur 14 Lizenzspieler. Es gab keine Mannschaft mehr, drei Wochen vor Saisonbeginn. Und da sollte ich einen neuen Trainer verantworten.

Wie lautete also Ihre Antwort?

Außer mir wüsste ich in dieser Sondersituation keinen.

Wie fiel die Reaktion aus?

Positiv. Aber dann müsste ich zusätzlich Geschäftsführer werden, hieß es. Mir war es nur wichtig, dass ich über die sportlichen Belange entscheiden konnte, weil ich dafür auch die Verantwortung übernehmen sollte. Mir war immer bewusst, dass es mehrere Verantwortungsträger braucht.

Viel mehr als ein Medizinball

Sie waren 20 Jahre lang Spieler und wechselten sofort auf die Trainer- und Manager-Ebene über, wo Sie knapp 30 Jahre tätig waren. Sie erlebten alle Höhen und Tiefen. Spürten Sie auch Symptome von Müdigkeit?

Ganz klar. Nach meiner Zeit auf Schalke 2011 hatte ich eindeutig Symptome und stand kurz vor einem Burnout. Ein Jahr lang hatte ich mich dort trotz großer Erfolge wie Bundesliga-Platz 2 ständig gegen Kritik wehren müssen. Das hat mich kaputt gemacht. Spätere intensive Gespräche mit einem Professor in Tutzing verdeutlichten mir das definitiv. Niederlagen befördern Burnout, bei Siegen besteht weniger Gefährdung. Ich war froh, dass es in Schalke zu Ende war.

Welche Anzeichen hatten Sie?

Der Wecker klingelte, aber ich wollte nicht aufstehen. Ich habe diese Symptome nicht beachtet, ich wollte der Verantwortung gerecht werden.

Der Trainer Magath galt als sehr hart.

Das ist einfach falsch. Ich habe mich dem Geschäft angepasst: Es ist eben so, dass man die Spiele gewinnen muss. Dabei sehe ich die Trainingsarbeit als langfristig und nachhaltig an. Ich habe einen Fast-Absteiger wie Wolfsburg in zwei Jahren zum Meister gemacht: Geht das nur über Druck und Kondition? Nein. Das Reduzieren meiner Arbeit auf Druck, Training, Medizinball ist lächerlich. Grundsätzlich gilt: Der Mensch neigt zur Bequemlichkeit. Ich persönlich kriege es heute auch nicht immer hin, so zu trainieren, dass ich fit bleibe. Wenn ich heute laufen müsste, verschiebe ich es auf morgen. Diese Gesellschaft hat sowieso das Problem, dass sie sich zu wenig bewegt. Viele junge Fußballer können heute keine Rolle rückwärts mehr. Ein anderer heikler Punkt ist die Kommunikation.

Inwiefern?

Die Information ist beliebig geworden und ihre Werthaltigkeit nicht zu überprüfen. Die Konsequenz: Wir alle wissen nichts mehr richtig.

Beeinflusst diese Informationsflut auch das Trainer-Spieler-Verhältnis?

Selbstverständlich. Wir haben für alles einen Trainer - für den Schritt rückwärts, den Schritt vorwärts, die Technik, den Kopfball. Und dann gibt es Aufsichtsräte, Leute aus der Marketingabteilung und dem privaten Umfeld: Da kommen immer wieder Informationen an den Spieler, der diese unterschiedlich aufnimmt, weil sich jeder, der mit ihm spricht, anders ausdrückt. Und die Spieler wissen dann gar nichts mehr.

Was ist die Lösung?

Ich habe alle, die zum Sport nichts beizutragen haben, vor dem Training weggeschickt. Die Profis sollten sich vorbereiten und konzentrieren.

Der Fußball hat seinen Höhepunkt überschritten, als Sport, nicht als Geschäft.

Felix Magath zu Christian Seifert

Was sagt Max Kruses Transfer vom Champions-League-Kandidaten Union Berlin zum abstiegsgefährdeten VfL Wolfsburg über den Fußball aus?

Diese Diskussion ist scheinheilig. Kruse ist 33. Er hat - rein optisch und ohne ihm Unrecht zu tun - nicht Tag und Nacht trainiert; aber so wurde er bei Union akzeptiert. Kruse hat da seine Rolle wunderbar erfüllt. Was soll ich ihm einen Vorwurf machen, wenn er für seine letzten Jahre als Profi noch dieses Angebot bekommt?

Zu Beginn der Pandemie war viel von Umdenken und Demut die Rede …

(lacht) ... es wurde schön und viel gesprochen. So ist unser Zeitgeist.

Der damalige DFL-Chef Christian Seifert regte eine Eindämmung der Transfersummen, Gehälter und Beraterhonorare an. Was ist da passiert?

Nichts, weil keine Entscheidungen getroffen werden und keine Verantwortung übernommen wird. Seifert wusste wahrscheinlich damals schon, dass er aufhören würde. Im Februar 2013, beim Länderspiel in Paris, sagte ich ihm: Der Fußball hat seinen Höhepunkt überschritten, als Sport, nicht als Geschäft. Er sagte nichts dazu. Es wirkte so, dass er es aber genauso gesehen hat.

Sind Sie mit 68 und dem Ausstieg bei Flyeralarm endgültig im Ruhestand?

Ich habe mein ganzes Leben nichts anderes gemacht als Fußball. Deshalb ist es für mich ein Riesenproblem, loszulassen. Ich liebe den Fußball und habe früher manche Äußerungen gemacht, die ich heute nicht mehr machen würde.

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Felix Magath stieg 2020 bei Flyeralarm als Chef der Sparte "Global Soccer" ein.  imago images/Beautiful Sports

Zum Beispiel?

Dass Fußballer die besseren Menschen seien, weil sie im Spiel das Miteinander lernen, die gegenseitige Hilfeleistung, das Vertrauen zueinander. Im Mannschaftsgedanken bestand damals das Wesen dieses Spiels. Aber das hat nachgelassen, seit immer mehr Geld in den Fußball floss. Zu meinen Anfängen gab es kein Gym, keine Geräte für 10.000 Mark oder Euro, sondern den Medizinball, sonst nichts. Ich habe das Machbare gemacht - zum jeweiligen Zeitpunkt, nicht mit Blick auf eine Bewertung zehn Jahre später.

Sie haben nahezu alles gewonnen, könnten also gemütlicher leben. Wer kann Ihnen etwas?

Ja, ich könnte ruhiger leben. Aber ich habe es mir nie bequem gemacht und bei größter Hitze in langen Hosen trainiert, weil ich überzeugt bin, dass es besser ist für einen Athleten, wenn die Trainingsbedingungen schlechter sind als die im Spiel. Die Verbesserung der Infrastruktur ist gut, aber sie macht noch keinen besseren Spieler.

Sie brennen noch wie immer?

Ich habe alles erlebt und einen Erfahrungsschatz wie kaum ein anderer. Ich weiß, wie der Fußball funktioniert, weil ich in allen Ligen gespielt, in verschiedenen Positionen und Klubs gearbeitet habe. Ich weiß, was ich kann - und dass ich noch in der Lage bin, Profiklubs zu helfen. Vor 100 Jahren war man mit 68 scheintot. Heute ist das anders. Ich kann noch etwas geben, ob es 1. oder 3. Liga ist. Dort wird auch Fußball gespielt. Das wird oft falsch verstanden, wenn ich sage, Bayern München ist eine Abart des Fußballs.

Wie ist es richtig gemeint?

Wenn ich mir die weltbesten Spieler leisten kann, ist es nicht mehr der ursprüngliche Fußball. Da hat sich der Fußball von der Basis weit entfernt.

Flick? "Eine Befreiung für die Nationalmannschaft"

Wie sieht Ihr Tag heute ohne Job aus?

Ich bilde mich weiter im Fußball. Zudem schaue ich Handball, Skispringen, Darts, englischen Fußball.

Haben Sie Olympia in China verfolgt?

Ja. Unsere Ansprüche beim Thema Menschenrechte muss die Politik einfordern. Sollen die Sportler nach vier Jahren Training den Wettkämpfen fernbleiben? Auch der DFB kann die Problematik mit Katar nicht lösen. Allerdings ist es lächerlich, wenn die Nationalspieler für Menschenrechte werben und die DFB-Marketingabteilung Geschäfte mit Katar plant.

Was sagen sieben Siege in sieben Spielen unter Bundestrainer Hansi Flick?

Das hat Flick klasse gemacht. Wegen der Gegner ist das aber nur bedingt aussagekräftig. Flick war als ehemaliger Assistent im Thema, sodass er die richtigen Entscheidungen traf. Der Trainerwechsel wurde zur Befreiung für die Nationalmannschaft. Es war doch eine schlechte Managemententscheidung gewesen, dass Jogi Löw nach 2018 weitermachen durfte. Und von ihm war es auch nicht richtig.

Wer bildet das Management des DFB? Oliver Bierhoff? Und wer sonst?

Diese Frage stelle ich mir auch. Der DFB gab kein gutes Bild ab in den vergangenen Jahren.

War Löw verbraucht?

Schon 2016 hätten die Beteiligten eine Lösung für die Trennung finden müssen, aber in jedem Fall nach 2018. Jedem erfolgreichen Trainer stellt sich die Frage, wie es nach einem Titel weitergehen soll. Obwohl ich immer bewusst Abstand zu den Spielern hielt, spürte ich in Wolfsburg nach der Meisterschaft auch eine Verpflichtung und Dankbarkeit gegenüber einem Grafite, Josué und wie sie alle hießen. Bei Löw war es genauso. Selbst Jürgen Klopp hatte nach zwei Meisterschaften in Dortmund Schwierigkeiten. Wer große Erfolge hat, ist ständig im Blickpunkt und nutzt sich ab. Die Spieler reagieren dann: Schau, schon wieder der Alte! Für Löw war es nach 2014 fast unmöglich, weiter erfolgreich zu sein.

Was wurde besser unter Flick?

Er hat die Persönlichkeit und das Know-how. Ich bin zuversichtlich.

Was ist bei der WM möglich?

Unser Anspruch muss immer sein, um den Titel mitzuspielen. Aber ich würde den WM-Titel von Flick nicht verlangen, weil ihm nicht das Potenzial wie nach 2010 zur Verfügung steht. Außerdem: Der FC Bayern wie die Nationalelf leben stark von Manuel Neuer. Marc-André ter Stegen kann sehr gut sein, doch Neuers Ausstrahlung hat er nicht. Manuel ist ein Glücksfall für den deutschen Fußball.

Er wird 36. Wie lange kann er noch?

Mindestens noch vier Jahre. Manuel ist der einzige meiner Torhüter, der bei Ausdauerläufen vorneweg lief. Als er zu den Bayern ging, sagte ich: Nun werden sie zehn Jahre lang Meister.

Steht er über Robert Lewandowski?

Ja. Für Bayern wird es ein größeres Problem, wenn Neuer weg ist.

Können Sie sich auch eine Mitarbeit im Verband vorstellen?

(lacht) Ich habe sogar einen Titel in der zweittiefsten Spielklasse, wurde Meister in der B-Klasse und Oberliga. Ich kenne alle Ligen aus Erfahrung. Praxis wird heute mit Füßen getreten, außer Bierhoff hat sie keiner im DFB.

Im Achtelfinale der Champions League sind als einziger Bundesligist die Bayern vertreten. Ist der deutsche Vereinsfußball nur noch zweitklassig?

Schon vor zehn Jahren sagte ich: Die Ausbildung taugt nichts. Als Trainer habe ich immer Talente hochgeholt, in Wolfsburg war Maximilian Arnold der letzte Spieler aus der VfL-Jugend.

Der deutsche Fußball wird weiter kranken, wenn wir an den Nachwuchsleistungszentren in der jetzigen Form festhalten.

Felix Magath

Warum ist es so?

Viele Jugendliche haben keinen Spaß mehr am Spiel. Schon mit 18 Jahren spielen sie mit Auge, wie man es von 36-Jährigen erwartet.

Ist damit erklärt, dass Dortmund hinter Sporting Lissabon in der Gruppe der Champions League ausscheidet und in der Europa League den Rangers aus Glasgow mit 2:4 unterliegt?

Das Problem in Dortmund ist: Dort wird alles schöngeredet. Dabei hätte der BVB die Möglichkeit, die Bayern zu attackieren. Und dann leidet unsere Analyse ohnehin unter einem grundsätzlichen Defizit.

Unter welchem?

Wir beurteilen die Problematik nicht mehr von Grund auf. Der Torschütze ist der Held, selbst wenn er nur angeschossen wird. Der Spieler, der das Tor ausgelöst hat, wird gar nicht beachtet. Der deutsche Fußball wird weiter kranken, wenn wir an den Nachwuchsleistungszentren in der jetzigen Form festhalten. Es hat die ganze Fußballnation getroffen, dass die Leidenschaft für unseren Sport in den kleinen Vereinen nachgelassen hat. Computer und iPhones wirken sich zudem negativ aus. Und wenn ich Achtjährige von Rosenheim nach München karre, vermindert sich die Attraktivität der Amateurvereine.

Ab welchem Alter sollten Talente zu einem großen Verein wechseln?

Frühestens ab 14, 15 Jahren. Vorher müssen die Kinder spielen - ohne taktischen Zwang, wann sie den Ball wohin spielen müssen. Und wenn die Kleinen so früh von zu Hause weg sind, verlieren sie zusätzlich den Spaß.

Sie sprachen, als Sie nach Würzburg kamen, von der Vision Europapokal. Anderthalb Jahre später hörten Sie auf. Was lief schief?

Als wir im Januar 2020 anfingen, war der Plan, die Entwicklung über Ausbildung zu gestalten. Ein paar Tage später hatten wir Corona, der Jugendfußball fand nicht mehr statt. Der unerwartete Aufstieg in die 2. Liga kam dazu. Ich wollte mich mehr auf die Jugend als auf die Drittliga-Mannschaft konzentrieren. Ich wollte helfen und nicht abkassieren. Da ging es nicht um Geld.

Felix Magath, Hasan Salihamidzic

2004: Felix Magath hält mit Hasan Salihamidzic den Ball hoch. imago images

Ausbildung dauert lang. Zu lang?

Meine Überzeugung ist, dass jeder entsprechend begabte junge Mann, der mit 15, 16 Jahren jeden Tag Fußball spielt, in der Bundesliga spielen kann. Allerdings braucht es dazu den Willen. Mentalität schlägt Talent. Aus meiner Amateur-Mannschaft beim HSV schafften es Hasan Salihamidzic, Francisco Copado, Marijan Kovacevic und Daniel Stendel. Das ist kein Zufall. Sie wurden so trainiert, dass sie in der Bundesliga mitspielen konnten.

Was bleibt für Sie von dieser Phase?

Da bin ich entspannt. Vor dem Corona-Hintergrund hätte ich mir Würzburg und Mödling sparen können.

Beide sind akut abstiegsgefährdet. Haben Sie ein schlechtes Gewissen?

Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Ich war nur Berater, nicht der Vorstand.

Hat diese Zeit Ihrem Ruf geschadet?

Nein.

Sie sprechen gerne über die Jugend. Gäbe es da keine Berufung für Sie?

Ich habe immer Spieler entwickelt. Nicht alle, aber fast alle erreichten unter meiner Führung ihren Zenit.

Also: Reizt Sie der Jugendfußball?

Das ist vom DFB wahrscheinlich gar nicht gewollt. Deshalb habe ich die Ausbildung schon vor zehn Jahren hinterfragt. Aber es gab nie eine Reaktion oder gar Kommunikation. Der Fußball wird weiter verwissenschaftlicht. Gehypt werden vor allem die Klubs, die die anderen allein mit Finanzkraft beherrschen.

Rückkehr in den Trainerjob

Sie beklagen immer wieder den geschwundenen Wettbewerb. Sind die jüngst diskutierten Play-offs eine gute Idee zur Steigerung der Spannung?

Nein. Wenn ein Arzt die Symptome bekämpft, kann damit vielleicht eine kurzfristige Verbesserung erfolgen; aber die eigentlichen Ursachen der Erkrankung werden nicht behandelt. Es steht weiterhin außer Frage, dass der FC Bayern in einer anderen Liga spielt, sportlich wie finanziell.

Sie regten eine Interessensgemeinschaft für Trainer an. Gab es ein Echo?

Nein. Die Vertretung der Trainer, der Bund Deutscher Fußball-Lehrer, ist vom DFB initiiert und abhängig. Es gibt keine echte Vertretung der Trainer.

Sie hatten aus dem Kosovo eine Anfrage, Nationaltrainer zu werden. Warum haben Sie nicht zugesagt?

Ich hatte verschiedene Anfragen. Aber ich muss eine Aufgabe aus Überzeugung machen. Ich werde wieder eine Aufgabe als Trainer annehmen.

Ist das Ausland für Sie noch denkbar?

Aber natürlich. Ich habe mit den Vertretern aus dem Kosovo ja gesprochen. Da sind engagierte Leute am Werk. Auch nach China würde ich wieder gehen.

Sie wollen also wieder auf den Platz?

In dieser Position kann ich am meisten einbringen. Als Spieler habe ich rechtzeitig aufgehört, bevor ich vom Feld gehumpelt bin. Ich kenne auch als Trainer meine Grenzen, aber ich weiß, dass ich noch in der Lage bin, Mannschaften zu helfen. Löw sagte einmal: Wir brauchen junge Trainer. Jetzt haben wir fast nur noch junge Trainer. Doch was auch zählt, ist Erfahrung. Leider kommt kaum mehr ein Ex-Bundesligaspieler in eine Trainerposition. Die Konsequenz, mit der der DFB diesen Weg seit Jahren verfolgt, ist nicht nachvollziehbar, weil so viel Know-how verloren geht.

An welche Ex-Profis denken Sie?

Warum soll Bastian Schweinsteiger nicht Trainer werden?

Miroslav Klose hat den Fußball-Lehrer und wartet auf eine Anstellung.

Ja, ich hoffe, Klose wartet nicht mehr allzu lange.

Haben Sie Probleme mit dem Alter?

Klar habe ich Probleme mit dem Alter. Wer nicht? Mein Leben war immer Leistung. Ich wollte sie von den Spielern und von mir. Deshalb bin ich heute manchmal unzufrieden, wenn ich meine körperliche Leistung von früher nicht mehr erreichen kann. Mitkicken kann ich leider nicht mehr.

Karlheinz Wild