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Lukas Mühl im Interview: "Es gibt noch keine Entscheidung"

Austria-Kapitän mit Zuversicht vor dem Derby

Lukas Mühl im Interview: "Es gibt noch keine Entscheidung"

Der Vertrag von Lukas Mühl (l.) läuft genauso wie der von Teamkollege Manfred Fischer (r.) im Sommer aus.

Der Vertrag von Lukas Mühl (l.) läuft genauso wie der von Teamkollege Manfred Fischer (r.) im Sommer aus. GEPA pictures

Am letzten Spieltag des Grunddurchgangs kämpfen mit Austria Klagenfurt, Austria Wien und der WSG Tirol noch drei Mannschaften um die beiden restlichen zwei Plätze im oberen Play-off. Während Klagenfurt nach Lustenau und die WSG zu Sturm Graz muss, steht für die Austria am Sonntag (17 Uhr, LIVE! auf kicker) das Derby gegen Stadtrivale Rapid an.

Bundesliga - 22. spieltag

Die Grün-Weißen haben ihr Ticket bereits gebucht, die Violetten brauchen unbedingt Zählbares, um nichts mehr anbrennen zu lassen. Kapitän Lukas Mühl gibt sich im Interview mit dem kicker optimistisch, dass man auch heuer im letzten Drittel der Saison wieder oben mitmischen darf.

Herr Mühl, am Sonntag steht das Wiener Derby an. Aufgrund der Tabellensituation hat das Duell für Sie und Ihre Mannschaft zusätzliche Brisanz. Herrscht trotz der Drucksituation auch Vorfreude auf den Schlager?

Ja, natürlich. Unabhängig davon, ob das jetzt der letzte Spieltag vor den Play-offs oder was auch immer ist, ist ein Derby zuhause vor ausverkauftem Haus immer etwas Besonderes. Da hat man immer Vorfreude. Deswegen spielen wir ja auch Fußball am Ende des Tages und genau wegen diesen Spielen machen wir den Job. Wir freuen uns alle drauf und dann sehen wir, was dabei rauskommt.

Wie bewerten Sie die Ausgangslage für Ihre Mannschaft?

Wir haben alles selbst im Griff. Mit einem Sieg erreichen wir unser Ziel. Von dem her ist die Ausgangssituation gut, weil wir nicht auf die anderen schauen müssen, sondern alles selbst beeinflussen können. Unsere Form im Frühjahr stimmt mich hier zuversichtlich.

Rapid hat das Ticket für die Meistergruppe im Gegensatz zu Ihnen bereits fix und steht weniger unter Druck. Sehen Sie das als Vorteil, dass Sie und Ihr Team mit ein paar Prozenten mehr Konzentration auftreten werden müssen?

Das muss sowieso gegeben sein. Bei solchen Spielen ist man an sich schon top motiviert und da freut man sich extrem darauf. Daher sehe ich das nicht unbedingt als Vorteil. Es wird einfach ein Spiel werden, wo es um die Emotionen, die Leidenschaft und den Kampf geht. Natürlich auch um das Spielerische, aber vorrangig darum, wer sich am Ende des Tages durchsetzt.

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Es hätte aber durchaus einen schönen Beigeschmack, wenn man das Ticket ausgerechnet beim Duell gegen den Stadtrivalen lösen konnte, oder?

Absolut. Wenn wir einen Sieg im Derby holen und das zusätzlich auch mit dem Fixieren der Meistergruppe verbunden ist, ist das natürlich eine schöne Sache. Wir konzentrieren uns jetzt aber einzig und allein auf unser Spiel, dass wir unsere Prinzipien auf den Platz bringen und das Spiel gewinnen. Dann schauen, wie es nach der Partie aussieht.

Wir haben das letzte Spiel gut analysiert und uns auch die vorherigen Partien angesehen und da erkennt man bereits, was wir mit dem neuen Trainer vorhaben.

Lukas Mühl

An das Hinspiel hat man mit dem 2:1-Auswärtssieg, dem ersten Erfolg gegen Rapid seit sieben Duellen, sehr gute Erinnerungen. Jetzt könnte man mit dem ersten Heimsieg im Derby seit über vier Jahren nachlegen. Wie zuversichtlich sind Sie, das zu schaffen?

Da bin ich schon sehr zuversichtlich. Wir haben das letzte Spiel gut analysiert und uns auch die vorherigen Partien angesehen und da erkennt man bereits, was wir mit dem neuen Trainer vorhaben. Natürlich gibt es noch ein paar Sachen, die wir automatisieren und verbessern müssen. Grundsätzlich ist aber ein gutes Bild in der Mannschaft, es macht echt Spaß und daher schauen wir positiv nach vorne.

Mittlerweile hat sich bei beiden Mannschaften aber viel getan. Helfen da die Erfahrungen aus dem ersten Saisonduell noch oder muss man sich auf etwas ganz Neues einstellen?

Es ist auf jeden Fall ein Stück weit anders, weil beide Mannschaften nun andere Trainer haben. Von dem her werden wir uns nicht zu sehr auf das Hinspiel konzentrieren. Das wird ein ganz neues Duell und da spielt die erste Saisonbegegnung keine große Rolle mehr. Es wird spannend, wie sich beide Teams schlussendlich präsentieren werden. Die Karten sind neu gemischt.

Für Sie persönlich sind die Erinnerungen an die bisherigen Wiener Derbys positiv. In fünf Duellen gingen Sie mit Ihrem Team noch nie als Verlierer vom Platz, zudem erzielten Sie bei Ihrem ersten Aufeinandertreffen mit Rapid Ihren bislang einzigen Bundesligatreffer. Folgt nun der zweite Streich?

(lacht) Ja, das wäre schön. Ich versuche natürlich alles, dass mir ein Tor gelingt und ich meiner Mannschaft damit helfen kann. Wenn es gelingen sollte, wäre das natürlich super. An der Zeit wäre es wieder allemal.

Rapid und die Austria haben im Frühjahr mit drei Siegen und zwei Niederlagen die selbe Bilanz vorzuweisen. Wenn man allein die Ergebnisse betrachtet, steht eine offene Partie bevor. Sehen Sie das auch so?

Ich denke schon, dass man sagen kann, es ist ein 50:50-Spiel. Ich sehe da rein sportlich bei keiner Mannschaft einen unglaublichen Vorteil. Wir haben natürlich ein Heimspiel und wollen die Stimmung in unserem Stadion für uns nutzen. Wir haben im Frühjahr unsere beiden Heimspiele gewonnen und sind deshalb auch froh, dass wir dieses Spiel zuhause auftragen dürfen. Wir wollen daher die Atmosphäre mit der Kulisse und unseren Fans schon zu unserem Vorteil machen.

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Am vergangenen Spieltag verpasste man durch die 1:3-Niederlage in Graz, das Ticket für die Meistergruppe bereits zu lösen. Welche Erkenntnisse lassen sich aus dieser Partie mitnehmen, die für Sonntag nützlich sein könnten?

Es war gegen Sturm Graz am Ende eine verdiente Niederlage, aber es hat sich nicht ganz so schlecht angefühlt. Wir haben nämlich gesehen, dass wir auch gute Momente in unserem Spiel dabei hatten. Wir haben in diesem Spiel aber relativ einfach den Ball hergeschenkt und die gefährlichen Situation sind eigentlich daraus entstanden, dass wir selbst Fehler gemacht haben. Von dem her kann man mitnehmen, dass wir vorrangig schon selbst dazu beitragen haben. Das sollte uns aber eine gewisse Stärke und einen Mut geben, dass wir nur schwer zu schlagen sind, wenn wir unser Spiel auf den Platz bringen.

Speziell das Abwehrverhalten geriet nach dem Spiel in Kritik. Wie wird man versuchen, hier schnellstmöglich für Besserung zu sorgen?

Wir analysieren jedes Spiel und wenn man drei Tore bekommt, wird von außen erst einmal die Abwehr als Hauptschuldiger genannt. Grundsätzlich ist das aber eine ganze Geschichte, denn wir verteidigen gemeinsam und greifen auch alle gemeinsam an. Wenn jetzt der Haris (Tabakovic, Anm.) ein Tor schießt, hört man auch nicht, dass von hinten gut herausgespielt wurde, sondern dann werden rein der Torschütze und der Vorlagengeber genannt. Das ist im Fußball leider so, aber deswegen gibt es da nicht den oder die Schuldigen, sondern wir haben alle gemeinsam eine Idee und wollen die bestmöglich umsetzen. Das haben wir daher gut und klar analysiert und wollen das am Sonntag natürlich wieder besser machen.

Nun hat man die ersten fünf Spiele unter Michael Wimmer absolviert. Wie sehr sitzen bereits die Automatismen in der Mannschaft?

Die drei Siege kommen ja nicht von irgendwo her, trotzdem sind wir noch nicht am Zenit. Die Grenze ist noch lange nicht erreicht und in allen Sachen haben wir noch Verbesserungsbedarf. Es greift aber immer mehr, auch gegen Sturm hatten wir gute Momente und Ballgewinne dabei. Es fehlt dann eher noch manchmal an anderen Sachen, die nicht am System oder an den Automatismen liegen. Da geht es um das Gewinnen von den zweiten Bällen und wie wir nach gewissen Aktionen weitermachen und so können wir das Spiel besser kontrollieren. Grundsätzlich wissen wir, was der Trainer möchte und versuchen, das immer bestmöglich auf den Platz zu bringen.

Ich merke, dass ich schon wieder bei Kräften bin und es zu 100 Prozent passt.

Lukas Mühl über seinen Fitnesszustand

Sie haben aufgrund von Leistenproblemen eigentlich die gesamte Frühjahrsvorbereitung verpasst und sind erst mit Laufe der ersten Frühjahrsspiele wieder in den Kader zurückgekehrt. Zuletzt standen Sie dreimal in Folge in der Startelf, wie wohl fühlen Sie sich bereits im neuen System?

Das war anfangs nicht so einfach, weil ich nie wirklich richtig mittrainieren konnte. Aber dann mit dem ersten Spiel war ich schon wieder voll im Training mit dabei und habe von Woche zu Woche gemerkt, dass ich immer besser reinkomme. Von Spiel zu Spiel wird das besser, gegen Sturm habe ich mich gut gefühlt, auch einige Zweikämpfe gewonnen und habe schon nach vorne verteidigt. Ich merke, dass ich schon wieder bei Kräften bin und es zu 100 Prozent passt.

Wie würden Sie allgemein das bisherige Frühjahr unter Michael Wimmer bilanzieren. Wie zufrieden/unzufrieden ist man mit der Punktausbeute und den Auftritten allgemein?

Grundsätzlich können wir schon zufrieden sein. Wir haben drei Siege geholt und das Spiel in Lustenau muss man eigentlich auch gewinnen, weil wir klar besser waren. Die schießen einmal auf das Tor und wir verlieren dann 0:1. Von zehn solcher Spiele gewinnst du normalerweise neun. Gegen Sturm war es die erste wirklich verdiente Niederlage, wo wir einen Qualitätsunterschied eingestehen mussten. Allgemein kann man das aber so stehen lassen.

Sie kannten Michael Wimmer bereits aus ihrer früheren Zeit in Nürnberg. Wie bewerten Sie seine Herangehensweise in den ersten Monaten in Wien?

Sehr gut. Er hat nicht lange gebraucht und hat relativ schnell und klar kommuniziert, wie er spielen lassen möchte. Im Training ist er voll engagiert dabei, will uns auch immer nach vorne peitschen und stellt wirklich den Anspruch, dass wir jede Partie, Trainingsspiel oder Trainingsübung, so gut wie möglich machen und das versuchen wir. Er analysiert das klar und ehrlich, sagt uns, was gut ist und was noch verbessert gehört. Da sind bisher alle glücklich damit.

Zu Beginn seiner Amtszeit hatte man die Befürchtung, dass ihm von Seiten der Fans viel Gegenwind entgegenkommen könnte. Die Zuschauerzahlen und auch zuletzt der Support in Graz zeigten aber ein anderes Bild. Ist dieses Thema letztendlich medial einfach hochgespielt worden?

Wir haben ja gewusst, dass den Fans unsere Mannschaft einfach taugt. Die Vereinsführung trifft eine Entscheidung und die haben wir nicht zu beeinflussen. Wenn aber eine Entscheidung getroffen ist, ist es auch unsere Sache, egal wie es weitergegangen wäre, das Beste rauszuholen. Das haben wir gemacht und das zeigt auch den Geist von der Mannschaft, dass dann nicht lang gemeckert oder gejammert wird. So wie die Entscheidung ist, ist sie und wir geben dann unser Bestes.

Einer, der sehr vom Trainerwechsel profitiert, ist Haris Tabakovic. Überrascht es Sie, dass es so dermaßen gut bei ihm läuft?

Natürlich haben wir seine Stärken gekannt und haben im Training bemerkt, dass er in der Box einfach einen super Riecher hat und dort sehr gut ist. Es ist wie bei jedem anderen Spieler auf der Welt, dass du ein gewisses Vertrauen und Selbstvertrauen brauchst, sodass die Dinger reingehen. Das macht er aktuell sehr gut. Er macht super Tore und es freut uns natürlich, dass er uns damit hilft, erfolgreich zu sein. Der Haris ist sowieso ein Typ, der immer Gas gibt und er kann gut einschätzen, wie die Situation ist. Von dem her hat er einfach immer weitergemacht und ich hatte nie den Eindruck, dass er sich hängen lässt. Er hat einfach immer versucht, das Beste daraus zu machen und jetzt kann er es auch endlich zeigen.

In der aktuellen Phase ist jetzt einfach der Verein und die Mannschaft wichtig und wir konzentrieren uns mal voll auf das Derby. Dann bleibt noch alle Zeit der Welt, um sich in Ruhe hinzusetzen und das alles zu besprechen.

Lukas Mühl über die Vertragsgepräche

Ihr Vertrag läuft mit kommendem Sommer aus. Gibt es schon eine Tendenz, wohin die weitere Reise für Sie geht?

Nein. In der aktuellen Phase ist jetzt einfach der Verein und die Mannschaft wichtig und wir konzentrieren uns mal voll auf das Derby. Dann bleibt noch alle Zeit der Welt, um sich in Ruhe hinzusetzen und das alles zu besprechen. Es gibt noch keine Entscheidung. Wir sprechen natürlich ab und zu und von dem her haben wir gesagt, wir konzentrieren uns zuerst auf den Spielbetrieb und die Liga und dann ist noch genügend Zeit, dass man das bespricht.

Könnte der Cheftrainer ein Argument für Ihren Verbleib sein? Er meinte ja auch, dass er sich persönlich sehr für eine Verlängerung von Ihnen einsetzen wird.

Da ist natürlich ein Argument, denn der Trainer zählt mit zu den wichtigsten Personen für einen Spieler. Ich kenne ihn richtig gut und das hilft natürlich, wenn man einen Coach hat, den man sehr schätzt und dem man vertraut.

Wäre eine Rückkehr nach Deutschland vorstellbar oder würde Sie noch ein anderes Land reizen?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Uns gefällt es hier in Wien richtig gut und jetzt lag der Fokus darauf, dass ich wieder zu 100 Prozent fit werde, dass ich meine Spiele mache, gute Leistungen bringe und das ist auch das Ziel für Sonntag. Danach weiß man, wo der weitere Weg hingeht und dann kann man in Ruhe alles besprechen. Das ist der Fahrplan.

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