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Felix Luckeneder im Interview: "Können für die gesamte Gesellschaft ein großes Vorbild sein"

Der Verteidiger im exklusiven Gespräch

Luckeneder im Interview: "Können für die gesamte Gesellschaft ein Vorbild sein"

Felix Luckeneder schnürt seit diesem Sommer wieder für den LASK die Schuhe.

Felix Luckeneder schnürt seit diesem Sommer wieder für den LASK die Schuhe. GEPA Pictures

Herr Luckeneder, am Sonntag kehren Sie an Ihre ehemalige Wirkungsstätte Hartberg zurück. Wie sehr kribbelt es bereits?

Schon sehr. Es macht immer irrsinnig viel Spaß, gegen Ex-Mannschaften zu spielen. Man kennt den Großteil der Spieler und insbesondere auswärts ist es schön, weil auch alle Verantwortlichen vor Ort sind. Das ist etwas Besonderes. Die Freundschaft wird in den 90 Minuten aber außen vor gelassen. Danach werde ich sicher mit dem einen oder anderen Spieler reden. Darauf freue ich mich schon sehr.

Der TSV liegt derzeit drei Plätze und drei Punkte vor dem LASK. Gab es Momente, in denen Sie Ihren Wechsel bereut haben?

Bereut ist das falsche Wort. Man muss die sportlichen Gründe für meinen Wechsel verstehen: Der LASK hat in den vergangenen Jahren einen enormen Sprung gemacht und auch internationale Erfolge gefeiert. Wir dürfen uns von der aktuellen Tabellensituation nicht irritieren lassen. Der Verein hat in den vergangenen Spielzeiten gezeigt, dass er nicht dort hingehört, wo er jetzt steht. Zudem komme ich aus Linz und bin beim LASK großgeworden. Die Rückkehr in die Heimat hat also auch eine Rolle gespielt. Natürlich hatte ich auch in Hartberg eine tolle Zeit. Wir haben im ersten Jahr die Meistergruppe und sogar die Europa-League-Qualifikation erreicht. Es war für den gesamten Verein ein riesiges Erlebnis, auswärts in Polen (2:3-Niederlage bei Piast Gliwice, Anm.) zu spielen. Das war der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Für Hartberg sollten die Top Sechs immer der Anspruch sein. Ich denke, dass sie auch auf einem guten Weg dorthin sind.

Wie lässt sich der ausbaufähige Herbst des LASK erklären?

Es ist nicht alles so schlecht, wie es die Tabelle vermuten lässt. Die Leistungen sind durchaus gut und solide. Vor allem in der Offensive haben wir uns zuletzt gesteigert. Wir haben am Anfang zu wenig Tore gemacht. Wenn man keine Tore schießt, kann man auch keine Spiele gewinnen. Man hat aber beim 3:3 gegen Sturm gesehen, dass wir unsere hohe Qualität jetzt auch in Treffer ummünzen können. Trotzdem machen wir in der Defensive noch ein paar Fehler zu viel. Die werden sofort bestraft. Das ist natürlich doppelt bitter.

Für die Top-Mannschaften ist die Conference League eher uninteressant.

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In der Conference League steht der LASK nach dem 1:0-Sieg bei Maccabi Tel Aviv bereits im Achtelfinale. Haben Sie eine Erklärung, warum es auf internationalem Parkett besser läuft als in der Liga?

Das ist schwer zu sagen. Die Spielverläufe waren zumeist auf unserer Seite und mit einer Führung lässt es sich dann leichter spielen. In diesen Partien waren wir auch effizienter und defensiv stabiler als in der Liga. Dann kommen die Ergebnisse von selbst.

In welchen Regionen der Bundesliga würden Ihrer Meinung nach die drei Gruppengegner Maccabi Tel Aviv, HJK Helsinki und der FC Alashkert landen?

Tel Aviv ist eine enorm starke Mannschaft. Schon in den vergangenen Jahren haben sie international aufgezeigt und daher denke ich, dass sie schon im oberen Play-off mitspielen würden. Helsinki hat auch viel Qualität. Ihnen kommt zugute, dass sie zuhause auf einem Kunstrasen spielen. Dennoch denke ich, dass sie im unteren Drittel der Liga anzufinden wären. Das gilt auch für Alashkert. Da merkt man schon einen Qualitätsunterschied.

Wie finden Sie es angesichts des ohnehin schon herausfordernden Spielplans, dass es nun einen dritten internationalen Bewerb gibt?

Als Fußballer spielt man lieber alle drei Tage als nur am Wochenende in der heimischen Liga - auch, wenn es intensiv ist. Daher finde ich die Idee interessant. Natürlich schauen Fußballfans am liebsten die Champions League, aber die Europa League hat durch diese Änderung schon ein Upgrade erfahren. Für die Top-Mannschaften ist die Conference League eher uninteressant. In England zählt beispielsweise nur die Champions League. Vor allem für Vereine aus kleineren Nationen - und ich zähle uns da auch dazu - ist dieser Bewerb aber schon reizvoll. Man kann sich auf internationaler Bühne präsentieren und das ist schon besonders.

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Der LASK wurde in dieser Saison bereits Opfer zahlreicher Corona-Fälle, im Vorjahr gab es in Linz nach dem verbotenem Mannschaftstraining während der coronabedingten Pause aber noch mehr Aufregung im Zuge der Pandemie. Wie haben Sie die Situation damals von außen wahrgenommen?

Ich habe es über ein paar ehemalige Kollegen und die Medien erfahren. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mit Hartberg nach der Corona-Pause im ersten Spiel auswärts gegen den LASK gespielt habe. Ganz Fußball-Österreich hat uns dafür gefeiert, dass wir dort gewonnen haben (2:1, Anm.). Der Verein hat einen Fehler begangen, dann die Konsequenzen getragen und ist dafür geradegestanden. Die Aufregung war damals groß, die Sache ist hier in Linz aber kein Thema mehr.

Nun befindet sich Österreich wieder in einem Lockdown. Was verändert sich für Sie - abgesehen von leeren Stadien - konkret?

Je mehr Fälle es gibt, desto mehr Vorkehrungen werden auch innerhalb des Vereins getroffen. Es ist immer blöd, wenn Spieler am Wochenende ausfallen. Das hat man auch beim Conference-League-Spiel gegen Alashkert gemerkt (damals standen dem LASK nur 13 Feldspieler zur Verfügung, Anm.). Da hat nicht mehr jeder auf seiner angestammten Position gespielt. Ansteckungen kommen in einer Fußballmannschaft aber vor. Natürlich will man das Virus dann so schnell wie möglich loswerden, das ist jedoch nicht immer so leicht. Wir trainieren zwar draußen, aber man ist auch in Innenräumen viel zusammen. Daher duschen wir beispielsweise zuhause, nehmen das Mittagessen mit oder tragen in der Kabine die Maske. So schützen wir uns selbst und unsere Mitmenschen. Da diese Maßnahmen bei Fußballmannschaften gut mitgetragen werden, können wir auch für die gesamte Gesellschaft ein großes Vorbild sein.

Eine Änderung gab es beim LASK in dieser Saison auch auf der Trainerposition. Andreas Wieland folgte Dominik Thalhammer im September als Chefcoach. Sie haben nach Ihrem Wechsel gesagt, dass Sie "die sehr guten Gespräche mit der sportlichen Leitung und dem Cheftrainer" überzeugt hätten. Wie bewerten Sie auch angesichts dieser Aussage Thalhammers Entlassung?

Allzu viel hat sich nicht geändert. Andreas Wieland hat bei meiner Verpflichtung sicher ein Wörtchen mitgeredet, da ich nicht denke, dass nur der Cheftrainer allein entscheidet. Aber natürlich: Man führt die Gespräche bei Verhandlungen mit dem Coach und der sportlichen Leitung. Dabei wurde mir erklärt, welche Rolle ich beim LASK einnehmen soll. Wenn der Cheftrainer dann nach zwei Wochen entlassen wird, ist das nicht einfach. Für mich war aber positiv, dass Andreas Wieland und Rene Gartler (Co-Trainer, Anm.) das Ruder übernommen haben. Das war kein großes Problem, da sie sich natürlich auch mit Dominik Thalhammer ausgetauscht haben. Daher habe ich mir auch keine Gedanken gemacht. Ich denke, dass auch das jetzige Trainerteam meine Fähigkeiten als Spieler und Mensch schätzt.

Ich schätze ihn sehr und er ist sicher eine interessante Personalie am Trainermarkt.

Felix Luckeneder über Markus Schopp.

Würden Sie sich wünschen, mit Andreas Wieland auch über den Winter hinaus weiterzumachen?

Als Spieler denke ich, dass Kontinuität innerhalb eines Vereins immer sehr wichtig ist. Wie der Verein entscheiden wird, kann ich letztlich nicht beurteilen. Wir überwintern international und auch in der Liga haben wir ordentliche Leistungen gebracht. Wir haben uns zu selten belohnt, aber auf den Leistungen kann man sicher aufbauen. Die Verantwortlichen werden sich im Winter zusammensetzen und für den LASK die beste Entscheidung treffen.

Als möglicher Nachfolger wird auch immer wieder Markus Schopp ins Spiel gebracht, den Sie von Ihrer Zeit in Hartberg noch gut kennen. Hatten Sie mit ihm seit seiner Entlassung in Barnsley Kontakt?

Nein. Er war aber einer der Hauptgründe, warum ich in Hartberg verlängert habe. Er hat dort sehr gute Arbeit geleistet und ich weiß natürlich, wie er tickt und was er von seinen Spielern verlangt. Ich habe es sehr schade gefunden, dass er Hartberg im Sommer verlassen hat und bedauere es, dass sein Engagement in England nur von kurzer Dauer war. Er lebt den Fußballsport und ich kann mir nicht vorstellen, dass er lange zuhause sitzen wird.

Würden Sie sich wünschen, dass er zum LASK kommt?

Ich schätze ihn sehr und er ist sicher eine interessante Personalie am Trainermarkt. Aber noch einmal: Unsere Verantwortlichen werden im Winter gemäß unserer Leistungen entscheiden, wie es weitergeht.

Wie fällt Ihr persönlicher Blick in die Zukunft aus? Beim LASK haben Sie noch bis 2024 Vertrag.

Schwer zu sagen. Ich habe mich nach einer schwierigen Zeit durch gute Leistungen in Hartberg wieder etwas ins Rampenlicht gespielt. Aus sportlicher Sicht ist der LASK sicher über Hartberg zu stellen und ich bin daher sehr zufrieden mit diesem Schritt. Was in den nächsten Jahren passieren wird, lasse ich offen. Ich habe keinen Karriereplan und bin aktuell sehr glücklich beim LASK. Das ist für die kommenden Jahre sicher eine super Aufgabe. Vielleicht ergibt sich danach noch die eine oder andere Möglichkeit, aber derzeit bin ich - wie gesagt - äußerst zufrieden.

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