Nationalelf

Löws Vier-Minuten-Monolog: "Ganz weit unten! Ganz weit unten!"

Bundestrainer verteidigt sich

Löws Vier-Minuten-Monolog: "Ganz weit unten! Ganz weit unten!"

Die Kritik von außen lässt ihn kalt: Joachim Löw.

Die Kritik von außen lässt ihn kalt: Joachim Löw. Getty Images

Zwischenzeitlich rutschte Joachim Löw ein wenig mehr ins Badische ab als sonst, aber ob das jetzt ein Zeichen von erhöhter Anspannung war, blieb natürlich Spekulation. Dass der Bundestrainer nach dem 2:1-Sieg in der Ukraine, vor allem aber nach der wachsenden Kritik der letzten Tage etwas loswerden wollte, war jedoch offensichtlich.

Löw: "Wir wissen schon, was wir machen"

Mit einem fast viereinhalbminütigen Monolog reagierte Löw bei seiner Pressekonferenz am Samstagabend auf die Frage, ob er gerade das Gefühl habe, es niemanden Recht machen zu können. "Nein, auf keinen Fall", sagte er sofort, doch dabei wollte er es nicht belassen. Seine Botschaft in Kürze: "Kritik äußern darf jeder", aber "wir wissen schon, was wir machen".

Die Belastung der Nationalspieler, die gesteuert werden müsse ("Sie brauchen dauerhaft die mentale und die körperliche Frische"); die lange Corona-Pause, die das "insgesamt sehr gute Jahr" 2019 ausgebremst habe: Da könne man einfach "nicht immer erwarten, dass alles reibungslos klappt". Löw nimmt holprige Spiele sogar ganz bewusst in Kauf.

Zwischenzeitlich wird Löw sogar emotional

"Ich habe ja gesagt: Ich sehe das große Ganze. Ich sehe nicht einfach ein einzelnes Testspiel, sondern ich sehe einen Weg Richtung EM." Er und sein Team würden sich selbst ständig reflektieren und hinterfragen, man sei "selbstkritisch genug". Aber: "Wir haben unsere Linie, wir haben unseren klaren Plan. Wir sind schon überzeugt."

Dann wurde Löw sogar emotional: "Da, wo wir herkommen, im November 2018: Da waren wir unten! Ganz weit unten! Ganz weit unten! Dann hat diese junge Mannschaft, die wir ja ganz bewusst verändert haben, die Qualifikation vor Holland gewonnen. Wir haben ein paar sehr gute Spiele gemacht."

Und nach zehn Monaten Unterbrechung und einigen Spielen "aus dem Stand heraus", so Löw weiter, "kann ich mich doch nicht von der Linie abbringen lassen, weil man gegen Spanien 1:1 spielt oder gegen die Türkei mal 3:3."

Die Kritik von Matthäus & Co.? "Das erlebe ich seit 16 Jahren"

Allen voran Lothar Matthäus ("Genau deshalb schaltet für Deutschland keiner mehr den Fernseher ein"), aber auch Ex-Kapitän Bastian Schweinsteiger ("Man kann sich nicht mehr 100-prozentig mit der Nationalmannschaft identifizieren") hatten Taktik und Personalauswahl des Bundestrainers deutlich kritisiert. Doch Löw ("Ich bin Lothar nicht böse") findet das "normal" bei der Nationalmannschaft, "das erlebe ich jetzt schon seit 16 Jahren".

Genauso normal ist inzwischen aber auch, dass er sich derlei öffentliche Angriffe nicht weiter zu Herzen nimmt. Löws Satz des Abends am Ende seines Viereinhalb-Minuten-Monologs: "Ich stehe über den Dingen, was Kritik betrifft."

Lesen Sie auch: Schweinsteiger kritisiert Löw - "Insgeheim will die Mannschaft wissen ..."

jpe

Die Noten zum Ukraine-Spiel: Ginter und Rüdiger heben den Schnitt