Am Disput zwischen Bayern Münchens Trainer Hansi Flick und dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach über Sinn und Unsinn von Reisen des Profifußballs wollte sich Julian Nagelsmann am Montag nicht beteiligen. "Ich enthalte mich der Diskussion, sie können die Dinge intern ausfechten", sagte Leipzigs Trainer bei der Pressekonferenz vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Liverpool. Auch diese Partie steht bekanntlich in der Kritik, da beide Mannschaften wegen der deutschen Corona-Einreisebestimmungen nach Budapest ausweichen und dort am Dienstag in der Ferenc-Puskas-Arena aufeinandertreffen.
"Ich kann zumindest nachvollziehen, dass es hinterfragt wird", äußert Nagelsmann im kicker-Interview Verständnis für die kritischen Stimmen: "Ich habe oft betont, dass wir im Fußball sehr glücklich sind, in diesen Zeiten unseren Job ausüben zu können, und dass jede Branche glücklich ist, wenn es in ihrem Bereich vorangeht. Und ich kann natürlich nachvollziehen, dass es für Menschen beispielsweise im Einzelhandel, die ihren Job nicht ausüben und kein Geld verdienen können, hart ist und dann teilweise missmutige Stimmung aufkommt."
Spielersteckbrief Forsberg
Trainersteckbrief Nagelsmann
RB Leipzig - Die letzten Spiele
Für positive Stimmung in den eigenen Reihen will Leipzig mit einem Erfolgserlebnis gegen den angeschlagenen englischen Meister mit seinem Trainer Jürgen Klopp sorgen. Für Nagelsmann ist dieses Achtelfinale das zweite Aufeinandertreffen mit Liverpool und Klopp. 2017 war er mit Hoffenheim in den Play-offs zur Champions League chancenlos, schied nach einem 1:2 und 2:4 aus. Damals waren die Kräfteverhältnisse schon von vornherein klar, diesmal erscheint der Ausgang offen. Doch obwohl sein Team zuletzt viermal in Serie siegte und Liverpool fünf seiner letzten sieben Pflichtspiele verlor, bezeichnet Nagelsmann den Kontrahenten "auf Grund der internationalen Erfahrung als leichten Favoriten. Aber ich sehe uns schon so, dass wir an einem Top-Tag mit einer Top-Performance und einer geschlossenen Mannschaftsleistung Liverpool auf Augenhöhe begegnen können".
Forsberg wird fehlen - Kluivert könnte wieder eingreifen
Fakt bleibt, dass Klopp vor allem in der Abwehr enorme Verletzungsprobleme kompensieren muss, seine Mannschaft mental ausgelaugt wird, während RB zuletzt recht stabil auftrat und vergleichsweise wenige Personalsorgen hat. Allerdings fehlt in Emil Forsberg ein wichtiger Offensivakteur. Der Schwede, in allen sechs Gruppenspielen in der Startelf, laboriert noch immer an einer Bänderdehnung im Knie und trat deshalb die Reise am Montag gar nicht erst an. Dagegen sind Justin Kluivert und Benjamin Henrichs von ihren Verletzungen genesen, zumindest der niederländische Stürmer kommt auch für einen Teileinsatz in Betracht.
Rückspiel auch in Budapest?
Aktuell noch völlig ungeklärt ist, ob Liverpool das Rückspiel am 7. März an der heimischen Anfield Road austragen kann. Gemäß der sächsischen Corona-Schutzverordnung ist bei der Einreise aus Großbritannien eine zweiwöchige Quarantäne vorgeschrieben, Ausnahmeregeln beispielsweise für Profisportler gibt es nicht. Die UEFA hat Liverpool daher vorsorglich aufgefordert, einen Ausweichort zu suchen. Am 1. März soll die Entscheidung fallen, wo gespielt wird. Möglicherweise ein zweites Mal in Budapest.
