Champions League

"Schlagbares Liverpool": Entfesselt Inter sich und San Siro?

Mailand verfügt über ein gefährliches Arsenal

"Liverpool ist schlagbar": Entfesselt Inter sich und San Siro?

Einer der Inter-Hoffnungsträger: Lautaro Martinez.

Einer der Inter-Hoffnungsträger: Lautaro Martinez. imago images/Nicolo Campo

Für Liverpools Trainer Jürgen Klopp ist das heutige Gastspiel im altehrwürdigen Giuseppe-Meazza-Stadion ein ganz besonderes, das hatte der frühere Dortmunder und Mainzer bereits bei der Auslosung kundgetan - Stichwort 54 Jahre.

Nicht ganz so lang musste Inter Mailand warten, um mal wieder ein ganz großes Duell auf internationaler Bühne zu haben. Nun aber ist es soweit: Die Nerazzurri, seit Jahren immer mehr aufstrebend und zuletzt mit dem Scudetto sogar wieder erstmals seit 2010 wieder Meister, haben in diesem Achtelfinale gegen den englischen Top-Klub die große Chance, ein Statement für sich und auch den italienischen Fußball zu setzen.

Und Champions-League-Statements waren in den vergangenen Jahren eigentlich nur Juventus sowie Überraschungsklub Atalanta Bergamo vorbehalten. Doch zwei Fragen stellen sich diesbezüglich: Was stimmt Inter vor diesem Clash überhaupt zuversichtlich - und haben die Lombarden am Ende des Tages wirklich das Talent, die Reds in Hin- und Rückspiel aus dem Wettbewerb zu kegeln?

Drei Attribute verdienen es dabei, genauer beleuchtet zu werden ...

Punkt 1: Die zurückgewonnene nationale Macht

Was Antonio Conte in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, weiß Nachfolger Simone Inzaghi nahtlos fortzusetzen. Dabei gelingt es dem langjährige Lazio-Coach sogar seit Tag eins, den Verlust von eben jenem Lukaku aufzufangen. Mit 55 Toren in 24 Ligaspielen stellen die national erst zweimal besiegten sowie erneut ganz oben mitmischenden Nerazzurri den Top-Angriff der gesamten Liga.

Auffällig ist, dass der erst seit 2018/19 wieder regelmäßig in der Königsklasse vertretene und bis dato stets nach der Gruppenphase ausgeschiedene Traditionsklub standfest wie in alten Tagen wirkt. Rückschläge werden weggesteckt, Dominanz wird ausgestrahlt.

Und das soll laut Inzaghi auch gegen Liverpool gelingen: "Es wird darauf ankommen, dass wir auch hier unser Spiel durchziehen." Wie das gelingen kann? Ganz einfach, mit dem gewohnten Selbstvertrauen und einer Prise Lockerheit: "Ich möchte, dass meine Spieler befreit aufspielen. Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich keinen Kopf machen sollen und einfach ohne Druck kicken und unsere Idee vom Fußball auf dem Rasen zeigen sollen."

Mehr verlange Inzaghi schon gar nicht, zumal er wisse, dass seine Schützlinge bis unter die Haarspitzen motiviert sein würden: "Es ist doch bekannt, dass englische Klubs richtig stark sind." Und da seien die Reds keine Ausnahme: "Liverpool ist einer der besten Vereine in Europa, doch unsere Spieler haben sich solche Duelle längst wieder verdient. Wir haben seit vielen Jahren nicht mehr im Achtelfinale gestanden." Genauer gesagt nicht mehr seit 2011/12 (Aus gegen Marseille damals) nicht mehr. Und Inter hat seit vielen Jahren keinen großen Kontrahenten mehr auf europäischer Top-Bühne besiegt. Etwa vier Niederlagen am Stück gegen Real Madrid sprechen hier Bände.

Punkt 2: Die Erfahrung

Ist es nun an der Zeit - und muss damit Liverpool dran glauben? Der langjährige Inter-Profi Marco Materazzi, seines Zeichens auch Weltmeister von 2006 und Triple-Sieger mit Mailand 2010 unter José Mourinho, glaubt daran. Im Gespräch mit italienischen Medien teilte er mit: "In der Champions League in dieser Phase für Inter aufzulaufen, ist das Größte. Hier verwandelt sich auch San Siro zu einem echten Kaliber." Auf was es seiner Ansicht nach ankommt, ist Standhaftigkeit: "Das Team darf keine Schwächen zeigen."

Zudem müsse die Mannschaft ihre gesamte Erfahrung einbringen, wovon es genug gibt. Der 37-jährige Kapitän Samir Handanovic zeigt auch im hohen Alter noch absolute Spitzenklasse im Kasten, während davor eine von Stefan de Vrij (30) oder Milan Skriniar (27) orchestrierte Abwehr zusammen mit Aufbauspieler Marcelo Brozovic (29) ihren Mann stehen und sich seit Jahren bestens kennen.

Hierin wird mit Sicherheit ein großer Schlüssel liegen, wenn sich Mailand am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) tatsächlich eine Top-Ausgangslage in Form eines Sieges vor dem Rückspiel an der Anfield Road erspielen will.

Punkt 3: Die Offensivpower

Edin Dzeko

Weiterhin eine Bank, wenn es um Tore schießen und Ball abschirmen geht: Inter-Stürmer Edin Dzeko. imago images/sportphoto24

Doch auch wenn Inter die brachiale und vor allem pfeilschnelle Offensive der Liverpooler um Mohamed Salah oder Sadio Mané entnervt und bei null Toren hält, so braucht es auch selbst Angriffskraft. 90 Minuten Abwehrarbeit wird eher nicht ausreichen.

Und hier zeigen sich die Nerazzurri seit Jahren anders, als es vielleicht der neutrale Fußballfan vermutet - gerade wenn er noch den komplett defensiv strukturierten Fußball beim Triple 2010 unter Mourinho etwa im Finale gegen Bayern München (2:0) vor Augen hat.

Der FC Internazionale hat seit einiger Zeit aber ein anderes Gesicht und steht eben auch für ansehnlichen Fußball mit zahlreichen kreativen Ansätzen und Abschlüssen. Der frühere Bundesliga-Profi Hakan Calhanoglu etwa steht für präzise Pässe, Flanken und Standards auf die kopfballstarken Hünen im Inter-Kader. Europameister Nicolo Barella steht für kunstvolle Dribblings und das gefährliche Bearbeiten der Zwischenräume in des Gegners Hintermannschaft. Und vorn ergänzen sich die abschlussstarken Lautaro Martinez ("Wir werden angreifen, das Tor gut verteidigen und dem Gegner weh tun") und Edin Dzeko ("Liverpool ist schlagbar") bestens. Gerade der Bosnier (drei Tore ins sechs CL-Partien) zeigt im höheren Alter von 35 Jahren einmal mehr, dass er noch immer zu den großen Stürmers Europas gehört.

Das ist die Champions League, ohne Zweifel.

Jürgen Klopp über die Qualität von Inter

Alles in allem ist sicherlich viel möglich für Inter Mailand, ein Coup gegen den FC Liverpool ist nicht ausgeschlossen. Das weiß auch Reds-Trainer Jürgen Klopp selbst, der dem italienischen Meister höchsten Tribut zollt. Schließlich seien die Nerazzurri wohl auch in diesem Jahr das mit Abstand "beste Team in Italien. Das ist die Champions League, ohne Zweifel."

mag

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