Champions League

Lewis sorgt für Euphorie: "So gut, er ist so gut"

ManCitys Flexibilität sticht "1000 Pläne"

Lewis sorgt für Euphorie: "So gut, er ist so gut"

Citizens-Coach Pep Guardiola herzt Youngster Rico Lewis (#82) nach dem Spiel in Leipzig.

Citizens-Coach Pep Guardiola herzt Youngster Rico Lewis (#82) nach dem Spiel in Leipzig. IMAGO/Picture Point LE

Pep Guardiola wähnte sich offenbar auf dem Trainingsplatz oder an der Seitenlinie, jedenfalls nicht unbedingt bei der Pressekonferenz nach dem Spiel bei RB Leipzig. ManCitys Coach wirbelte mit seinen Armen durch den Raum, drehte den Kopf hin und her. Er sprach gerade von dem im Fußball so wichtigen 360-Grad-Blick. Und er sprach von Rico Lewis, der eine starke Leistung geboten hatte. Eben da, wo dieses ständige Scannen des Spielfeldes so wichtig ist: im zentralen Mittelfeld. 

Auf dem Taktikboard war er rechter Achter, auf dem Platz viel mehr: auch Sechser, auch Zehner, auch Torvorbereiter. "Er verdient jedes Kompliment. Er ist so gut, so gut", murmelte Guardiola fast vor sich hin.

Guardiola kommt aus dem Schwärmen nicht heraus

Dabei reklamierte der Coach des Triplesiegers nicht mal, das Talent, das außerdem beide Außenverteidigerpositionen bekleiden kann, entdeckt zu haben. Auf Empfehlung aus der Akademie habe er ihn zu den Profis geholt, so Guardiola. Und dann erzählte er, "wie gut, wie gut" er sei: im Training, im Spiel. In "14, 15 Jahren habe ich noch nie so einen Spieler trainiert". Guardiola schwärmte: "Wie er die Räume besetzt, wie er sie erkennt. So gut."

Lewis wird nun nicht jedes Spiel machen. Bei diesem Kader ohnehin nicht, aber auch, weil er Pausen für Körper und Geist bekommen wird und damit er am Boden bleibt. Wobei die Beschreibung seines Coaches nicht darauf schließen lässt, dass der 1,69 Meter kleine Stratege demnächst abhebt. Vergleicht man, wie lange dieser Trainer an Phil Foden, Schütze des 1:0, geschliffen, geformt, ihn vor allem aber auf der Bank gelassen hat, ist er bei Lewis schon jetzt nahezu euphorisch und lässt keinen Zweifel daran, dass der Junge, der im November erst 19 wird, ein ganz Großer werden kann.

Das Besondere bei den Citizens ist ja, dass man als Spieler eben nicht nur auf einer Position funktionieren muss. Da sich die Grundordnung permanent ändert, besetzen die Protagonisten auf dem Rasen auch ständig neue Räume.

City schnürt Leipzig zu Beginn ein

Die große Variabilität der Skyblues zeigte sich in Leipzig vor allem vor der Pause. "Du kannst dir 1000 Pläne gegen sie zurecht legen", sagte Leipzigs Coach Marco Rose, "und doch …" Und doch hatte sein Team, wahrlich sonst nicht für Passivität bekannt, nach 20 Minuten nur 13 Prozent Ballbesitz, wobei schon dieses Wort nicht korrekt ist, denn wirklich "besitzen" konnte RB den Ball nicht. City ließ in einem beeindruckenden Pass- und Spieltempo die Kugel und damit eben zehn Leipziger laufen. "Sie bilden immer noch mehr kurze Dreiecke", sagte Rose fast entschuldigend.

Alle Formationen aufzuführen, die da zwischendurch so zu erkennen waren, würde zu weit führen. Aber erwähnt seien zwei Strukturen der Gäste mit und gegen den Ball: Das originäre 4-3-3 mutierte im Aufbau wahlweise zum 3-2-2-3 mit dem eigentlichen Innenverteidiger Manuel Akanji auf der Sechs neben Ruhepol Rodrigo oder einem hoch stehenden Kyle Walker auf rechts. Aber es gab auch ein 2-3-2-3, wenn zusätzlich der Ex-Leipziger Josko Gvardiol von links ins Zentrum schob.

Es sind Rochaden, nicht um des Verschiebens Willen, sondern um den Gegner ständig aus seiner Ordnung, seinen Räumen zu locken. Und dann stechen sie zu, gnadenlos wie Hornissen.

Gegen den Ball ist das Anlaufen im 4-4-2 längst ein alter Hut. Das Angriffspressing findet entweder im 3-2-3-2 oder gar im 4-2-4 statt. Dann pressen die Achter noch vor Erling Haaland, der den Passweg zum ballnahen Sechser zustellt. Jede noch so kleine Unsauberkeit im Passspiel wird als Pressingauslöser genutzt. Und dann jagen sie den Ball und den Gegner, wenn es sein muss, sogar quer über den Platz, wie Bernardo Silva. Wäre der nicht so ein technisch begnadeter Fußballer, würde er Wadenbeißer-Verteidigern von früher alle Ehre machen.

Manchester City ganz oben - Rose sieht die positiven Dinge

Guardiola freute sich jedenfalls über eine gute Leistung, einen verdienten Sieg und die alleinige Tabellenführung in der Gruppe. Rose gewann dem Abend auch noch etwas Gutes ab: "Wir wollen ja von den Besten lernen."

City lieferte dazu einiges an Anschauungsmaterial. Und vor allem sah er Lewis, Rico Lewis. Ein Name, den man sich merken sollte. Oder, um es mit Pep Guardiola zu sagen: "Der Junge ist gut, so gut."

Thomas Böker

Bilder zur Partie RB Leipzig gegen Manchester City