Champions League

Leipzigs alarmierender Trend - Der klare Auftrag an Marsch

RB braucht weniger Spektakel und mehr Stabilität

Leipzigs alarmierender Trend - Der klare Auftrag an Marsch

Verlor vier von sechs Pflichtspielen als RB-Trainer: Jesse Marsch.

Verlor vier von sechs Pflichtspielen als RB-Trainer: Jesse Marsch. imago images/Shutterstock

Das vogelwilde 3:6-Spektakel bei Manchester City nur vier Tage nach dem gleichfalls ertraglos-unterhaltsamen 1:4 gegen den FC Bayern wirft Fragen auf nach der generellen Ausrichtung des Vizemeisters unter seinem neuen Coach. Denn in beiden Spielen hinterließen die Sachsen den Eindruck, dass sie der Defensivarbeit eine eher untergeordnete Wichtigkeit beimessen. Ein fataler Trend.

Marsch nährte diesen Verdacht zu später Stunde im Etihad Stadium, als er bei der Pressekonferenz vor allem die offensiven Akzente in der zweiten Hälfte lobte, die Gegentreffer aber vornehmlich als "zu viele Standardtore und zu viele individuelle Fehler" abtat. Tatsächlich scheint dem RB-Ensemble derzeit eine Eigenschaft abhanden gekommen zu sein, die in der Vergangenheit ein Markenzeichen bildete: Die kollektive, aggressive und abgestimmte Arbeit gegen den Ball. Aktuell spaziert der Gegner nahezu spielerisch durch die Leipziger Reihen, ein alarmierender Trend.

Wir müssen schleunigst die Kurve kriegen.

Klostermann

In den vergangenen drei Spielzeiten stellte Leipzig zweimal die nach Gegentoren beste Defensive der Bundesliga, einmal die Zweitbeste. Derzeit präsentieren sich die Leipziger als Schießbude, die unnötige Elfmeter und Slapstick-Eigentore produziert, bei Standardsituationen überrascht wird und viel zu leichte Gegentore kassiert. "Ich glaube, einige der Tore hätte man schon verhindern können. Das darf uns nicht passieren, das müssen wir möglichst schnell abschalten", wählte auch der sonst eher zurückhaltende Nationalspieler Lukas Klostermann klare Worte. Emil Forsberg machte ebenfalls keinen Hehl daraus, wo die Hebel anzusetzen sind: "Wir müssen besser verteidigen. Wollen wir mithalten, dürfen wir nicht so einfache Tore kassieren."

Der Auftrag geht an Marsch. Schon am Samstag in Köln ist der Coach gefordert, für mehr Stabilität in den eigenen Reihen zu sorgen, denn von nun an geht es darum, nicht noch mehr Boden auf die enteilte Konkurrenz um die Champions-League-Plätze zu verlieren. Die sorglose Flucht nach vorn, wie gegen Bayern und Manchester gewählt, scheint da eine sehr gefährliche Strategie. "Wir haben jetzt zu viele Spiele verloren und müssen schleunigst die Kurve kriegen", bringt es Klostermann auf den Punkt. Köln, Hertha, Brügge, Bochum und Freiburg sind die nächsten Kontrahenten. Wenn dort die Trendwende nicht gelingt, rücken die nationalen und internationalen Saisonziele bereits in einem frühen Stadium in ganz weite Ferne.

Oliver Hartmann