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Legenden mit 37: Warum Cristiano Ronaldo menschelt

Wenn Weltklasse-Spieler irgendwann keine mehr sind

Legenden mit 37: Warum Cristiano Ronaldo menschelt

Traten alle bis ins hohe Fußballeralter gegen den Ball: Diego Maradona, Cristiano Ronaldo und Johan Cruyff (v. li.)

Traten alle bis ins hohe Fußballeralter gegen den Ball: Diego Maradona, Cristiano Ronaldo und Johan Cruyff (v. li.) imago images (2), Getty Images

Dass Cristiano Ronaldo trotz weiterhin verschwindend geringem Körperfettanteil inzwischen Laufduelle gegen Innenverteidiger verliert, denen er vor zehn Jahren auf 30 Metern noch 20 abgenommen hätte, lässt keine Rückschlüsse auf seinen nach wie vor gestählten Körper zu - also darüber, ob ihm der denn überhaupt noch etwas bringe.

Denn auch seine körperliche Fitness sorgt schließlich dafür, dass CR7 noch im Spätherbst seiner Karriere weitgehend von schwerwiegenden Verletzungen verschont bleibt - neben den Fortschritten in der Medizin oder mehr Schutz für Angreifer durch die Schiedsrichter. Michel Platini etwa, Europas vielleicht torgefährlichster Spielmacher der 1980er Jahre, hängte seine Schuhe verletzungsgeplagt schon mit 31 an den Nagel; Marco van Basten bestritt sein letztes Spiel wegen anhaltender Knöchelprobleme bereits mit 28.

Pelé und Maradona lassen's austrudeln

Namensvetter Ronaldo, der zweimalige Weltmeister aus Brasilien, hatte gar mit Anfang 20 um seine Karriere fürchten müssen und vor allem wegen seiner Knieverletzungen der Weltklasse bereits mit Ende 20 den Rücken gekehrt. Das "Phänomen" schleppte sich schließlich noch bis 34 durch - dem Alter, in dem sich Zinedine Zidane vernünftigerweise dazu entschloss, seine Laufbahn als "bester Spieler" der WM 2006 auf einem Hoch zu beenden.

Andere Legenden spielten bereitwillig bis weit über ihren Zenit hinaus. Seine Nationalmannschaftskarriere hatte Pelé, von insgesamt über 1000 Einsätzen ausgelaugt, bereits mit 30 beendet, auf Klubebene versuchte er sich, fürstlich entlohnt, allerdings noch bis ins 37. Lebensjahr als Entwicklungshelfer in der scheiternden US-Liga NASL.

Auch Diego Maradona trat, gezeichnet von Abnutzungen unterschiedlicher Natur, erst mit knapp 37 ab, obwohl sich der Weltklassespieler im Argentinier bereits nach der WM 1990 verabschiedet hatte. Da war Maradona gerade 29 gewesen.

Ausnahmeathlet Eusebio war spätestens mit 35 quasi Sportinvalide, in diesem Alter ließ es auch der "Bomber" Gerd Müller gut sein - wie sein portugiesisches Pendant längst als Schatten seines früheren Selbst in der NASL.

Ferenc Puskas, Alfredo di Stefano

Der alternde Alfredo di Stefano (re.), hier mit Ex-Kollege Ferenc Puskas, musste seine Karriere bei Espanyol Barcelona ausklingen lassen. imago stock&people

Weltklasse-Angreifer sind durch die hohen Anforderungen an sie einfach nicht dafür konzipiert, in einem für sie so biblischen Alter, in dem sich inzwischen auch Cristiano Ronaldo (wird im Februar 38) befindet, noch als solche existieren zu können. In diesem Alter wurde selbst ein Alfredo di Stefano bei Real Madrid, nachdem er zehn Jahre lang absoluter Mittelpunkt des königlichen Spiels gewesen war, schließlich mehr oder weniger aussortiert.

Puskas mit Bauch und Durchhaltevermögen

Doch wo es eine ungeschriebene Regel gibt, sind immer auch ein paar Ausnahmen zu finden. Der 37-jährige Johan Cruyff, der sich zwischenzeitlich ebenfalls gen NASL aufgemacht hatte, führte Feyenoord Rotterdam in der letzten Saison seiner Karriere als Spieler des Jahres zum niederländischen Double. Romario, Weltmeister und Weltfußballer von 1994, wurde noch 2005 brasilianischer Torschützenkönig - mit sogar 39 Jahren.

Nun war - anders als CR7 - keiner der beiden auf dem absteigenden Ast noch einmal in die wohl beste Liga der Welt gewechselt, wo vermutlich physischer gespielt wird als überall sonst. Ferenc Puskas hingegen, der damals schon ein paar Kilo mehr auf die Waage brachte, war es immerhin für Real Madrid gelungen, sowohl mit 36 als auch mit 37 noch mal spanischer Torschützenkönig zu werden - und die Königlichen damit jeweils zur Meisterschaft zu schießen. Aber von dem wurde ja auch kein Pressing verlangt.

Niklas Baumgart

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