Frauen

Künzer-Gedanken zu DFB-Frauen: "Hrubesch gute Zwischenlösung"

Ex-Nationalspielerin wünscht sich mehr Leader im Nationalteam

Künzers Gedanken zur Lage der DFB-Frauen: "Hrubesch ist eine sehr gute Zwischenlösung"

Weltmeisterin von 2003 und mit vielen Projekten vertraut: Nia Künzer.

Weltmeisterin von 2003 und mit vielen Projekten vertraut: Nia Künzer. picture alliance / Sven Simon

Den Fußball der Frauen verliert sie nicht aus dem Blick. Ganz sicher nicht. Nach 17 Jahren gab Nia Künzer, einst für den 1. FFC Frankfurt aktiv und Torschützin des Golden Goals im WM-Finale 2003, ihre Tätigkeit als ARD-Expertin auf und will sich künftig vermehrt ihren vielen anderen Projekten widmen. Das heißt allerdings nicht, dass sich Künzer nicht nach wie vor Gedanken macht über das Wohl und Wehe des deutschen Fußballs der Frauen.

Dass mit Horst Hrubesch, der schon 2018 in Amt und Würden gewesen war, nun ein Interimstrainer für die DFB-Frauen gefunden wurde, bewertet sie positiv. "Er ist für den DFB eine sehr gute Zwischenlösung - finanziell und von der Verfügbarkeit her, auch weil er einige Spielerinnen noch kennt und aufgrund seiner Vergangenheit Kredit hat", sagt Künzer dem kicker. "Er ist bekannt dafür, dass er sehr schnell einen guten Draht aufbauen, auf ein Team einwirken kann. Das Ganze bringt Zeit, um die Suche nach einer Sportdirektion und die Klärung der Trainerfrage voranzutreiben."

Voss-Tecklenburgs Rückkehr "sehr unwahrscheinlich"

Eine Rückkehr von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hält Künzer schließlich "für sehr unwahrscheinlich". Derzeit ist Voss-Tecklenburg krankgeschrieben - dieser Zustand währt seit der WM in diesem Sommer, bei der Deutschland nach enttäuschenden Leistungen schon in der Vorrunde ausschied. "Viele Dinge haben nicht zusammengepasst", erklärt die 43-Jährige mit Blick auf dieses Weltturnier. Sie könne nun über Kaderentscheidungen oder die spielerische Herangehensweise reden, vor allem ein Aspekt sei ihr aber wichtig. Gerade wenn sie an das weltmeisterliche 2003er-Team denke, dem sie seinerzeit angehörte.

"Wir haben zwar Gesichter im Team, und die brauchen wir. Aktuell gehen uns aber die Leader und Typen ab. Spielerinnen mit der Fähigkeit, Widerstände zu überwinden. Da ist noch Alex Popp zu nennen, aber ansonsten?", sagt sie. Zumal die Kapitänin der DFB-Frauen noch immer keine verbindliche Zusage gegeben hat, ob sie dem Nationalteam mittelfristig erhalten bleibt. Ex-Nationalspielerin Künzer würde sich da Klarheit wünschen. Und ein Team, das wieder selbstsicherer auftritt. Denn: "Wir haben diese Siegermentalität und die Ausstrahlung ein wenig verloren."

2003 mit "tollen Fußballerinnen und vielen Typen"

2003 spielten sich Künzer und die Nationalelf von Sieg zu Sieg - mit sechs Erfolgen am Stück gewannen die DFB-Frauen ihren ersten WM-Titel. Dabei sei das Team um Bettina Wiegmann, Maren Meinert, Silke Rottenberg, Birgit Prinz und Co. damals "nicht als der große Favorit angereist. Bei uns hat in diesem Jahr alles gepasst, jedes Puzzleteil. Wir hatten tolle Fußballerinnen und viele Typen im Kader", erinnert sich Künzer, die am 12. Oktober 2003 im Finale gegen Schweden in der 88. Minute eingewechselt wurde und in der 98. Minute das Siegtor köpfte.

"In meiner Erinnerung stand das Finale auf Messers Schneide", blickt sie zurück. "Von außen war es kaum auszuhalten. Allerdings, und jetzt kann ich es ja sagen: Meine Gefühle waren damals durchaus zwiespältig. Ich wollte zwar irgendwie dabei sein, es war aber nicht so, dass ich es mir sehnlich gewünscht habe, jetzt endlich eingewechselt zu werden", sagt Künzer. "Die Anspannung war einfach sehr groß." Sie entlud sich erst mit ihrem goldenen Treffer.

Was die Ex-Nationalspielerin am Finaltag 2003 um 5 Uhr morgens auf einem Parkdeck machte, was ihr Bundestrainerin Tina Theune vor ihrer Einwechslung mit auf den Weg gab und warum sie nach ihrem historischen Treffer gegen Schweden plötzlich Unsicherheit verspürte, lesen Sie im ausführlichen Interview im aktuellen kicker vom Montag - hier auch als eMagazine.

Leon Elspaß

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