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Kresche im Interview: "Es waren sechs wunderbare Jahre"

Die Nummer 1 verlässt die SKN St. Pölten-Frauen

Kresche im Interview: "Es waren sechs wunderbare Jahre"

Torfrau Isabella Kresche (rechts) verlässt den SKN St. Pölten.

Torfrau Isabella Kresche (rechts) verlässt den SKN St. Pölten. GEPA pictures/Walter Luger

Gratulation zum Meistertitel, Frau Kresche! Sie haben bei den SKN-Frauen nur ein Gegentor in der gesamten Bundesliga-Saison bekommen. Wie geht das denn bitte?

Danke. Das ist natürlich auf eine gute Zusammenarbeit mit der Verteidigung und der gesamten Mannschaft zurückzuführen. Wir haben uns sowohl beim Gegenpressing als auch bei der Restverteidigung verbessert. Das haben wir aber auch den stärker gewordenen Gegnern zu verdanken, die uns schon immer wieder unsere Fehler aufgezeigt haben, dadurch haben wir uns noch einmal steigern können.

SKN-Trainerin Liése Brancão sprach von der schwierigsten Meisterschaft bisher. Sehen Sie das auch so?

Es war in jedem Fall die spannendste Meisterschaft. Sturm Graz hat ja lange mitgehalten. Die Top fünf und auch Altach (FFC Vorderland, Anm.) haben sehr gute Arbeit geleistet und sich stark verbessert.

Die Einzige, die Ihnen ein Tor geschossen hat, hat der SKN gleich nach St. Pölten geholt. Der SKN agiert ja fast wie ein FC Bayern der österreichischen Frauen-Bundesliga.

Das war die Sophie (Hillebrand, Anm.), oder? Das ist einfach der Anspruch des SKN St. Pölten, neben den besten Spielerinnen aus der Region möglichst auch die besten Spielerinnen aus Österreich zu holen, und nicht nur hervorragende Legionärinnen.

Beim 6:1-Testspielsieg gegen Rumänien im Februar haben Sie Ihr Nationalteamdebüt gefeiert. Wie war's?

Das hat mich natürlich schon sehr gefreut. Das A-Team ist doch noch einmal etwas anderes, als die U-Nationalteams, die ich ja alle durchlaufen habe. Aber auch hier geht es trotz aller Professionalität sehr familiär zu.

Das heißt, Ihr nächstes große Ziel ist die EM-Endrunde?

Persönlich will ich natürlich unbedingt dabei sein. Ob es dann auch mit einem Einsatz klappt, wird sich zeigen. Gegen England im ausverkauften Old Trafford anzutreten, wird so oder so ein Karriere-Highlight werden.

Kresche Oefb

Isabella Kresche beim letzten ÖFB-Lehrgang im April. GEPA pictures/Michael Meindl

Die US-Frauen bekommen nach einem Gerichtsstreit nun im Nationalteam gleich viel ausbezahlt wie die Männer. Wäre das auch hierzulande denkbar?

Das ist natürlich ein tolles Zeichen, aber hier wäre es zunächst einmal wichtiger, die Infrastruktur anzugleichen. Wir spielen in der Bundesliga teilweise auf recht holprigen Plätzen, die gar kein gutes Spiel ermöglichen. Das soll keine Ausrede sein, aber so kann man natürlich auch nicht unbedingt gute Werbung für den Frauenfußball machen. Da sollte man, meiner Meinung nach, die nächsten Schritte setzen. Beim SKN haben wir neben der NV-Arena seit kurzem auch noch in Stattersdorf einen tollen Platz. Hier ist die Infrastruktur schon top.

Sie holen hier Titel am laufenden Band und spielen regelmäßig in der Champions League. Warum verlassen Sie den SKN?

Es ist einfach die Zeit für mich gekommen, den nächsten Schritt zu setzen. Es waren sechs wunderbare Jahre hier. Aber ich habe zuletzt auch bemerkt, dass ich noch einmal ein paar Schritte vorwärts machen kann, wenn ich einmal weniger als 25 bis 30 Stunden pro Woche arbeite und mich mehr auf den Fußball konzentrieren kann. Ich werde im Ausland zwar auch weiterhin selbständig arbeiten, aber wohl nur mehr ein paar Stunden pro Woche. Den Klub möchte ich bitte noch nicht verraten, solange er es noch nicht offiziell gemacht hat.

Zuvor gibt es aber noch ein Highlight, das Cupfinale gegen Sturm in Amstetten. Für Sie als Grazerin auch etwas Besonderes?

Ja, klar! Ich bin jetzt zwar schon zehn Jahre in St. Pölten, vier in der Akademie und eben die sechs beim SKN, aber ich fühle mich schon noch als Steirerin. Und es wird nicht einfach. Sturm konnte uns schon in der Meisterschaft ärgern und in einem Spiel ist sowieso immer alles möglich. Schön wäre es, wenn noch einmal richtig viele Besucher zu unserem Duell kommen. Das hat sich diese Paarung im Cupfinale einfach verdient.

Interview: Thomas Schöpf

Die kicker-Elf der Saison 2021/22