kicker

Krätzig im Interview: "Beim FC Bayern wird gar nichts abgeschrieben"

Austria-Neuzugang spricht über seine ersten Wochen in Wien

Krätzig im Interview: "Beim FC Bayern wird gar nichts abgeschrieben"

Frans Krätzig schaffte bereits zweimal den Sprung in die kicker-Elf des Tages.

Frans Krätzig schaffte bereits zweimal den Sprung in die kicker-Elf des Tages. GEPA pictures

Zwei Spiele, ein Assist, ein Tor, zweimal in der kicker-Elf des Tages. Wie zufrieden sind Sie mit den ersten Wochen bei der Wiener Austria?

Es waren zwei schöne Wochen für mich. Ich bin sehr gut gestartet und habe mich bei der Austria schnell eingelebt. Es ist sehr schön, in Wien zu leben und hier Fußball zu spielen. Ich habe nicht viel Anlaufzeit gebraucht, um ehrlich zu sein. Mir wurde es aber auch sehr einfach gemacht. Daher konnte ich auch meinen Teil zu den zwei Siegen beitragen.

Sie haben sich sehr schnell in die Herzen der Austria-Fans gespielt. Was bedeutet Ihnen das nach dieser kurzen Zeit?

In erster Linie gibt mir das ein gutes Gefühl. Es ist schön, wenn die Fans sagen, dass du einen guten Job machst. Auf diese Art und Weise empfangen zu werden, hat mir ein sehr positives Gefühl gegeben. Ich versuche, das mit Leistungen zurückzuzahlen. Ich gebe immer mein Bestes, aber man darf auch nicht übertreiben: Es waren erst zwei Spiele. Mit dem Derby gegen Rapid wartet am Sonntag das bisher wichtigste Spiel auf uns. Die positiven Reaktionen der Fans kann man sicher in diese Partie mitnehmen.

Das Derby birgt aufgrund des engen Rennens um die Meistergruppe einiges an Brisanz.

Das stimmt. Ich habe schon so viel über das Spiel gehört. Jeder, mit dem ich bisher über das Derby gesprochen habe, bezeichnet die Begegnung am Wochenende als "Spiel des Jahres". Ich freue mich schon sehr darauf, am Sonntag in den Bus zu steigen und die Stimmung aufzusaugen. Wir wollen von Beginn an da sein und zeigen, dass wir die Nummer eins in der Stadt sind.

Es hätte mir auch nichts ausgemacht, etwas weiter wegzugehen. Aber viele Kleinigkeiten führen zu einem Gesamtbild - und es hat schon für die Austria gesprochen, dass es keine Sprachbarriere gibt.

Frans Krätzig

Warum haben Sie im Winter den Entschluss gefasst, den FC Bayern vorübergehend zu verlassen?

Das wichtigste Argument war die Spielzeit. Außerdem hat der Verein in Österreich ein hohes Standing. Es war mir sehr wichtig, nicht irgendwo hinzugehen. Ich will gesehen werden! Die Verantwortlichen der Austria haben mir ein gutes Gefühl gegeben und so habe ich nach Gesprächen mit Freunden und der Familie beschlossen, hierher zu gehen.

Wie ausschlaggebend war die Nähe zur Heimat?

Es hätte mir auch nichts ausgemacht, etwas weiter wegzugehen. Aber viele Kleinigkeiten führen zu einem Gesamtbild - und es hat schon für die Austria gesprochen, dass es keine Sprachbarriere gibt. Näher wäre es fast nicht gegangen. Ich muss mich bei einem Verein insgesamt einfach wohlfühlen. Selbst, wenn es nur für ein halbes Jahr ist.

Mit Trainer Michael Wimmer und Tormann Christian Früchtl warteten bei der Austria zwei bekannte Gesichter auf Sie. Welche Rolle haben diese beiden bei Ihrem Wechsel gespielt?

Keine allzu große. Es ist natürlich schön, dass ich Chris vorher schon flüchtig kannte. Den Trainer kannte ich schon etwas besser. Aber ich habe unter ihm in Nürnberg nicht einmal ein Jahr trainiert. Es war nicht hauptausschlaggebend, aber es ist natürlich etwas leichter, wenn man bereits ein paar Gesichter kennt.

Wie hat die Kommunikation mit Thomas Tuchel bezüglich Ihres Wechsels ausgesehen?

Grundsätzlich ist die Entscheidung relativ spät gefallen. Ich habe natürlich mit allen Entscheidungsträgern gesprochen und mir ihre Meinungen eingeholt. Das war mir schon wichtig. Wir sind auf einen gemeinsamen Nenner gekommen und dann durfte ich nach Wien abreisen.

Sie standen bei den Bayern im Herbst in jedem Spiel im Kader und schnupperten bereits Champions-League-Luft. Bereuen Sie es, angesichts der derzeitigen Verletzungssorgen bei den Bayern nicht doch in München geblieben zu sein?

Nein, eigentlich nicht. Ich habe mich zu 100 Prozent für den Schritt zur Austria entschieden und möchte mich hier beweisen. Daher wäre es blöd, nach zwei Wochen schon wieder zurückgehen zu wollen. Aber natürlich schaue ich mir die Bayern-Spiele an und fiebere mit. Ich stehe auch vor dem Fernseher, schreie und frage mich, was jetzt auf einmal los ist. Ich bin emotional dabei, aber fühle mich gleichzeitig hier sehr wohl. Ich verschwende jetzt keinen Gedanken daran, zu den Bayern zurückgehen zu wollen.

Im neuen Stadion noch sieglos: Rapids erschreckende Derby-Heimbilanz gegen die Austria

Beim FC Bayern läuft es mit drei Niederlagen in Serie nicht nach Plan, der Rückstand auf Leverkusen beträgt bereits acht Punkte. Muss man die Meisterschaft in München abschreiben?

Natürlich steht man jetzt vor einer schwierigen Aufgabe, aber das war im vergangenen Jahr auch schon so. Wer den FC Bayern kennt, weiß, dass dort gar nichts abgeschrieben wird. Natürlich ist die Ausgangssituation schwierig, aber jetzt ist nicht die Zeit dafür, sich darüber Gedanken zu machen. Es gibt so viele Spieler beim FC Bayern, die einfach Bock auf das Gewinnen haben. Niemand macht dort mit Absicht Fehler. Ich glaube immer noch fest an die Meisterschaft. Die Messe ist noch nicht gelesen.

Eigenbauspieler hatten es beim FC Bayern in der jüngeren Vergangenheit traditionell schwer, den Sprung zu den Profis zu schaffen. Sportdirektor Christoph Freund gilt aufgrund seiner Vergangenheit in Salzburg als großer Talentförderer. Welche Veränderungen haben Sie seit seiner Ankunft in München festgestellt?

Ich traue mir da kein finales Urteil zu, weil ich nicht wirklich weiß, wie es vor Christoph war. Ich habe mit ihm jedenfalls ein sehr gutes Verhältnis. Wir führen immer sehr gute und ehrliche Gespräche. Er versteht mich, ich verstehe ihn. Man merkt ein bisschen die Salzburg-Schule, finde ich. Er baut schon sehr auf junge Spieler. Ich glaube, dass er dem Verein auch erst einmal seinen Stempel aufdrücken muss. Das ist bei einem so großen Verein wie dem FC Bayern nicht leicht. Aber wenn man ihm Zeit gibt, kann das zwischen Christoph Freund und Bayern München ein sehr gutes Match werden.

Jetzt befinde ich mich mit ihm in regelmäßigem Austausch. Es ist sehr schön, immer noch eine ständige Verbindung zu seinem Stammverein zu haben.

Frans Krätzig über die Rolle von Richard Kitzbichler

Bei den Bayern hat Ex-Austria-Spieler Richard Kitzbichler die Leihspieler im Blick. Hat er Ihnen zum Schritt nach Wien geraten und wie sieht momentan der Austausch mit ihm aus?

Als es um den Wechsel hierher ging, habe ich mir nicht seine Meinung eingeholt. Das hätte ich vielleicht machen können, dann wäre ich vielleicht noch schneller hierher gekommen (lacht). Aber jetzt befinde ich mich mit ihm in regelmäßigem Austausch. Es ist sehr schön, immer noch eine ständige Verbindung zu seinem Stammverein zu haben. Und es zeigt auch, dass Christoph sehr viel Wert auf die Jugend legt, wenn er jemanden mitbringt, der sich vorrangig um die Leihspieler kümmert.

Welchen Eindruck haben Sie bisher vom österreichischen Fußball?

Im Vergleich zu dem, was ich vorher über die Liga gehört habe, ist der Eindruck sehr gut. Vor allem in unseren zwei Heimspielen hatte ich einen sehr positiven Eindruck. Hier ist alles sehr professionell. Natürlich kann man das nicht mit der deutschen Bundesliga vergleichen, so weit ist man hier einfach noch nicht. Es gibt viel Entwicklungspotential, aber die Liga ist auf einem guten Weg. Für junge Spieler wie mich ist sie das perfekte Sprungbrett. Das sieht man auch an vielen anderen Talenten, die das ähnlich gemacht haben wie ich. Alles, was mit Austria Wien und der österreichischen Bundesliga in Zusammenhang steht, ist bislang sehr, sehr cool.

In Österreich wird die Liga nach 22 Runden in Meister- und Qualifikationsgruppe geteilt. Was halten Sie davon?

Ich habe mir darüber noch nicht allzu viele Gedanken gemacht. Ich weiß nicht, wie ich das endgültig finden soll. 

Aktuell fehlt der Wiener Austria ein Punkt auf die Meistergruppe der sechs besten Teams. Wie beurteilen Sie die Ausgangssituation Ihres Teams?

Nach den zwei Siegen stehen wir gut da. Wir denken jetzt noch nicht weiter, sondern wollen einfach das nächste Spiel gewinnen. Es wird eng, aber wir schaffen das. Es wäre ja Quatsch, nicht daran zu glauben.

Interview: Nikolaus Fink

Fußball: Bundesliga, Bayer Leverkusen - Bayern München, 21. Spieltag in der BayArena, Leverkusens Trainer Xabi Alonso und Münchens Trainer Thomas Tuchel (r) unterhalten sich vor dem Spiel. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen.

Wer wird Tuchels Nachfolger? Nur einer "ist zu 99,9% ausgeschlossen"

alle Videos in der Übersicht