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Komposch im Interview: "Wir können die Großen mittlerweile sehr sehr gut ärgern"

Hartberg-Neuzugang etablierte sich sofort

Komposch im Interview: "Wir können die Großen mittlerweile sehr sehr gut ärgern"

Paul Komposch konnte sich schnell in Hartberg als Stammspieler etablieren. 

Paul Komposch konnte sich schnell in Hartberg als Stammspieler etablieren.  GEPA pictures

Mit 22 Punkten nach den ersten 13 Spieltagen dürfen sich die Protagonisten des TSV Hartberg durchaus auf die Schulter klopfen. Trotz größeren Umbruchs im vergangenen Transfersommer lachen die Oststeirer vom vierten Tabellenplatz und haben aktuell sehr gute Karten, um zum zweiten Mal nach 2020 den Sprung unter die besten sechs Mannschaften zu schaffen.

Bundesliga - 14. Spieltag

Abwehrspieler Paul Komposch, der erst seit dieser Saison bei den Hartbergern unter Vertrag steht, zählt dabei zu den zentralen Stützen im Team von Cheftrainer Markus Schopp und spricht im kicker-Interview über den aktuellen Erfolgslauf mit seiner Mannschaft.

Herr Komposch, mit 22 Punkten und Platz vier nach 13 Spieltagen tritt Hartberg zumindest tabellarisch bereits als Topteam in Erscheinung. Darf man sich selbst schon als solches sehen?

(lacht) Schwierig. Natürlich ist das weit hergeholt, weil wir unter Anführungszeichen nur Hartberg sind. Wir wissen, wo wir herkommen, welche finanziellen Möglichkeiten wir haben und wissen, dass wir trotzdem noch ein kleiner Verein in der Bundesliga sind. Wir sind aber eine Mannschaft, die enorme Qualität hat, die auch schon in den ersten 13 Runden gezeigt hat, was wir auf den Platz bringen können. Als Topteam würde ich uns noch nicht betiteln, aber ich glaube, dass wir auf jeden Fall die Großen mittlerweile sehr sehr gut ärgern können.

Muss man sich nach den starken Aufritten bisher nicht schon mittlerweile etwas vom Gedanken verabschieden, nur das "kleine" Hartberg zu sein?

Das auf jeden Fall. Gerade nach den letzten Leistungen - inklusive des Spiels im ÖFB-Cup gegen Salzburg - können wir mit einem gewissen Selbstbewusstsein auftreten und können sagen, dass wir jeden Gegner schlagen können. Wir brauchen uns vor niemandem verstecken, wenn wir das auf den Platz bringen, was wir im Training und auch in den Spielen leisten können. Wenn wir das schaffen, können wir richtig unangenehm für jeden Gegner werden. Ich glaube auch, dass wir uns nach den ersten 13 Runden einen gewissen Respekt von den anderen Mannschaften erarbeitet haben und das ist schon etwas wert. Es haben vielleicht manche gedacht, dass wir gefährlich werden könnten, aber es haben uns nur wenige zugetraut, dann auch wirklich so gefährlich zu sein.

Nimmt man das als Spieler bereits wahr, dass die anderen Mannschaften sich schon etwas anders auf Duelle gegen Hartberg einstellen? Ist das Prestige gewachsen?

Man merkt das schon. Wenn man sich die bisherigen Spiele von uns ansieht, ist es schon so, dass sich viele Gegner gegen uns relativ defensiv positionieren und abwartend spielen, weil wir doch sehr viel und stark in Ballbesitz agieren. Diesen Respekt haben wir uns aber nur geschaffen, weil wir die Leistungen auch gegen gute Gegner so erbracht haben. Das zeigt schon viel, denn es gibt nicht mehr so viele Gegner, die uns wirklich hoch anpressen.

Von Experten wird Hartberg vom spielerischen Bereich her bereits zu den besten in dieser Liga gezählt. Ein Kompliment, das man dankend annimmt oder ein gewisser Anspruch, den die Mannschaft an sich setzt?

Wir wollen uns sehr über den Ballbesitz definieren und das ist auch unser Spielstil. Natürlich ist es ein extremes Lob, wenn man so etwas zu hören bekommt, aber das haben wir uns auch verdient. Denn wir versuchen immer, schön heraus zu spielen. Aber es ist dadurch auch ein gewisser Anspruch, dass man das Niveau auch hält und nicht hochnäsig oder fahrlässig wird. Gegen Teams wie Salzburg oder Sturm, die mit einer großen Wucht anpressen, muss man weiterhin besonders vorsichtig agieren und nicht naiv sein. Natürlich ist es daher schön, so etwas zu hören, wir müssen aber dennoch am Boden bleiben und der Realität ins Auge schauen.

Wenn man bedenkt, was für einen großen Umbruch die Mannschaft im Sommer erlebt hat, ist der aktuelle Erfolgslauf schon beachtlich. Wie hat sich das Team so schnell zu solch einer Einheit geformt?

Man hat das sehr gut an den ersten Saisonspielen gesehen, dass wir zwar Qualität haben, aber man hat auch gemerkt, dass wir nicht so reif und nicht so weit in der Entwicklung waren. Wir haben von den ersten fünf Spielen sehr viel gelernt und einen riesigen Entwicklungsschritt in die richtige Richtung gemacht. Für mich ist es ja auch das erste Bundesligajahr und da war es am Anfang nicht so einfach, dass wir das umsetzen, was der Trainer von uns verlangt hat. Wir nehmen von jedem Spiel sehr viel mit und lernen. Mittlerweile glaube ich, dass wir schon sehr reif spielen, obwohl wir viele neue Gesichter in der Mannschaft hatten. Das sieht man jetzt mit den Ergebnissen.

Vor allem offensiv sind Sie mit Ihrem Team absolut in Schuss. Mit 23 Treffern stellt man die zweitbeste Offensive der Liga. Als Abwehrspieler entspannt zu wissen, dass man auch mal zwei Tore bekommen kann, weil die vorne das schon richten werden, macht es wohl auch leichter.

(lacht) Es spielt sich teilweise leichter, weil wir wissen, dass wir offensiv eine brutale Qualität haben. Wir können immer aus jeder Situation ein Tor machen, aber es wäre für uns auf der anderen Seite auch schöner, wenn wir öfter die Null halten können. Wir haben vor allem am Anfang der Saison viele Gegentore bekommen, aber mittlerweile auch schon sechs Spiele zu Null gespielt. Da hat man bereits in den vergangenen Partien einen Entwicklungsschritt bei uns gesehen und dass wir nicht nur von der Offensive leben. Wir müssen aber schauen, dass wir in der Defensive noch genauer werden, um noch öfter zu Null zu spielen. Allgemein lieben wir aber alle die Art, wie wir spielen. Uns liegt der Spielstil, es macht riesig Spaß gerade und das ist auch entscheidend, warum es aktuell so gut läuft.

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Sie selbst haben sich nach Ihrem Transfer von Sturm Graz zu Hartberg direkt als Stammkraft etabliert. Den Sprung von der 2. Liga in die Bundesliga haben Sie gut hinbekommen, wie zufrieden sind Sie selbst mit Ihren bisherigen Auftritten im Oberhaus?

Erwartet habe ich es nicht, dass es direkt so schnell klappt. Ich habe es mir natürlich erhofft. Die letzte Saison in der 2. Liga war nicht einfach, wir haben schon lange gegen den Abstieg gekämpft und es glücklicherweise geschafft. Dann ist bei mir auch lange in der Luft gestanden, wohin es geht. Das ist keine angenehme Zeit, wenn man so eine Ungewissheit hat. Man weiß nicht, ob man an seinem aktuellen Wohnort bleiben kann und wo der weitere sportliche Weg hinführt. Man weiß ja nie, was im Fußball passiert. Dass es dann so schnell geht, dass ich mich als Stammspieler in der Bundesliga etabliere, ist im Nachhinein aber wunderschön und ich genieße jeden Moment. Die 2. Liga war zwar eine gute Vorbereitung, aber es ist hier schon nochmal ein ganz anderes Niveau. Daher freue ich mich, dass ich mich da so gut anpassen konnte.

War es für Sie rückblickend enttäuschend, dass es bei Sturm Graz nicht weiterging? Wird dort Ihrer Meinung nach allgemein etwas zu wenig auf den eigenen Nachwuchs gesetzt und vielmehr auf Talente aus dem Ausland?

Ja, finde ich schon, da ich glaube, dass Sturm aus der eigenen Jugend sehr viele gute Talente herausbringt. Man muss aber auch ehrlich sagen, dass Sturm seit ein paar Jahren einen enormen Erfolgslauf erlebt. Sie sind zweimal Vizemeister geworden, in der letzten Saison Cup-Sieger, duellieren sich mit Salzburg und sind auch international gut dabei. Der Qualitätsunterschied in der Mannschaft ist im Vergleich zu vor ein paar Jahren so extrem groß geworden, dass es für junge Talente immer schwieriger geworden ist. Wenn die finanziellen Möglichkeiten da sind, dass man auch externe Talente von woanders herholt, muss ich sagen, verstehe ich den Weg auch irgendwo. Aber ich finde es auch sehr schade, dass mittlerweile so wenige Talente bei Sturm den Sprung ganz nach oben schaffen.

Beispiele wie Sie oder Ihr Teamkollege Christoph Lang zeigen ja, dass die Qualität des eigenen Nachwuchses für die Bundesliga reicht. Das könnte man ja auch zuerst ausprobieren, bevor man wieder wen von außen einkauft.

Das stimmt, aber man muss auch sagen, dass Sportdirektor Andreas Schicker hervorragende Arbeit leistet mit den Transfers, die er tätigt. Deswegen bin ich da zwiegespalten. Wenn man den Langi (Christoph Lang, Anm.) hernimmt, spielt der eine überragende Saison bei uns und hätte sich verdient gehabt, dass er auch bei Sturm zu mehr Einsatzzeit kommt.

Spielpraxis sammeln Sie und Ihr Teamkollege dafür nun in Hartberg, wo am kommenden Spieltag das Heimspiel gegen Rapid wartet. Das Hinspiel konnte man erfolgreich bestreiten, wird man den Zweierpack schnüren können?

Wenn wir das auf den Platz bringen, was uns der Trainer vorgibt und was wir können, dann brauchen wir keine Angst haben. Respekt haben wir natürlich vor jedem Gegner und ich traue uns auch einen Sieg zu. Das Hinspiel in Hütteldorf haben wir zwar mit 1:0 gewonnen, aber unsere Leistung war eigentlich nicht gut. Wir haben dort keine gute Partie abgeliefert. Ich glaube aber, dass wir seit diesem Spiel einen enormen Schritt gemacht haben und fußballerisch und gegen den Ball viel besser agieren. Daher glaube ich, dass wir Rapid auf jeden Fall sehr ärgern können und traue uns auch den Sieg zu. Aber im Fußball geht alles immer so schnell, man wird sehen, was wir mitnehmen können.

Ein möglicher Sieg gegen Rapid wäre dann schon ein gewisses Statement. Dann hätte man die Wiener auf sieben Punkte distanziert.

Klar schwebt das ein wenig im Hinterkopf. Es wäre natürlich ein wunderschöner Sieg und dann hätten wir mit 25 Punkten nach 14 Spielen eine überragende Quote aufzuweisen. Aber wir müssen das Spiel erstmal gewinnen, es wäre auf jeden Fall eine feine Sache. Wir haben im Cup gegen Salzburg gezeigt, dass wir mit den großen Teams mithalten können.

Interview: Maximilian Augustin