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Kommentar: Es wäre ein Skandal im Skandal

Rainer Franzke zur Präsidentenfrage beim DFB

Kommentar: Es wäre ein Skandal im Skandal

Reinhard Grindel (CDU-Abgeordneter)

Reinhard Grindel (CDU-Abgeordneter) imago

Im Frühjahr 2014 verabschiedete der Deutsche Bundestag ein Gesetz zur Strafbarkeit von Abgeordnetenbestechung - erst zehn Jahre nach der Unterzeichnung der UN-Konvention gegen Korruption. Am 1. September 2014 trat das Gesetz in Kraft. Danach sind nicht nur Stimmenkauf und –verkauf, sondern auch immaterielle Vorteile und Zuwendungen an Dritte nach Paragraph 108e des Strafgesetzbuches für alle Mandatsträger strafbar. Vergehen werden mit Geldstrafe bis zu Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geahndet. 582 Bundestagsabgeordnete stimmten dem Gesetz zu, drei waren dagegen, sieben enthielten sich der Stimme. Der CDU-Abgeordnete Reinhard Grindel (55) enthielt sich der Stimme.

Jener Reinhard Grindel aus Niedersachsen soll jetzt der neue Präsident des Deutschen Fußball Bundes werden. Das jedenfalls hat Karl Rothmund, der frühere Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes gesagt und ferner bemerkt, dass Dr. Rainer Koch, Präsident des Süddeutschen Fußballverbandes und seit dem Rücktritt von Wolfgang Niersbach kommissarisch mit Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball an der Spitze des DFB, nicht kandidieren und Grindel unterstützen werde.

Mal abgesehen davon, dass in den Landesverbänden wie eh und je um Posten und Macht gemauschelt wird, erscheint schon eine Kandidatur des CDU-Abgeordneten mit Sitz im Sportausschuss des Bundestages als sehr fragwürdig. Mitten in den größten Skandalen in der Geschichte der nationalen und internationalen Verbände wie FIFA, UEFA und DFB wird der Name jenes Mannes gehandelt, der sich bei der Verabschiedung eines Gesetzes gegen Stimmenkauf und Korruption der Stimme enthalten hat.

Rauball: Zeitplan für Wahl in der nächsten Präsidiumssitzung

In der kicker-Printausgabe an diesem Donnerstag hat Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball angekündigt, dass über den Zeitplan für die Wahl des neuen DFB-Präsidenten in der nächsten Präsidiumssitzung gesprochen werden soll. Und in diesem Kontext erwähnte er auf die Frage nach erforderlich neuen Strukturen beim DFB: "Für mich ist die Reihenfolge immer: erst Aufklärung, dann Analyse, dann Diskussion über mögliche Erfordernisse - und schließlich eine konsequente Umsetzung."

Stehen die Liga und ihr Präsident mit dieser Meinung allein? Es hat den Anschein, dass den Regional- und Landesfürsten die schnelle Wahl eines neuen DFB-Präsidenten wichtiger erscheint als Aufklärung und Strukturveränderung. Schon das wäre ein Skandal im Skandal.

Rainer Franzke

Rainer Franzke (kicker-Chefredaktion)

Rainer Franzke (kicker-Chefredaktion). kicker