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Jürgen Klopp in Rage: "Dann sind wir alle erledigt"

Liverpool-Trainer attackiert TV-Sender deutlicher denn je

Klopp in Rage: "Dann sind wir alle erledigt"

Deutliche Worte im und übers englische TV: Jürgen Klopp am Sonntagabend in Anfield.

Deutliche Worte im und übers englische TV: Jürgen Klopp am Sonntagabend in Anfield. imago images

Seit 64 Heimspielen hat der FC Liverpool nicht verloren, doch über diesen neuen Klubrekord konnte sich Jürgen Klopp nach dem beeindruckenden 3:0-Sieg gegen Spitzenreiter Leicester nicht wirklich freuen.

Irgendwann in Zukunft werde er an diese "absolut unglaubliche" Errungenschaft seiner Mannschaft zurückdenken, zumal es "schwierig" sei, "in diesem Klub Rekorde aufzustellen, weil unsere Väter und Großväter ziemlich gut waren". Aber "im Moment" bleibe für so was einfach keine Zeit.

Als er zu seinen späten Wechseln gefragt wird, legt Klopp los

Der Spielplan für die englischen Topklubs ist gnadenlos, schlimmer findet Klopp aber, dass die englischen TV-Sender ihn noch ein wenig gnadenloser machen. Einmal mehr, jedoch deutlicher denn je, kritisierte der Welttrainer am Sonntagabend, wie die Rechteinhaber mit ihrer Option, Anstoßzeiten zu ihren Gunsten hin- und herzuschieben, umgehen.

Als ihn ein Reporter fragte, warum er gegen Leicester erst mit einem Doppelwechsel kurz vor dem Abpfiff sein Kontingent ausgeschöpft hatte, entgegnete Klopp: "Weil wir ständig daran denken müssen, dass jemand verletzt zu Boden geht. Wenn wir früher wechseln und jemand verletzt sich, beenden wir das Spiel zu neunt."

"... dann bin ich mir nicht sicher, ob wir die Saison mit elf Spielern beenden"

Und er rede hier weiterhin nicht von Liverpool, sondern "von allen Spielern" - etwa von Gerard Piqué (Barcelona) und Bukayo Saka (Arsenal), die sich am Wochenende am Knie verletzten. "Wenn ihr nicht anfangt, mit BT zu reden, dann sind wir alle erledigt", sagte Klopp zum "Sky Sports"-Reporter.

"BT Sport" und "Sky" teilen sich in England die Pay-TV-Rechte an der Premier League und sind dabei teilweise auch dafür verantwortlich, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit Spiele am Wochenende ausgetragen werden. "Sky und BT müssen reden, denn wenn wir weiter am Mittwoch und dann am Samstag um 12.30 Uhr (13.30 Uhr MEZ, d.Red.) spielen, bin ich mir nicht sicher, ob wir die Saison mit elf Spielern beenden."

Ich weiß, dass euch das egal ist, und das ist das Problem.

Jürgen Klopp

In dieser Woche muss Liverpool erneut am Mittwochabend in der Champions League (gegen Atalanta Bergamo) und am Samstagmittag in der Liga (in Brighton) antreten, Klopp nannte es sarkastisch "ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk". "Wir werden da zitternd erscheinen. Ich überlege schon, die Punkte hinzuschicken." Man könne eben nicht "auf zehn, elf Positionen rotieren, das ist unmöglich".

Und "das gilt für alle Top-Sechs-Klubs, aber ich weiß, dass euch das egal ist, und das ist das Problem. Wir haben jetzt schon oft darüber gesprochen, aber nichts ist passiert", geriet Klopp in Rage. "Das ist ein gewaltiges Problem, und das ist ein Sender-Problem und nichts anderes."

"Wenn mir noch jemand etwas über Verträge erzählt, flippe ich wirklich aus"

Aber hatten die Klubs dem milliardenschweren TV-Vertrag nicht selbst zugestimmt, von dem sie ja auch finanziell massiv profitieren? "Meine Herren", konterte Klopp, "fangt an zu sprechen und trefft Entscheidungen. Ich mag unsere Beziehung. Aber wenn mir noch jemand etwas über Verträge erzählt, flippe ich wirklich aus. Denn diese Verträge sind nicht für eine COVID-Saison gemacht."

Alle müssten sich in der Corona-Krise anpassen. Nur bei den TV-Verträgen heiße es weiter: "Wir haben sie, also behalten wir sie", so Klopp. "Bitte was? Alles hat sich geändert, die ganze Welt hat sich geändert!"

Liverpools Verletzungssorgen allerdings nicht: Mit Naby Keita erwischte es gegen Leicester den nächsten, dafür steht Mo Salah vor dem baldigen Comeback. Der auf seiner Länderspielreuse mit COVID-19 infizierte Torjäger wurde laut Klopp inzwischen erstmals negativ getestet.

jpe