Int. Fußball

Liverpool bricht in Leicester ein - Klopp hadert mit Ausgleich

Liverpool hakt Titelverteidigung vor Duell mit Leipzig ab

Klopp hadert mit Wendepunkt: "Das ist keine objektive Entscheidung"

Nach VAR-Entscheid doch gegeben: Nach Maddisons Freistoß ist kein Spieler mehr am Ball, Amartey unternimmt aber klar einen Versuch - in Abseitsposition?

Nach VAR-Entscheid doch gegeben: Nach Maddisons Freistoß ist kein Spieler mehr am Ball, Amartey unternimmt aber klar einen Versuch - in Abseitsposition? imago images

Eigentlich gut gespielt, am Ende aber mit leeren Händen dagestanden: Irgendwann erinnerten auch die Aussagen von Jürgen Klopp ein wenig an die nach der 1:4-Niederlage gegen Manchester City am vergangenen Wochenende. "Die Leistung war über 75 Minuten oder so herausragend, dann verlieren wir 1:3", befand der Reds-Coach nach seinem 300. Pflichtspiel auf der Bank des LFC. "Das zeigt, in was für einer schwierigen Situation wir gerade sind."

Absturz auf Platz 6 droht

Die tabellarische Situation stellt sich wie folgt dar: Die Titelverteidigung kann sich Liverpool nach 24 Spielen fast schon abschminken. Nachdem Manchester City am Abend gegen Tottenham erneut gewann, haben die Reds bei einem absolvierten Spiel mehr schon 13 Punkte Rückstand auf City. Die Titelverteidigung schrieb Klopp nach der Niederlage in Leicester schon ab. Vielmehr gerät für den LFC nun gar die Champions-League-Qualifikation in Gefahr. Das unter Thomas Tuchel wiedererstarkte Chelsea und West Ham United könnten mit Siegen am Montagabend am Meister vorbeiziehen.

Über weite Strecken hatten die Reds im King Power Stadium einen dominanten Auftritt abgeliefert, waren durch den 17. Saisontreffer von Mohamed Salah verdient in Führung gegangen. Ein Foul des früh für den verletzten Milner eingewechselten Thiago, der einen ganz schwachen Auftritt ablieferte, läutete dann jedoch die Wende ein - und zweimal spielte der VAR eine Rolle.

Kein Elfmeter, kein Abseits - VAR greift zweimal ein

Hatte Schiedsrichter Anthony Taylor zunächst auf den Elfmeterpunkt gezeigt, wurde der Ort des Geschehens nach Videobeweis knapp vor den Strafraum verlegt. Es gab nur Freistoß - das Resultat war (wahrscheinlich) das gleiche. Maddisons Hereingabe von der linken Strafraumgrenze segelte ins rechte Eck. Allerdings hatten in der Mitte gleich mehrere Leicester-Spieler, allen voran Amartey, in abseitsverdächtiger Position gestanden. Zunächst entschied das Gespann auch auf Abseits, nach VAR-Konsultation wurde jedoch auch diese Entscheidung kassiert.

So etwas mit einem Lächeln im Gesicht zu akzeptieren, ist nicht einfach. Schon gar nicht in unserer Situation.

Jürgen Klopp über das 1:1

Der Treffer zählte - zum Unverständnis von Klopp. "Ihr erstes Tor ist für mich Abseits. Wir denken, dass es eine objektive Entscheidung ist, aber das ist es nicht", verlor er direkt nach dem Spiel deutliche Worte: "Drei Spieler standen im Abseits, aber es wurde entschieden, sich einen anderen Moment anzuschauen."

Auf der virtuellen PK legte er noch nach: "So etwas mit einem Lächeln im Gesicht zu akzeptieren und zu sagen 'Ok, könnte ein Fehler gewesen sein' ist nicht einfach. Schon gar nicht in unserer Situation. Wir haben hart gearbeitet, um 1:0 in Führung zu gehen und dann ist das nach einer wirklich harten Entscheidung weg." Hart vor allem für seinen Torhüter Alisson, "der drei Spieler vor sich hatte und sich zu 100 Prozent sicher war, dass es Abseits war". Er wisse, dass viel über den VAR diskutiert werde, meinte Klopp, aber: "Ich denke, wir sind uns einig, dass das ein Wendepunkt im Spiel war."

Folgenschweres Missverständnis mit Kabak: Alisson wieder unglücklich

Das erste Gegentor für Liverpool mochte umstritten gewesen sein, eine Erklärung für den Total-Zusammenbruch, der darauf seinen Lauf nahm, war es gewiss nicht (was auch Klopp so sah). Nach einem langen Ball von Tielemanns, eilte Alisson, der mit zwei haarsträubenden Abspielfehlern maßgeblich zur 1:4-Niederlage in Manchester beigetragen hatte, weit aus seinem Tor. Doch die Absprache mit Liverpool-Debütant Kabak stimmte nicht. Beide stießen vor dem Strafraum zusammen, Vardy bedankte sich und schoss ins leere Tor zur Führung für die Gastgeber ein. Klopp dazu: "Ganz offensichtlich ein Missverständnis. Das war eine Situation, in der wir hätten rufen sollen, und ich habe niemanden rufen gehört. Das ist nicht so cool."

Drittes Gegentor: "Das kann ich nicht akzeptieren"

Dass Alisson wenig später mit einer starken Parade einen weiteren Vardy-Treffer verhinderte, machte da keinen Unterschied mehr. Denn Barnes machte desolate sieben Minuten für den Meister perfekt, als er nach einem Ballverlust von Salah alleine vor Alisson cool blieb. Ein Gegentor, das Klopp "überhaupt nicht" gefiel: "Wir sind da so offen, das kann ich nicht akzeptieren."

Drei Ligaspiele am Stück hatte Liverpool zuletzt im November 2014 verloren. Damals hieß der Trainer Brendan Rodgers. Im Februar 2021 liegt dieser mit Leicester nun schon sechs Punkte vor dem FC Liverpool, der momentan vergeblich nach Selbstvertrauen und Lockerheit der Meister-Saison sucht. Vor dem ersten Champions-League-Duell mit RB Leipzig am Dienstag und dem Merseyside-Derby gegen Everton am kommenden Samstag hängen die Reds vielmehr mächtig in den Seilen.

ski

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