Torjägerkanone

"Man darf nie Angst vor dem Gegner haben"

Bundesliga-Torschützenkönig Klaus Fischer im Interview

"Man darf nie Angst vor dem Gegner haben"

Typisch Fischer! Sein Fallrückzieher-Tor gegen Frankreich bei der WM 1982

Typisch Fischer! Sein Fallrückzieher-Tor gegen Frankreich bei der WM 1982

TORJÄGERKANONE® FÜR ALLE

Seit 1969 verleiht der kicker die Torjägerkanone an den erfolgreichsten Bundesligastürmer der Saison. Inzwischen gibt es auch eine Trophäe im Amateurbereich: Die Torjägerkanone® für alle. In unserer Interview-Serie sprechen legendäre Torschützenkönige über ihre Karriere. Heute: Klaus Fischer.

Bei welchem Verein haben Sie angefangen zu kicken, Herr Fischer?

Beim SC Zwiesel im Bayerischen Wald. Dort kam ich mit elf Jahren hin. Damals bin ich immer die acht Kilometer von zu Hause ins Training mit dem Fahrrad gefahren - bergauf, bergab.

Waren Sie schon als Kind ein Torjäger?

Ja, von Beginn an. Ich war immer Mittelstürmer und habe damals 70 bis 80 Tore pro Saison geschossen.

Hatten Sie ein Vorbild?

Uwe Seeler. Seine Kopfballstärke und Beidfüßigkeit haben mich sehr beeindruckt.

Welches war Ihr wichtigstes Tor?

Das war mein Ausgleichstreffer per Fallrückzieher zum 3:3 gegen Frankreich im Halbfinale der WM 1982 in Spanien. In der Verlängerung waren wir schon 1:3 hinten gewesen und haben es dann noch im Elfmeterschießen ins Finale geschafft.

Wer war Ihr bester Mitspieler?

Ich habe immer sehr gute Mitspieler gehabt, wie Stan Libuda, Erwin Kremers oder Rüdiger Abramczik. Wenn ich mich festlegen muss, sage ich Abramczik. Von ihm kamen auch meist die Flanken, die zu meinen Toren geführt haben.

Wer war Ihr bester Gegenspieler?

Katsche Schwarzenbeck war gut, Karlheinz Förster war auch knallhart. Aber eigentlich gab es keinen, gegen den ich kein Land gesehen habe. Für mich galt immer: Man darf nie Angst vor dem Gegner haben.

Welcher gegnerische Torwart war der beste?

Zu meiner Generation Sepp Maier und Toni Schumacher. Heute ganz klar Manuel Neuer. An ihm kommt keiner vorbei.

Meine Schnelligkeit, mein Antritt und mein Kopfballspiel.

Klaus Fischer über seine Stärken

Was war Ihre Stärke?

Meine Schnelligkeit, mein Antritt und mein Kopfballspiel. Zudem habe ich immer die Bälle so genommen, wie sie gekommen sind - und immer mit dem Spann. Diesen Tipp hat mir mein alter Trainer Ivica Horvat gegeben.

Was war Ihre Schwäche?

Es soll nicht größenwahnsinnig klingen, aber so eine richtig große Schwäche hatte ich wirklich nicht (lacht).

Wer ist der beste Torjäger aller Zeiten?

Gerd Müller. Er war ein kompletter Strafraumstürmer.

Welchem Amateurklub sind Sie heute noch verbunden?

Meine Frau und ich schauen oft bei unseren Enkelkindern beim Landesligisten SSV Buer zu.

Gehfußball ist eine gute Alternative - das geht, und ich bin sogar noch ungeschlagen!

Klaus Fischer über seine aktuellen sportlichen Aktivitäten

Kicken Sie gelegentlich noch?

Vor drei Jahren habe ich mich bei einem Spiel mit der Schalke-Traditionsmannschaft schwer an der Schulter verletzt und spiele seitdem nicht mehr. Gehfußball ist eine gute Alternative - das geht, und ich bin sogar noch ungeschlagen!

Wo steht Ihre Torjägerkanone?

Im Museum von Schalke 04.

Klaus Fischer

Ein Kinder der Bundesliga: Klaus Fischer war vor allem im Trikot des FC Schalke 04 torgefährlich. IMAGO/Funke Foto Services

Fischers Vita

· Geboren am 27.12.1949 in Kreuzstraßl.

· Erlernter Beruf: Glasbläser.

· Klaus Fischer bestritt insgesamt 535 Bundesligaspiele für 1860 München, Schalke 04, den 1. FC Köln und den VfL Bochum. Dabei erzielte er 268 Tore.

· Er wurde zweimal Vizemeister mit Schalke 04 (1972 und 77), einmal Zweiter mit dem 1. FC Köln (1982). Mit Schalke feierte er den DFB-Pokal-Sieg 1972, mit Köln 1983.

· In der Nationalmannschaft kam er auf 45 Länderspiele, erzielte 32 Treffer. Er nahm an der WM 1978 teil und wurde mit dem DFB-Team 1982 Vizeweltmeister.

· Sein Fallrückzieher-Tor beim 4:1 gegen die Schweiz 1977 wurde von den Zuschauern der ARD-Sportschau zum "Tor des Jahrhunderts" gekürt.

Interview: William Harrison

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