Kießling: "Links steht die Konsole, rechts die Kanone"

Bei welchem Verein haben Sie angefangen zu kicken?

Beim TSV Eintracht Bamberg mit vier oder fünf Jahren.

Waren Sie schon als Kind ein Torjäger?

Eigentlich ja, aber tatsächlich habe ich im Tor angefangen, ein Jahr dort gespielt. Mein Vater ist Torwart. Aber dann habe ich einmal im Feld gespielt und ein paar Tore gemacht. Toreschießen hat mehr Spaß gemacht als Bälle zu halten.

Hatten Sie ein Vorbild?

Als Kind hatte ich kein klassisches Vorbild. Da ich keinen echten Lieblingsklub hatte, hatte ich damals nicht das eine Vorbild. Doch wer sich, als ich so 20 Jahre alt war, zu einem entwickelt hat, ist Basketballlegende Dirk Nowitzki. Das lag sich auch daran, dass ich ihn später kennenlernen durfte und wir seitdem auch engen Kontakt haben.

Welches war Ihr wichtigstes Tor?

Mein Tor in der 90. Minute am letzten Spieltag der Saison 2012/13 zum 1:0-Endstand beim HSV. Das war für mich mein wichtigstes Tor, weil ich seitdem die kicker-Torjägerkanone zu Hause stehen habe.

Wer war Ihr bester Mitspieler?

Da könnte ich viele nennen, weil ich so viele unglaubliche Mitspieler hatte. Nur einen zu nennen, ist eigentlich nicht fair. Aber wenn ich mich auf einen festlegen muss, würde ich Bernd Schneider nehmen - einen der besten deutschen Fußballer, die es je gab. Sein Ehrgeiz, sein Auge, seine technischen Fähigkeiten - und er hat sich immer die Lunge aus dem Leib gerannt. Das hat mir schon imponiert.

Wer war Ihr bester Gegenspieler?

Da gab es einige, die unangenehm waren. Benficas Luizao war gefühlte 3,80 Meter groß, eine Kante vor dem Herrn, ein absolut unangenehmer Gegenspieler, aber total fair. Mit ihm hatte ich super Duelle. Aber auch Kyriakos Papadopoulos, der auf dem Platz ein ekelhafter Typ war, weil er dir einfach nur wehgetan hat.

Welcher gegnerische Torwart war der beste?

Natürlich Manuel Neuer. Da gibt es keine andere Antwort - auch wenn ich lange Zeit geführt habe in der Statistik "Tore gegen Manuel Neuer". Inzwischen hat mich Marco Reus aber, glaube ich, eingeholt.

Ich habe nichts geschenkt bekommen.

Stefan Kießling

Was war Ihre Stärke?

Mein Wille, mein Ehrgeiz, mein Einsatz, mein Kopfballspiel und der Instinkt, an der richtigen Stelle zu sein. Ich habe zwar auch ein paar Chancen liegen gelassen, aber das Näschen hatte ich. Und ich war ein absoluter Teamspieler.

Was Ihre Schwäche?

Ich habe nichts geschenkt bekommen. In der Jugend nicht und auch als Profi nicht. Jeden Einsatz, der in meiner Statistik steht, habe ich mir hart erarbeitet. Natürlich hatte ich ein gewisses Talent, aber ich war nicht schnell wie Moussa Diaby, hatte keine Technik wie Lionel Messi. Ich musste mir alles über die Jahre Stück für Stück aneignen. Als wirkliche Schwäche würde ich die Schnelligkeit sehen, die kannst du dir nicht erarbeiten.

Wer ist der beste Torjäger aller Zeiten?

Laut Statistik Gerd Müller. Aber wenn du dich ein Jahrzehnt lang mit ihm gemessen und dich in ein, zwei Spielzeiten mit ihm richtig duelliert hast - ohne, dass ich mich mit ihm auf eine Stufe stellen möchte - war Robert Lewandowski in den vergangenen Jahren in Deutschland schon der Torjäger schlechthin.

Welchem Amateurklub sind Sie noch verbunden?

Ehrlicherweise gar keinem mehr, weil der TSV Eintracht Bamberg sich aufgelöst hat und mit dem FC Bamberg zum FC Eintracht Bamberg wurde. Natürlich kenne ich da noch einige Leute, aber verbunden bin ich mit dem Klub nicht mehr.

Kicken Sie gelegentlich noch?

Ich versuche es ab und an. Zuletzt habe ich mit der Traditionsmannschaft von Bayer 04 beim Hallenturnier in Regensburg gespielt. Sonst noch gelegentlich ein Mitarbeiter-Kick oder ein Duell im Fußballtennis mit unserem Team-Organisator Hans-Peter Lehnhoff.

Wo steht Ihre Torjägerkanone?

Sie hat vom ersten Tag an einen richtig prominenten Platz im Wohnzimmer: Wir haben ein längeres Sideboard, auf dem der große Fernseher steht, links davon steht die Spielkonsole und rechts die kicker-Torjägerkanone.

Aktuell ist Stefan Kießling in seiner Funktion "Koordination Lizenz" für die Abläufe rund um die Werkself verantwortlich IMAGO/Jan Huebner