Int. Fußball

Karim Adeyemi im Interview über Salzburg, Bayern, Haaland

Salzburgs nächster Shootingstar über Red Bull, Bundesliga und Mbappé

Karim Adeyemi im Interview: "Bayern hatte entschieden, mich auszusortieren"

Senkrechtstarter in Salzburg und U-21-Europameister: Karim Adeyemi.

Senkrechtstarter in Salzburg und U-21-Europameister: Karim Adeyemi. picture alliance

Herr Adeyemi, was klingt besser: "Salzburgs neues Wunderkind" oder U-21-Europameister?

Klingt beides total gut! Ich hätte nichts dagegen, von beidem etwas zu hören.

Sie haben nach der EM mit der deutschen U 21 einen perfekten Saisonstart in Salzburg hingelegt und in den ersten drei Ligaspielen fünfmal getroffen. Eine Quote, auf die Erling Haaland stolz wäre.

Was soll ich sagen? Ich hatte, oder wir hatten einen guten Start als Team. Ich habe meine paar Tore gemacht, das macht mich umso glücklicher und stolzer. Aber es waren auch erst drei Spiele.

Im Sommer verließ mit Patson Daka das nächste Sturmtalent Red Bull Salzburg (für rund 30 Millionen Euro zu Leicester City, Anm. d. Red.). Inwiefern haben Sie davon profitiert?

Wie man sieht, verlassen viele gute Spieler Salzburg Jahr für Jahr, dieses Mal Patson. Er hat den nächsten Schritt gewagt - zu Recht. Ich war sowieso immer bereit, Gas zu geben und mich zu zeigen, auch als Patson und andere Spieler, die zuletzt weggegangen sind, noch hier waren. In den Testspielen hatte ich dem Trainer gezeigt, dass ich spielen möchte - und jetzt habe ich die Chance dazu.

Karim Adeyemi

Doppelpack zum Saisonauftakt: Karim Adeyemi in Graz. picture alliance

Sie sind "nur" 1,77 Meter groß, ihr Sturmpartner Benjamin Sesko dagegen fast zwei Meter. Die passende Mischung?

Ja, das trifft es ganz gut. Wobei man nicht vergessen darf, dass Benji schnell und auch am Ball sehr gut ist. Und in der Luft kann ich auch ein paar Zweikämpfe gewinnen.

Wie würden Sie denn Ihren Spielstil beschreiben?

Ich glaube, dass ich viel über meine Geschwindigkeit komme, oft das Eins-gegen-eins suche und mich da auch mal mehr traue. Und dann … hoffentlich Tore mache.

Salzburg ist dieser Stil schon sehr früh aufgefallen. Red Bull legte vor drei Jahren, da waren Sie erst 16, über drei Millionen Euro auf den Tisch, um Sie aus Unterhaching zu verpflichten.

Ich hatte ein bisschen Schiss davor, die Heimat zu verlassen, aber war auch glücklich, den nächsten Schritt zu machen. Mir war wichtig, dass ich mich nicht so weit von zu Hause entferne. Von München nach Salzburg sind es ja nur anderthalb Stunden. Deswegen hat das super gepasst.

Bayern hatte entschieden, mich auszusortieren.

Adeyemi

Gab es noch andere Angebote?

Schon, aber ich hatte mich damit nicht sehr intensiv auseinandergesetzt, weil ich mich nicht verrückt machen wollte. Red Bull Salzburg wurde als erstes konkret, und dann ging es ziemlich schnell. Ich habe von Anfang an gewusst, dass Salzburg für mich die richtige Wahl war und immer noch ist. Hier konnte ich in Ruhe zum "Erwachsenen-Fußball" kommen.

Und wie geht ein 16-Jähriger damit um, dass er mehr als drei Millionen Euro gekostet hat?

Bei mir geht’s um Fußball. Natürlich kann ich vermutlich ein bisschen stolz darauf sein, aber die Zahlen interessieren mich nicht wirklich.

Ein paar Jahre zuvor war dieser Werdegang nicht unbedingt abzusehen gewesen. In der Jugend des FC Bayern ging es für Sie nicht mehr weiter. Wieso?

Das ist lange her (zehn Jahre, Anm. d. Red.). So genau kann ich mich daran gar nicht erinnern. Bayern hatte entschieden, mich auszusortieren.

Karim Adeyemi

Im Trikot der SpVgg Unterhaching: Karim Adeyemi. imago/Lackovic

Und wie haben Sie darauf reagiert?

Ich war ein Kind und wollte einfach Fußball spielen. Und hatte diese Freude bei meinem Heimatverein schnell wiedergefunden.

Beim FC Bayern gibt es doch jetzt bestimmt ein paar Leute, die sich ärgern werden, Sie gehen gelassen zu haben.

Das wüsste ich jetzt nicht. (lacht)

Robert Lewandowski wird nicht jünger. Sie könnten ja mal zurückkehren und einigen Leuten zeigen, dass Sie das Zeug haben für den FC Bayern.

Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Ich habe nie gesagt, dass ich Bayern aufgrund meiner Zeit dort nicht mehr mag oder so was. (lacht) Deswegen schauen wir mal.

Man hört oft von Spielern, dass Sie angeblich "keinen Karriereplan" verfolgen. Aber Sie werden vermutlich nicht noch drei Jahre in Salzburg spielen, oder?

Mir ist es gerade wirklich wichtig, wie die kommende Saison läuft. Was in den nächsten Jahren passiert, werden wir sehen. Wenn es so weit ist, wird der nächste Schritt eingeleitet. Oder auch nicht.

Es gibt immerhin ein paar Beispiele von Salzburger Shootingstars, die auch eine Etage höher bestens funktionieren. Einer davon macht es in Dortmund nicht so schlecht.

Mit den Qualitäten ist es auch nicht schwer, sich in einer anderen Mannschaft zurechtzufinden. Über Erling braucht man gar nicht zu reden, der macht einfach da weiter, wo er aufgehört hat. Ich freue mich aber auch für Dominik (Szoboszlai, Anm. d. Red.), dass er jetzt endlich sein erstes Pflichtspiel machen konnte und gleich getroffen hat.

Mbappé, Gnabry, Aubameyang.

Adeyemi über Spieler, die ihm ähneln

Besteht noch Kontakt zu Weggefährten wie Haaland oder auch Szoboszlai in Leipzig?

Mit Dominik habe ich noch sehr viel Kontakt, der war kürzlich erst hier und hat ein paar Tage bei mir übernachtet. Natürlich sind wir beide durch den Fußball relativ beschäftigt, aber wir sehen uns schon ab und zu. Erling habe ich nur einmal kurz kennengelernt, mehr hatte ich mit ihm nicht zu tun.

Sind die beiden für Sie Vorbilder?

Vorbilder habe ich nicht wirklich. Nur Spieler, denen ich vom Spielstil her vielleicht ähnle, die ich deshalb mag.

Die da wären?

Aus meiner Sicht Mbappé, Gnabry, Aubameyang. 

Drei, die ja durchaus auf dem allerhöchsten Niveau spielen. Bei welchem Verein sehen Sie sich denn in ein paar Jahren?

Einen Lieblingsverein habe ich nicht.

Karim Adeyemi

Europameister: Karim Adeyemi feiert in Slowenien. picture alliance

Eine Lieblingsliga?

Ich würde einfach gerne meine Ziele erreichen und bei einem guten Verein spielen, bei dem ich mich wohl fühle.

Zurück nach Salzburg: Mit Matthias Jaissle sitzt das nächste Trainer-Talent in Salzburg auf der Bank. Was zeichnet ihn aus?

Seine Gelassenheit. Wir verstehen uns super, ich vertraue ihm und er mir auch. Mir macht es Spaß, unter ihm zu spielen. Er macht keine halben Sachen, das erwartet er auch von uns.

Inwiefern unterscheidet sich seine Idee von Fußball von Jesse Marschs?

Es bleibt die Red-Bull-Schule, und das ist auch gut so. Das macht uns aus. Deshalb haben viele Mannschaften auch sehr viel Stress mit uns.

Nach drei Siegen aus drei Spielen in der Liga geht es nun in den Play-offs gegen Bröndby um die erneute Qualifikation für die Champions League. Wie weit kann Red Bull Salzburg kommen?

Ich traue uns alles zu, wirklich. Wir sind erstmal heiß auf die Play-offs. Die Gruppenphase wäre ein Highlight für uns. 

Interview: Mario Krischel