Torjägerkanone

Jupp Heynckes: "Ich wollte so werden wie Puskas"

Die Torjägerkanone™ für alle

Jupp Heynckes: "Ich wollte so werden wie Puskas"

1974 und 1975 wurde Jupp Heynckes Torschützenkönig der Bundesliga und holte somit gleich zweimal die kicker-Torjägerkanone.

1974 und 1975 wurde Jupp Heynckes Torschützenkönig der Bundesliga und holte somit gleich zweimal die kicker-Torjägerkanone. imago/WEREK

Die Torjägerkanone™ für alle

Bei welchem Verein haben Sie angefangen zu kicken?

Jupp Heynckes: Beim BV Grün-Weiß Holt. Ich glaube, ich war damals zwölf Jahre alt.

Waren Sie schon als Kind ein Torjäger?

Jupp Heynckes: Damals hatten wir solche Gedanken eigentlich nicht, auf dem Bolzplatz hat jeder überall gespielt, aber immer mit dem primären Ziel, Tore zu erzielen. Und in den Jugendmannschaften war ich vorne.

Hatten Sie ein Vorbild?

Jupp Heynckes: Als ich Profi wurde und im internationalen Fußball, den man damals natürlich nicht wie heute verfolgen konnte, Ferenc Puskas in Ungarns Supermannschaft sah - vor allem bei der Weltmeisterschaft 1954 auf einem kleinen Bildschirm -, sagte ich: "So will ich auch einmal werden."

Welches war Ihr wichtigstes Tor?

Jupp Heynckes: Ein bedeutendes Tor war für mich der Treffer zum 3:1 in Frankfurt und dann gleich ein paar Minuten danach mein Tor zum 4:1 am letzten Spieltag der Saison 1970/71, weil damit so zehn Minuten vor dem Abpfiff unser Sieg gesichert war und ich dadurch zum ersten Mal Deutscher Meister wurde. Für Borussia Mönchengladbach bedeutete es zum zweiten Mal die Schale, mit zwei Punkten Vorsprung vor den Bayern, die an diesem 34. Spieltag mit 0:2 in Duisburg verloren.

Manni Kaltz vom Hamburger SV war mein unangenehmster Gegenspieler. Er zählt für mich zu den drei besten deutschen Außenverteidigern aller Zeiten.

Jupp Heynckes

Wer war Ihr bester Mitspieler?

Jupp Heynckes: Wir hatten damals in unserer Mönchengladbacher Mannschaft Topspieler, deshalb ist es schwierig, einen Einzelnen herauszuheben. Im Sturm hatten wir die drei Dänen Allan Simonsen, Ulrik le Fevre und Henning Jensen, dazu Bernd Rupp und Herbert Laumen. Und aus dem Mittelfeld fütterte uns Günter Netzer, ehe er 1973 zu Real Madrid wechselte.

Wer war Ihr bester Gegenspieler?

Jupp Heynckes: Manni Kaltz vom Hamburger SV war mein unangenehmster Gegenspieler. Er zählt für mich zu den drei besten deutschen Außenverteidigern aller Zeiten, weil er defensiv wie offensiv sehr gut war. Manni zeichneten eine große Laufstärke und enorme Schnelligkeit aus, dazu präzise Flanken. Er schaltete sich permanent nach vorne ein. Gegen ihn waren es immer komplizierte Spiele.

Welcher gegnerische Torwart war der beste?

Jupp Heynckes: Der beste Torwart jener Zeit war ohne Zweifel Sepp Maier, obwohl es mir gelang, auch gegen ihn einige Tore zu erzielen. Seppi war damals schon stark mit den Füßen und stets für eine spaßige Einlage gut. Als Kollege in der Nationalmannschaft war er außerdem außergewöhnlich.

Was war Ihre Stärke?

Jupp Heynckes: Oh, meine eigenen Stärken zu beschreiben finde ich nicht gut. Wenn es denn sein muss: Ich war beidfüßig, schnell, dynamisch, kopfballstark und - so glaube ich - auch fußballerisch gut; dazu professionell.

Was Ihre Schwäche?

Jupp Heynckes: Manchmal war ich überehrgeizig

Wer ist der beste Torjäger aller Zeiten?

Jupp Heynckes: Gerd Müller. Da muss man nicht groß nachdenken

Welchem Amateurklub sind Sie noch verbunden?

Jupp Heynckes: Grün-Weiß Holt natürlich. Der Verein bekommt von mir in jedem Jahr Bälle für seine Mannschaften.

Kicken Sie gelegentlich noch?

Jupp Heynckes: Es ist besser, ich mache es nicht (lacht). Die Verletzungsgefahr ist zu groß…

Wo steht Ihre Torjägerkanone?

Jupp Heynckes: Bei Borussia Mönchengladbach in der Vitrine. Aber irgendwann muss sie mir der Verein wieder zurückgeben.

Jupp Heynckes

Jupp Heynckes sammelte als Spieler und Trainer zahlreiche Titel. imago images/Sven Simon

Josef "Jupp" Heynckes spielte bis zu seinem 17. Lebensjahr bei seinem Heimatverein BV Grün-Weiß Holt. Es folgte der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach, wo er, bis auf eine dreijährige Zwischenstation bei Hannover 96, für die Dauer seiner gesamten aktiven Fußballkarriere bis 1978 spielte.

In 369 Bundesligaspielen gelangen ihm 220 Tore. Damit steht Heynckes in der ewigen Bestenliste auf Rang 4. Zudem wurde der Stürmer 1974 (30 Tore) und 1975 (27 Tore) Torschützenkönig in der Bundesliga. In den 1970er Jahren gewann er mit den Fohlen vier Deutsche Meisterschaften, den DFB- sowie den UEFA-Pokal und wurde mit der Nationalmannschaft 1972 Europameister und 1974 Weltmeister. Für die DFB-Elf gelangen ihm 14 Tore in 39 Länderspielen.

Als Trainer war Heynckes bei mehreren Vereinen in Deutschland und Spanien sowie kurzzeitig auch in Portugal tätig. 1998 gewann er erstmals die Champions League mit Real Madrid, bevor er dies 2013 mit dem FC Bayern wiederholte. Im selben Jahr gewann er nach 23 Jahren zum dritten Mal die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal, womit er mit dem FC Bayern als erstem deutschen Verein das Triple holte. Anschließend begab er sich in den (vorläufigen) Ruhestand. 2017 kehrte Heynckes übergangsweise zum FC Bayern zurück und gewann seine vierte Deutsche Meisterschaft.

Seit 2018 befindet er sich im wohlverdienten Ruhestand. Am 9. Mai wird Heynckes 77.

Interview: Karlheinz Wild

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