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Joshua und Wilder in einer Nacht: Saudi-Arabiens Weg zum neuen Box-Mekka

Europameister Kabayel im Schwergewicht im Ring von Riad

Joshua und Wilder in einer Nacht: Saudi-Arabiens Weg zum neuen Box-Mekka

Tag der Abrechnung: Anthony Joshua vor dem "Day of Reckoning" in Riad.

Tag der Abrechnung: Anthony Joshua vor dem "Day of Reckoning" in Riad. Matchroom Boxing via Getty Images

Es ist ein bisschen, als würde George Foreman im Vorprogramm von Muhammad Ali kämpfen. Deontay Wilder als Einheizer, Anthony Joshua als Hauptattraktion - und mittendrin ein deutscher Europameister: Nur in der Wüste, wo für Geld alles möglich scheint, kann ein solch aberwitziges Spektakel Realität werden. Und es zeigt, wie erfolgreich die Sportswashing-Strategie greift. Saudi-Arabien ist endgültig das neue Box-Mekka.

"Ich bin froh, dass die Saudis das anpacken und die großen Veranstaltungen organisieren. Man darf eine Sache nicht vergessen: In Deutschland gibt es keinen großen Fernsehsender mehr, der die Kämpfe überträgt", sagte der deutsche Schwergewichts-Europameister Agit Kabayel, der am Samstag (ab 17 Uhr/Pay-per-View bei DAZN) in Riad gegen den Russen Arslanbek Machmudow antritt, im SID-Interview.

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Fury vs. Usyk: Der Blick gilt auch schon dem 17. Februar

Nach ihm kämpfen nicht nur die Ex-Weltmeister Wilder und Joshua, sondern auch Halbschwergewichts-Champion Dimitri Biwol, der zuvor Canelo Alvarez besiegt hatte. "Mit so großen Namen am selben Abend zu kämpfen, macht einen stolz", so der ungeschlagene Kabayel, der sich mit einem Sieg für einen WM-Kampf in Stellung bringen will. Dabei seien die vergangenen Jahre, vor allem während der Coronakrise, schwer für ihn gewesen: "Da ist man als Sportler erleichtert, dass die Saudis darauf Bock haben und Geld investieren."

Während Saudi-Arabien wegen der Menschenrechtslage vor Ort arg in der Kritik steht, macht das Königreich seit Jahren als Ausrichter großer Sportevents Schlagzeilen. Dass die Saudis die Fußball-WM 2034 wollen - und wohl auch kriegen werden - ist bekannt, Klitschko-Bezwinger Joshua boxte bereits mehrfach dort und am 17. Februar steht der große Vereinigungskampf zwischen Tyson Fury und Alexander Usyk um den Status des unumstrittenen Schwergewichts-Weltmeisters ebenfalls in Riad an.

Kommt es zum großen Showdown "Joshua gegen Wilder"?

Deontay Wilder (li.) und Joseph Parker während einer Pressekonferenz in London Mitte November

Deontay Wilder während einer Pressekonferenz in London Mitte November, rechts Kontrahent Joseph Parker. picture alliance / empics

"Es sind ja die ganze Zeit Paarungen, die lange nicht zustande gekommen sind. Am Ende verwirklichen die Saudis das und geben uns die Kämpfe, die wir wollen", sagte Kabayel. Zwei Fighter vom Kaliber Joshuas und Wilders nacheinander an einem Abend kämpfen zu lassen, ist jedoch eine neue Dimension. Und selbstverständlich steckt dort enorm viel Geld drin. 50 Millionen US-Dollar, so erzählte Wilder jüngst, soll Joshua für den Kampf am Samstag gegen den Schweden Otto Wallin und einen weiteren im kommenden Jahr in der Wüste erhalten.

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Bei jenem Fight würde es sich wohl um das direkte Duell "Joshua gegen Wilder" handeln, falls auch der US-Amerikaner am Samstag seinen Gegner, den früheren Weltmeister Joseph Parker, schlagen sollte. Nachdem Joshuas und Wilders Karrieren durch Niederlagen gegen Usyk und Fury ins Stocken geraten waren, würde ein direkter Showdown nicht nur viel Geld in die Kasse spülen. Der Gewinner wäre endgültig zurück unter den Größten der Königsklasse und sicherlich Top-Anwärter auf einen WM-Kampf. Und mittlerweile würde es kaum jemanden mehr wundern, wenn auch jener dann in Saudi-Arabien steigt.

sid, kon