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Holebas: "In der Hessenliga wird nicht blind herumgekickt"

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José Holebas: "In der Hessenliga wird nicht blind herumgekickt"

Keine Karriere aus dem Lehrbuch: José Holebas war ein Spätstarter, der es bis zur Weltmeisterschaft schaffte.

Keine Karriere aus dem Lehrbuch: José Holebas war ein Spätstarter, der es bis zur Weltmeisterschaft schaffte. imago images/ANE Edition

José Holebas wuchs am Bayerischen Untermain auf, spielte in der Jugend für den FC Südring Aschaffenburg, den FC Kleinwallstadt und Teutonia Obernau. "Ich habe einfach nur gespielt, weil ich Spaß hatte", verrät der heute 37-Jährige im großen kicker-Interview über die damalige Zeit. Weil er früh Vater wurde, hörte er zunächst aber mit dem Fußball auf, um dann beim SV Aschaffenburg-Damm in der Kreisliga wieder damit anzufangen und innerhalb von drei Jahren bis in die Landesliga aufzusteigen. Anfang 20 war der Deutsch-Grieche da alt.

Schon der Neu-Start in der Kreisliga sei nicht ganz freiwillig gewesen: "Mein Onkel wusste, was ich draufhabe. Er hat sozusagen ein Machtwort gesprochen: Ganz aufzuhören, das Talent völlig wegzuschmeißen, das wäre Blödsinn." Und der Onkel sollte Recht behalten: Dass auf Holebas da draußen noch eine außergewöhnliche Karriere im europäischen Fußball wartet, konnte zu diesem Zeitpunkt freilich keiner ahnen.

Ein kleines Fußball-Märchen

Denn was nun folgte, gleicht einer Märchengeschichte, die heute so wohl nicht mehr vorkommen könnte: 2005 gingen Holebas zum Fünftligisten Viktoria Kahl, 2006 folgte nach einem erfolgreichen Probetraining der Wechsel zu den Amateuren von 1860 München. 2007 schon debütierte er für die Löwen in der 2. Liga. 23 Jahre war er da alt. "Was ich zu dem Zeitpunkt erreicht hatte, war bei meiner Vorgeschichte eigentlich schon sensationell. Aber ich wollte immer weiterkommen", sagt Holebas. Und es gelang ihm: Es folgten Stationen bei Olympiakos Piräus, AS Rom und dem FC Watford, dazu 38 Einsätze für die Nationalmannschaft Griechenlands unter anderem bei EM und WM. All das, ohne eine Profi-Kaderschmiede je von Innen gesehen zu haben. Denkt er manchmal darüber nach, was aus ihm in einem NLZ hätte werden können? "Das kann ich gar nicht sagen", sagt Holebas, "vielleicht wäre ich auch unzufrieden gewesen, und es wäre nach hinten losgegangen."

José Holebas

José Holebas in Aktion: Hier mit Piräus gegen Omonia Nikosia. imago images/ANE Edition

Im September 2021 schloss sich dann der Kreis für ihn: Der Wechsel aus Piräus, wohin er zwischenzeitlich zurückgekehrt war, zum FC Bayern Alzenau in die Hessenliga: "Ich bin wieder in der 5. Liga. Aber auch hier geht nicht alles einfach so mit links. In der Oberliga Hessen wird nicht blind herumgekickt. Und wenn ich den Ball habe, merke ich schon, dass manche Gegenspieler besonders heiß sind", verrät er. Fußball mache ihm immer noch einen Riesenspaß. "Und von der Fitness her hätte ich ohne Probleme auch bei Piräus weiterspielen können. Sowieso wird meiner Meinung nach das Alter speziell in Deutschland zu einem völlig übertriebenen Thema gemacht."

Von der Einstellung, dem Fußball nach seiner aktiven Zeit den Rücken zu kehren, ist er inzwischen abgewichen: Er wolle seine Trainerscheine machen, verrät Holebas, "das nebenbei zu ermöglichen, war meine Bedingung in Alzenau. Wie weit nach oben es als Trainer für mich reichen wird, weiß ich nicht. Doch da gilt wie schon als Spieler: Ich gehe es an, weil es mir Spaß macht. Und weil ich es will."

Einmal Europa und zurück: Die irre Karriere des JOSÉ HOLEBAS (37) gleicht einem modernen Märchen. Im großen Interview in der Montagsausgabe des kicker (2/22) spricht er über seine bescheidenen Anfänge - und über die Welt der Superstars, Gegner Ribery sowie ein Lob von Klopp.

tm/jam

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