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Jakobs über Kovac: "Damit hatten manche ihre Probleme"

Ex-Kölner im kicker-Interview

Jakobs über Kovac: "Damit hatten manche ihre Probleme"

Kämpft bei Monaco um regelmäßige Einsatzzeiten: Ismail Jakobs.

Kämpft bei Monaco um regelmäßige Einsatzzeiten: Ismail Jakobs. picture alliance / Newscom

kicker: Seit eineinhalb Jahren spielen Sie nun in Monaco. Ihre Kollegen kommen aber aus 14 verschiedenen Ländern, mit Alex Nübel und Kevin Volland können Sie sogar Deutsch sprechen. Wie läuft's mit Ihrem Französisch, Herr Jakobs?

Ismail Jakobs (23): Wir haben tatsächlich eine sehr internationale Truppe, deshalb sprechen die meisten Englisch. Ich nehme jetzt aber wieder etwa drei Stunden pro Woche Unterricht, es wird langsam.

Es muss ja werden, nachdem Sie bei der U-21-EM 2021 noch für Deutschland aktiv waren, haben Sie sich im September für das Heimatland Ihres Vaters entscheiden, den Senegal. In der dortigen Nationalmannschaft sprechen wohl die wenigsten Deutsch.

Das stimmt, ich muss viel aufholen bis zur WM. Aber deshalb habe ich mit dem Unterricht auch wieder begonnen.

Wenn man sich für den Senegal entscheidet, ist es eine Herzensangelegenheit.

Ismail Jakobs über seinen Verbandswechsel

Die WM steht vor der Tür. Sahen Sie beim Senegal mehr Chancen auf eine Teilnahme?

Es ist gar nicht mal das.

Sondern?

Wenn man sich für den Senegal entscheidet, ist es eine Herzensangelegenheit.

Ist es das bei Deutschland nicht?

Spielt man in der Jugend in Deutschland, ist es normal, dass man dann auch für die Nationalmannschaft spielen will. Es ist die Regel. Kommt man von einem Lehrgang, ist man wieder Spieler seines Vereins. Klar ist das schön, zum DFB eingeladen zu werden, eine der besten Dinge der Welt.

Aber?

Beim Senegal ist es noch mal etwas ganz Anderes. Der Stellenwert der Nationalmannschaft ist enorm. Man bekommt ungemein viel Liebe von den Menschen. Das ganze Land unterstützt einen. Das merkt man auch bei den Zuschauern.

Ismail Jakobs

WM im Blick: Ismail Jakobs debütierte im September für die Nationalmannschaft des Senegal. IMAGO/GEPA pictures

Zum 2:0 gegen Bolivien kamen über 6000 Zuschauer nach Orleans.

Und das war schon eine Klassestimmung. Die Jungs sagten zu mir: "Warte nur, bis du vor zehnmal so vielen in Dakar spielst".

Oder in Katar. Sie haben nun extra den Verband gewechselt, fliegen Sie mit?

Das ist überhaupt keine Selbstverständlichkeit, wir haben einen ganz starken Kader. Ich muss mich erst beweisen.

Aber im Vorbereitungsspiel gegen den Iran haben Sie ja direkt durchgespielt.

Klar, aber die anderen haben die WM-Qualifikation gemeinsam bestritten, den Afrika-Cup gewonnen. Da ist es nicht selbstverständlich, direkt ins Team zu rutschen.

Ich bin nicht glücklich darüber.

Ismail Jakobs über seine Einsatzzeiten in Monaco

Zeigen konnten Sie sich trotzdem.

Und ich denke, das habe ich auch ganz gut gemacht. Aber es kommt auch darauf an, wie ich in Monaco spiele.

Das tun Sie aber gar nicht regelmäßig.

Ja, es ist nicht einfach und ich bin nicht glücklich darüber.

Bereuen Sie den Wechsel?

Auf gar keinen Fall.

Warum nicht? An Caio Henrique kommen Sie nicht vorbei, nur während dessen Corona-Erkrankung durften Sie sich regelmäßig zeigen.    

Caio macht es richtig gut. Ich muss da auch ans Team denken, den Trainer verstehen. Ich kann nicht mehr machen als im Training alles zu geben - und wenn ich spiele.

Die Spielpraxis ist ja nicht nur für die WM, sondern auch für Ihre Rolle im Verein wichtig.

Manchmal muss man eben Risiken eingehen. Und Monaco ist ein prominenter Klub, hat eine starke Mannschaft, es war von vornherein klar, dass die Konkurrenz groß ist. Der Verein und der Trainer setzen aber auf mich.

Trotzdem spielt jetzt Henrique.

Im Fußball geht es manchmal schnell. Fällt Caio aus oder wechselt, weiß ich, dass der Verein hinter mir steht, das wurde mir auch so kommuniziert. Ich muss eben auf meine Chance warten. Monaco ist ein Klub, der Talente weiterentwickelt, die dann auch den nächsten Schritt gehen. Außerdem spiele ich auch mal, es wird ja rotiert.

Das kann aber nicht Ihre Ambition sein.

Das ist sie nicht. Aber diese Rolle muss ich jetzt eben annehmen.

Es war immer ein Traum, in der Premier League zu spielen.

Ismail Jakobs über mögliche zukünftige Stationen

Was ist, wenn sich Ihre Situation nicht ändert?

Das Kapitel Monaco ist für mich nicht abgeschlossen, ich will hier der Linksverteidiger Nummer 1 sein.

Sie spielten lange in Köln. Schließen Sie eine Rückkehr nach Deutschland aus?

Das kann man nie ausschließen, es wäre eine Option. Zudem war es immer ein Traum, in der Premier League zu spielen. Es kann immer ganz schnell gehen - in beide Richtungen.

Sie haben einen starken linken Fuß, schlagen gute Standards und sind schnell. Wo sehen Sie bei sich noch Nachholbedarf?

Beim ersten Kontakt. Und direkt zu performen, wenn ich reinkomme. Da muss ich abgeklärter werden.

Diese deutsche Härte, das Strenge, das Laute - damit hatten manche ihre Probleme.

Ismail Jakobs über Niko Kovac

In der vergangenen Saison erlebten Sie noch Niko Kovac als Monaco-Trainer.

Ich hatte einen guten Draht zu ihm, Niko ist ein guter, ehrlicher Typ.

In der Winterpause wurde er aber entlassen. Es hieß, dass die jungen Spieler nicht mit seiner Art zurechtkamen.

Diese deutsche Härte, das Strenge, das Laute - damit hatten manche ihre Probleme. Zudem ist die Champions League das klare Ziel. Ist das in Gefahr, geht es eben manchmal schnell. Dann ist es einfach eine Situation, die man annimmt.

Wie ist im Gegensatz dazu Philippe Clement?

Er ist kein lauter Trainer, ein netter Typ, legt sehr viel Wert auf die Taktik.

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Sie sprachen die hohen Ambitionen in Monaco an. Aktuell steht die AS nicht auf den Champions-League-Plätzen.

Generell ist es richtig schwer gegen viele Teams - nicht nur Paris Saint-Germain. Dazu kommt das schwierige Startprogrammm und die Doppelbelastung. Aber klar: Wir wollen in die Top drei und wir werden das auch schaffen.

Kevin Volland konnte bei dieser Mission nur bedingt helfen, er verletzte sich gegen Paris Saint-Germain.

Er ist ein geiler Spieler, ein wichtiger noch dazu. Er hat viel Erfahrung, aber keiner, der an seinen Toren gemessen werden sollte. Er arbeitet unglaublich viel fürs Team. Mit Breel Embolo und Wissam Ben Yedder hat er zwei starke Kollegen vorne drin.

Auch Alex Nübel ist wichtig fürs Team.

Er macht es echt überragend, ist sehr sicher, lässt die Bälle nie abprallen, hält sie immer fest. Es wäre schön, wenn er bleibt.

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