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Ittrich: "Im Amateurfußball muss man mehr wegpfeifen"

Vorbild Handball?

Ittrich: "Im Amateurfußball muss man mehr wegpfeifen"

Bundesliga-Referee Patrick Ittrich war zu Gast im Podcast "Bolzplatz Tiki Taka".

Bundesliga-Referee Patrick Ittrich war zu Gast im Podcast "Bolzplatz Tiki Taka". IMAGO/ANP

Im Hauptberuf ist Patrick Ittrich Polizeibeamter - einen Namen machte er sich aber als einer der Top-Referees Deutschlands. 66 Bundesliga- und 82 Zweitliga-Spiele lautet aktuell sein Leistungsnachweis, zudem ist der gebürtige Hamburger bekannt für Klartext und Haltung. Angefangen hat es für den heute 44-Jährigen aber, und das gilt für alle Referees, in den unteren Klassen.

"Im Amateurfußball muss man wahrscheinlich viel mehr wegpfeifen. Weil die Robustheit, die Schnelligkeit, die Filigranität in der Kreisklasse einfach fehlt und es viel stumpfer zugeht", ordnet Ittrich als Gast im kicker-Amateurfußball-Podcast "Bolzplatz Tiki Taka" die Unterschiede zwischen Profi- und Amateurfußball ein. Eine andere Haltung müssten die Unparteiischen etwa in Sachen Vorteilssituationen einnehmen: "Da sollte man eher den Freistoß geben, da die spielerische Klasse fehlt, daraus Profit zu schlagen." Es seien "elementare Unterschiede im Spiel als solches", so Ittrich, weswegen man sich als Schiedsrichter komplett umstellen müsse: "In der Kreisliga ist es viel schwieriger, etwas laufen zu lassen, als alles kurz und klein zu pfeifen."

Ermessensspielraum bewahren

Grundsätzlich unterstützt Ittrich die jüngst immer lauter gewordenen Forderungen, der Fußball solle sich im Hinblick auf den Umgang mit Schiedsrichterentscheidungen mehr an Sportarten wie Handball orientieren. Dort werden Entscheidungen wesentlich schneller akzeptiert, es kommt viel seltener zu Diskussionen und provozierten Spielverzögerungen. Der Unparteiische mahnt aber auch an, die dem Fußball eigenen Emotionen nicht zu untergraben: "Es sind andere Spielfelder, andere Regeln, andere Spielformen, und der Fußball ist durch seinen Ermessensspielraum, der das Spiel als solches so emotional macht, so interessant", findet Ittrich, der für den Mümmelmannsberger SV aus Hamburg pfeift.

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Die Frage, die sich ihm stellt, ist: "Wie kriegen wir den Ermessensspielraum so geregelt, dass der Schiedsrichter außen vor ist? Und da müssen wir uns ein bisschen etwas abschauen. Dann geht es nur mit konsequenten Entscheidungen, dass wir die Dinge, wie Unsportlichkeiten, Vor-den-Ball-Stellen, den Schiedsrichter angehen, anrempeln, anlaufen mit mehreren Personen, Zeitschinden, Schauspielerei mit Konsequenz mit Gelben und dann natürlich auch in der Folge mit Gelb-Roten Karten klar ahnden."


jam