Regionalliga

Hettich über Regionalliga-System: "Nicht zukunftsfähig und ungerecht"

Schweinfurts Sportdirektor im kicker-Interview

Hettich über Regionalliga-System: "Nicht zukunftsfähig und ungerecht"

Robert Hettich war vor seiner Anstellung in Schweinfurt bei Türkgücü München, Wacker Burghausen und 1860 München tätig.

Robert Hettich war vor seiner Anstellung in Schweinfurt bei Türkgücü München, Wacker Burghausen und 1860 München tätig. imago images/HMB-Media

Nach der Enttäuschung mit Platz 5 geht der 1. FC Schweinfurt 05 mit neuem Trainer und einer jungen Mannschaft in die Saison.

Wir sind sicher nicht der Favorit auf die Meisterschaft, wollen aber besser abschneiden als in der vergangenen Saison.

Ein Rückblick zu Beginn: Warum hat Schweinfurt in der vergangenen Saison das Ziel Aufstieg als Fünfter deutlich verfehlt, Herr Hettich?

Wir haben nur vier von 19 Auswärtsspielen gewonnen und 56 Gegentore bekommen; 17 Punkte nach Führungen hergegeben! Dazu hat die SpVgg Bayreuth eine herausragende Saison gespielt und ist verdient aufgestiegen. Nach den ersten drei Spielen nach der Winterpause war uns endgültig klar, dass der Aufstieg nicht klappt.

War das Ziel vermessen?

Nein, alles andere wäre nach dem knapp verpassten Aufstieg in der Relegation gegen Havelse albern gewesen, dazu stehe ich.

Christian Gmünder heißt Ihr neuer Trainer, nachdem es mit Tobias Strobl nicht klappte. Warum er?

Vom Profil her passt er perfekt, weil wir einen Trainer wollten, der einerseits schon Erfahrung im Profibereich gesammelt, andererseits auch im Nachwuchsbereich junge Spieler entwickelt hat. Ich kenne Christian seit vielen Jahren, er war Scout und Co-Trainer in Heidenheim, der Fußball und das Auftreten seiner U 19 beim SSV Ulm in der Bundesliga hat mir gefallen, aus den vorhandenen Möglichkeiten hat er dort das Maximale herausgeholt. Ich bin sicher: Christian passt nach Schweinfurt.

Mit welchem Ziel gehen Sie in die neue Saison?

Wir sind sicher nicht der Favorit auf die Meisterschaft, wollen aber besser abschneiden als in der vergangenen Saison. Würzburg, Bayern II und Unterhaching tragen diese Bürde viel eher, allein schon wegen ihres Budgets. Würzburg als Absteiger ist klar, Unterhaching kann sich mit den Millionen aus der Beteiligung am Adeyemi-Transfer gut aufstellen und verfügt über viele Spieler mit Drittliga-Erfahrung. Die Bayern verlieren zwar Talente, können aber aus einem fast unerschöpflichen Fundus schöpfen. Nicht vergessen darf man, dass der Meister dieses Mal nicht direkt aufsteigt, sondern in die Relegation gegen den aus dem Nordosten muss.

Wie groß fiel der Umbruch aus?

Der Kader steht mit zehn Neuverpflichtungen, er ist einer der jüngsten der Liga mit 23,7 Jahren im Schnitt. 13 unserer 23 Kaderspieler sind U-23-Akteure. Lukas Aigner ist mit 26 Jahren bereits der Fünft- älteste. Mit Jabiri, Billick und Böhnlein sind nur drei Spieler jenseits der 30. Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft, in der ich viel Potenzial sehe. Wichtig wird sein, dass wir uns als Team schnell finden.

Sinnvoll wäre es, die 3. Liga nicht unter dem Dach des DFB zu organisieren, sondern der DFL anzuschließen.

Sie gelten als Kritiker des Konstrukts mit fünf Regionalligen. Warum?

Es ist für mich nicht zukunftsfähig und ungerecht, weil ein Meister nicht aufsteigt. Den Westen und den Südwesten hat man ruhiggestellt mit der Aufstiegsgarantie. Die Regionalliga Bayern ist von der Stärke her nicht schlechter als die anderen vier, auch ohne große Namen. Dennoch sind nur drei bis vier Vereine so ambitioniert, aufsteigen zu wollen und auch zu können. Und das gilt für alle Regionalligen. Es mag für viele Amateurklubs super spannend sein, in der höchsten Amateurliga zu spielen, im Sinne der Erfinders ist das aber nicht.

Welche Lösung schlagen Sie vor?

Dafür müssen wir erst mal grundsätzlich über die 3. Liga reden. Dort kämpft eine Hälfte ums Überleben, die andere verschuldet sich für die Chance auf den Aufstieg. Warum? Weil es kaum Fernsehgeld gibt. Sinnvoll wäre es, die 3. Liga nicht unter dem Dach des DFB zu organisieren, sondern der DFL anzuschließen.

Und dann?

Dann müsste man die Kluft beim Fernsehgeld zur 2. Liga verringern, dazu über eine zweigleisige 3. Liga nachdenken, weil diese Platz für viele Profiklubs mit Potenzial bieten würde. Jetzt ist es so: Würden wir aufsteigen, wären wir der Drittligist mit dem geringsten Etat und fast chancenlos. Da sind wir deutschlandweit nicht das einzige Beispiel. Die Regionalliga Bayern hat den Nachteil, dass sie regional und deshalb für große Sponsoren nicht attraktiv ist. Mit diesen Vorschlägen hätte ein Traditionsklub wie Schweinfurt mit seiner Infrastruktur eine echte Chance, sich in der 3. Liga zu etablieren.

Frank Linkesch