Es lief die 44. Minute im Al-Thumama Stadium von Doha, als Olivier Giroud Geschichte schrieb. Ein kluger Steckpass von Kylian Mbappé, ein kurzer Antritt von Giroud, ein Flachschuss aus zwölf Metern - und schon war Polens Torhüter Wojciech Szczesny geschlagen. Frankreich führte und war nun auf bestem Wege ins Viertelfinale - und Giroud hatte mit seinem dritten Tor bei dieser Weltmeisterschaft einen Rekord aufgestellt.
Vor den Spielen von Katar stand der Angreifer der AC Milan bei 49 Treffern für die Nationalmannschaft und nahm damit in Frankreichs Bestenliste den zweiten Platz hinter Thierry Henry ein. Allerdings war klar: Ein gutes Turnier von Giroud - und der Rekord könnte seiner sein.
Der 36-Jährige benötigte dann nicht einmal 90 Minuten, um Henrys Bestmarke in Katar einzustellen. Bei Frankreichs Auftaktspiel, dem 4:1 gegen Australien, erzielte Giroud das zwischenzeitliche 2:1 und ließ später noch das Tor zum Endstand folgen - ein Doppelpack, mit dem Giroud zu Henry aufschloss. Und nun ist er der alleinige Rekordhalter.
"Es ist genial, Thierry übertreffen zu können", sagte Giroud nach dem 3:1 gegen Polen in einem ersten Fernsehinterview, "mein Ziel ist aber, mit dem Team immer weiter zu kommen." Im Viertelfinale sind die Franzosen bereits, doch der Weg soll noch weiter führen. Und dazu will auch er einen Beitrag leisten: Olivier Giroud, der in seiner Heimat nicht gerade einen leichten Stand hat.
Frankreich wird Weltmeister - ohne Torschuss von Giroud
Bei der EM 2016 wurde er von den eigenen Fans von Buhrufen bedacht, bei der WM 2018 war er zwar in sechs der sieben Spiele fester Bestandteil der Startelf - weil er im Laufe des gesamten Turniers aber nicht einmal einen einzigen Torschuss abgab, entbrannten im Nachgang Debatten, wie groß Girouds Anteil am Titelgewinn überhaupt sei.
Nationaltrainer Didier Deschamps schätzt die Physis und die Präsenz des Angreifers, seine Kritiker halten ihn für ungelenk und zu inflexibel, um in Frankreichs Hochgeschwindigkeitsoffensive mit Mbappé und Ousmane Dembelé Schritt zu halten. Schon seit Jahren scheiden sich die Geister an Giroud, doch nun hat er eine Marke erreicht, die unverrückbar ist: Olivier Giroud ist mit 52 Toren Frankreichs Rekordtorschütze.
