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"Hat alles keinen Sinn": Amanatidis löst Vertrag bei PAOK auf

Ex-Nationalspieler lehnte Rolle als Schattentrainer ab

"Hat alles keinen Sinn": Amanatidis löst Vertrag bei PAOK auf

Ging von St. Gallen nach Saloniki: Ioannis Amanatidis.

Ging von St. Gallen nach Saloniki: Ioannis Amanatidis. picture alliance

Der Traditionsverein aus Nordgriechenland hatte sich in dieser Saison vorgenommen, dem Serienmeister Olympiakos Piräus das Leben beziehungsweise den Weg zum nächsten Titel schwer zu machen. Die Realität sieht mittlerweile anders aus. 15 Punkte liegen zwischen dem Herausforderer und dem Herausgeforderten.

Die Absatzbewegung nach unten begann mit dem Abschied von Trainer Abel Fernando Moreira Ferreira. Der Portugiese tauschte Ende Oktober gegen eine Ablösesumme von rund 600.000 Euro die Bank von PAOK gegen die bei Brasiliens Topklub Palmeiras Sao Paulo, mit dem er jetzt die Copa Libertadores gewann und Mitte Februar als möglicher Kontrahent des FC Bayern um den Weltpokal spielt.

Amanatidis: "Ich hatte auf eine gute Kooperation gehofft"

Auf Wunsch von Klub-Präsident Ivan Savvidis rückte U-19-Coach Pablo Garcia auf Abel Ferreiras Platz nach. Das Problem: Der bei den Fans beliebte Ex-Profi verfügt nicht über den nötigen Trainerschein und damit nur als Übergangstrainer eine Berechtigung als Chefcoach. Amanatidis, so der Plan beim dreifachen griechischen Titelträger, sollte als Strohmann fungieren. Ein Konstrukt, dem der Ex-Profi, der nach erfolgreichem Engagement beim Schweizer Überraschungsteam des Vorjahres, dem FC St. Gallen, in seiner Heimat den nächsten Karriereschritt machen wollte, nur widerwillig zustimmte. "Obwohl ich es nicht für richtig hielt, habe ich dem Ganzen eine Chance geben wollen. Ich hatte auf eine gute Kooperation gehofft", erzählt der frühere Nationalstürmer, der allerdings schnell merkte, dass er in der Zusammenarbeit mit Garcia keine Basis fand. "Wir hatten in allen möglichen Bereichen unterschiedliche Ansichten", sagt der 39-Jährige, der sich zudem schwertat, den Schattentrainer zu spielen. "Es hat schon seinen Sinn, dass man eine Trainerausbildung absolviert. Man darf ja auch nicht Autofahren ohne Führerschein, nur weil ein Freund die Fahrerlaubnis hat und danebensitzt. Auch Autofahren muss man lernen."

Seine Zweifel an der Sinnhaftigkeit des vom Klubpräsidenten instruierten Projekts waren einfach nicht beiseite zu schieben. Schließlich zog der frühere Bundesligaprofi (u.a. VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt) die Konsequenzen und bat um Auflösung seines bis 2022 laufenden Vertrags. "Die Leistungen und Ergebnisse in den vergangenen Wochen haben mich bestätigt. Ich bin froh, diesen Weg nicht mitgegangen zu sein", meint der Ex-Nationalspieler. "Das hat alles keinen Sinn gemacht. Ich kann und will nicht unter solchen Bedingungen arbeiten", so Amanatidis, den auch PAOK-Sportchef Olaf Rebbe, der den Traditionsklub wirtschaftlich in ein ruhigeres Fahrwasser gelenkt hat, nicht umstimmen konnte. "Um ihn tut es mir am meisten leid, weil er sich im vergangenen Sommer so sehr um mich bemüht hat. Immer mit dem Gedanken, in Saloniki etwas aufzubauen." Was in dieser Saison erstmal zerstört scheint. Lag PAOK unter Ferreira noch knapp hinter Spitzenreiter Piräus, ist der Abstand mittlerweile auf 15 Punkte angewachsen.

PAOK holte unter anderem Kagawa und Baba

Die Klubführung, die weiter auf Garcia setzt, hat auf den Niedergang reagiert und auf dem Transfermarkt namhaft zugeschlagen. Abdul Rahman Baba, der einst beim FC Augsburg spielte, kam vom FC Chelsea, der zuletzt vereinslose und davor bei Real Saragossa aktive Ex-Dortmunder Shinji Kagawa sowie Michael Krmencik (FC Brügge) und Vladimir Bradonjic (Radik Bijeljina) sind weitere Neuverpflichtungen. "Ich bin gespannt, ob die Rechnung aufgeht", meint Amanatidis, der seine Entscheidung nicht bereut. "Ich kann nur mein Bestes geben, wenn ich hinter der Aufgabe stehe."

George Moissidis