Frauen

Als die Wolfsburg-Frauen ihren letzten CL-Titel gewannen

Goeßling erinnert sich an das Finale 2014

Handwaschmittel und Kopfschmerzen: Als Wolfsburg seinen letzten CL-Titel gewann

Mit dickem Pflaster und großem Pokal: Lena Goeßling (li.) feiert mit Conny Pohlers den Champions-League-Sieg.

Mit dickem Pflaster und großem Pokal: Lena Goeßling (li.) feiert mit Conny Pohlers den Champions-League-Sieg. imago/foto2press

Das Estadio do Restelo in Lissabon war am 22. Mai 2014 nur unzureichend gefüllt. Knapp 20.000 Zuschauer haben in dem Stadion von Belenenses Lissabon Platz. Nur 7000 waren da, an jenem Abend. Das Champions-League-Endspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und den Schwedinnen von Tyresö FF ging in der pulsierenden portugiesischen Hauptstadt unter. Dabei hätte die Partie ein volles Haus verdient gehabt. Denn sie war spektakulär.

"Es war ein sensationelles Spiel, der Wahnsinn", erinnert sich die ehemalige Nationalspielerin Lena Goeßling neun Jahre später.

Der VfL Wolfsburg ging als Titelverteidiger leicht favorisiert in dieses Finale. Tyresö hatte seinen Kader mit dem brasilianischen Weltstar Marta verstärkt. Und die Schwedinnen spielten den VfL an jenem 22. Mai 2014 in den ersten 45 Minuten schwindelig, lagen im Estadio do Restelo schon mit 2:0 in Führung. Hinzu kam, dass Goeßling stark blutete, nachdem sie den Ellenbogen ihrer Gegenspielerein Lisa Dahlkvist ins Gesicht bekommen hatte. Genau auf die Augenhöhle.

Kapitänin Keßler soll getobt haben

Nach längerer Behandlung kehrte Goeßling zwar auf den Platz zurück, musste aber mit einem dicken Pflaster im Gesicht weiterspielen. Und VfL-Zeugwart Jörg "Kulle" Schmidt versuchte neben der Trainerbank mit Handwaschmittel die Blutflecken aus Goeßlings Trikot zu entfernen, denn ein weiteres Ersatztrikot war nicht vorhanden. Irgendwie lief zunächst alles gegen den VfL an jenem denkwürdigen Abend in Lissabon …

In der Halbzeit wurde es dann in der Kabine etwas lauter. Wolfsburgs Kapitänin Nadine Keßler soll getobt haben. Goeßling kann sich daran nicht mehr erinnern: "Ich musste in der Halbzeit mit vier Stichen genäht werden, habe geweint und hatte Kopfschmerzen." Weitergespielt hat sie trotzdem. "Ich hatte keine Wahl: Es ging einfach weiter."

Kurz nach dem Wiederanpfiff trafen Alexandra Popp (47.) und Martina Müller (53.) zum Ausgleich. Tyresö legte aber durch Marta nach (56.) - und der VfL glich durch die eingewechselte Verena Schweers, die damals noch Faißt hieß, aus (68.). Wiederum Müller sorgte mit ihrem Treffer zum 4:3 (80.) für den zweiten Champions-League-Titel des VfL. Später machte der VfL-Tross in Cascais, einem Vorort von Lissabon, die Nacht zum Tage. "Da hatte ich immer noch Kopfschmerzen", erzählt Goeßling lachend.

Zwei Wochen später, am 8. Juni 2014, hatten die Wolfsburgerinnen schon wieder Grund zum Feiern, als sie nach einem Last-Minute-Sieg (2:1) gegen den 1. FFC Frankfurt auch noch die Meisterschaft für sich entscheiden konnten.

Die hatten uns gar nicht auf dem Schirm.

Lena Goeßling über Olympique Lyon im CL-Finale 2013

Im Jahr zuvor hatte Wolfsburg sogar das Triple gewonnen - mit einem unerwarteten Triumph in der Champions League. Der VfL schlug das damals als unbezwingbar geltende Star-Ensemble von Olympique Lyon mit 1:0. Martina Müller sorgte an der Stamford Bridge in London per Elfmeter für das Tor des Abends. "Die hatten uns gar nicht auf dem Schirm", erinnert sich Goeßling amüsiert. Umso größer war die Freude auf Seiten der Wolfsburgerinnen. "Der Titel in London war der Schönste, weil keiner damit gerechnet hatte", blickt Goeßling zurück.

Seit 2014 ist dem VfL allerdings kein Titel in der Königsklasse mehr vergönnt gewesen, dabei hatte der Klub aus der VW-Stadt noch dreimal eine Hand am Pott: 2016, 2018 und 2020. In diesen drei Endspielen verlor der VfL jeweils gegen Olympique Lyon.

Am Samstag in Eindhoven ist Wolfsburg wieder Außenseiter. Meint auch Lena Goeßling: "Barcelona ist für mich Favorit. Sie sind stärker besetzt als der VfL. Die Wolfsburgerinnen müssen schon einen super Tag erwischen." So wie damals in London 2013. Und in Lissabon 2014 - in der zweiten Halbzeit.

Gunnar Meggers

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