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Gruppe D im Check: England mit Heimvorteil - auch der nötigen Demut?

England, Kroatien, Schottland und Tschechien im kicker-Check

Gruppe D: England mit Heimvorteil - aber auch der nötigen Demut?

Treffen in Gruppe D aufeinander: Phil Foden, Luka Modric, John McGinn und Patrick Schick.

Treffen in Gruppe D aufeinander: Phil Foden, Luka Modric, John McGinn und Patrick Schick. imago images (4)

England: Zwischen Qualität und Arroganz

Die Three Lions dürfen zum erweiterten Favoritenkreis gezählt werden, schließlich besteht der Kader fast nur aus Premier-League-Profis. Und: Sechs Heimspiele sind möglich - inklusive Finale vor 45.000 Fans im dann halbvollen Wembleystadion.

In der Regel werden elf entweder extrem erfahrene und abgezockte oder hungrige Premier-League-Profis auf dem Platz stehen. Die Offensive um Torjäger Harry Kane (Tottenham) ist die größte Stärke. Zur "Waffe" auf dem Flügel könnte Phil Foden (ManCity) werden, das aktuell größte Versprechen des englischen Fußballs.

Englands wohl größter Gegner: die eigene Überheblichkeit, der Hang zum Leichtsinn, weil man sich seiner Stärken bewusst und seiner Sache zu sicher ist. Daneben gilt auch der enorme Kräfteverschleiß im Laufe einer Saison als typisch englisches Problem. Mehr denn je, da viele bis zum Schluss im Europapokal dabei waren - mit Manchester United, Manchester City und Chelsea stellte die PL drei der vier Final-Teilnehmer in Königsklasse und Europa League. Problematisch könnte es auch zwischen den Pfosten werden, wo Jordan Pickford nicht mehr die Souveränität ausstrahlt wie bei der WM 2018, als England Vierter wurde.

Englands Spieltermine: Kroatien (13. Juni, 15 Uhr, London), Schottland (18. Juni, 21 Uhr, London), Tschechien (22. Juni, 21 Uhr, London)
Die EM-Basis: Burton-upon-Trent/England
Endrunden und Erfolge: Neun Endrunden, kein Titel
Der englische Kader in der Übersicht

Kroatien: In der Mitte liegt die Kraft

Nach der sensationellen WM 2018, als Kroatien erst im Finale von Frankreich gestoppt wurde, und etlichen Rücktritten von erfahrenen Teamstützen (u.a. Mario Mandzukic) musste Nationaltrainer Zlatko Dalic seinen Kader stark renovieren. Das Niveau von damals hat die EM-Auswahl noch nicht. Immerhin ist der wichtigste Routinier noch an Bord: Luka Modric (36) ist der Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld. Am Real-Profi orientieren sich sowohl die alten Hasen als auch die jungen Talente.

Im Mittelfeld liegen auch die Stärken Kroatiens. Neben Modric agieren dort die ebenso kampf- und spielstarken Marcelo Brozovic (Inter) und Mateo Kovacic (Chelsea). Die technisch gute Mannschaft nimmt in der Regel selbst das Heft des Handelns in die Hand. Stark besetzt ist auch die Offensive. Als Spitze dürfte Bruno Petkovic (Dinamo Zagreb) gesetzt sein, um zwei freie Plätze kämpfen Andrej Kramaric (Hoffenheim), Ante Rebic (Milan) und Ivan Perisic (Inter).

Die Achillesferse Kroatiens ist die Viererabwehrkette. Das Innenverteidigerduo Dejan Lovren (Zenit St. Petersburg) und Domagoj Vida (Besiktas) wirkt längst nicht mehr so sicher wie in früheren Jahren. Rechtsverteidiger Sime Vrsaljko verlor wegen einer Knieverletzung seinen Stammplatz bei Atletico und hat zu wenig Spielpraxis. Auf der linken Abwehrseite fehlt Borna Barisic (Glasgow Rangers) die Bindung, weil er immer noch mit den Kollegen fremdelt.

Kroatiens Spieltermine: England (13. Juni, 15 Uhr, London), Tschechien (18. Juni, 18 Uhr, Glasgow), Schottland (22. Juni, 21 Uhr, Glasgow)
Die EM-Basis: Rovinj/Kroatien
Endrunden und Erfolge: Fünf Endrunden, kein Titel
Der kroatische Kader in der Übersicht

Schottland: Keine Egos, sondern Arbeiter

Schottland zählt zu den großen Außenseitern des Turniers. Die Bravehearts sind nach 1992 und 1996 erst zum dritten Mal bei einer EM-Endrunde dabei, den Sprung in die K.-o.-Phase schafften sie noch nie.

Der Star im Team von Steve Clark ist John McGinn. Der 26-jährige Mittelfeldspieler von Aston Villa aus der Premier League hat in den schottischen Farben schon Führungsstärke bewiesen und ist zudem bester Torschütze der Schotten. Doch Allüren zeigt er keine. Niemand in diesem Team tut dies. Auch nicht der 27-jährige Kapitän Andrew Robertson, der mit Liverpool bereits die Champions League gewonnen hat.

Clarkes Konzept: Sei schwierig zu besiegen und fange keine Gegentreffer! Bei der Umsetzung hilft natürlich die defensiv ausgerichtete 3-4-1-2-Grundordnung. Schottland steht für Kampfgeist und Einsatz. Zudem führte der Konkurrenzkampf der Talente im Mittelfeld dort zu einer signifikanten Leistungssteigerung. Das größte Problem Schottlands sind die Torjäger, besser gesagt: die nicht vorhandenen.

Schottlands Spieltermine: Tschechien (14. Juni, 15 Uhr, Glasgow), England (18. Juni, 21 Uhr, London), Kroatien (22. Juni, 21 Uhr, Glasgow)
Die EM-Basis: Middlesbrough/England
Endrunden und Erfolge: Zwei Endrunden, kein Titel
Der schottische Kader in der Übersicht

Tschechien: Schick als Faktor X?

Als einziges Land in dieser Gruppe wurde Tschechien schon einmal Europameister. 1976 war das, heute dürfte schon das Erreichen des Achtelfinals schwer genug werden. Nur zwei Spieler im Kader besitzen nachgewiesenermaßen internationales Format: Leverkusens Mittelstürmer Patrik Schick und der defensive Mittelfeldspieler Tomas Soucek von West Ham.

Nationaltrainer Jaroslav Silhavy bevorzugt ein überfallartig vorgetragenes Offensivspiel mit aggressivem Pressing und energischem Zweikampfverhalten. Die Stärken der Tschechen sind Zusammenhalt, gute Stimmung, mentale Stärke und ausgeprägte Athletik.

Während vorne Schick der Faktor X sein kann, sieht es in der Innenverteidigung problematisch aus. Tomas Kalas (Bristol City) und Ondrej Celustka (Sparta Prag) überzeugen nicht, der 20-jährige unerfahrene David Zima von Slavia Prag drängt auf einen dieser beiden Plätze. Auch im Tor stellt sich die Frage nach der idealen Lösung: Tomas Vaclik (Sevilla) oder Slavia-Keeper Ondrej Kolar?

Tschechiens Spieltermine: Schottland (14. Juni, 15 Uhr, Glasgow), Kroatien (18. Juni, 18 Uhr, Glasgow), England (22. Juni, 21 Uhr, London)
Die EM-Basis: Prag/Tschechien
Endrunden und Erfolge: Neun Endrunden, Europameister 1976
Der tschechische Kader in der Übersicht

Fazit

England geht in Gruppe D als Favorit auf Rang eins ins Rennen, die Three Lions zählen zum erweiterten Kreis der Titelanwärter - zumal mit dem Heimvorteil. Hinter England dürfte sich Kroatien einreihen, das Viertelfinale ist realistisch. Schottland und Tschechien können nicht mehr als eine Außenseiterrolle spielen. Oder werden die Schotten im ewigen Duell mit England überraschend zum Stolperstein für den Nachbarn?

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