Eishockey

Eishockey-Versicherung: Ein deutsches Problem für die WM

Spieler um Draisaitl würden das deutsche Nationalteam einiges kosten

"Großes Problem" Versicherungen: Weniger NHL-Stars bei Eishockey-WM?

Weiß noch nicht, ob er bei der WM auch NHL-Spieler um sich haben wird: Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis (Mi.).

Weiß noch nicht, ob er bei der WM auch NHL-Spieler um sich haben wird: Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis (Mi.). IMAGO/Hartenfelser

Knapp vier Wochen vor dem Start der Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland plagt den Deutschen Eishockey-Bund ein Problem. Die sprunghaft und kaum nachvollziehbar gestiegenen Versicherungssummen für Profis aus der nordamerikanischen NHL könnten verhindern, dass vom 12. Mai an auch wirklich die besten verfügbaren Spieler dabei sind. Etliche Nationen sind deshalb in Aufregung, nicht nur der DEB. Weltweit ist dies seit Monaten Thema. Selbst in Nordamerika, wo in dieser Woche die NHL-Play-offs starten.

Man kann nicht für einen Leon Draisaitl 200.000 Euro für eine WM zahlen. Wir Deutschen sowieso nicht.

Ex-Bundestrainer Marco Sturm

"Es ist doch schon doof, wenn die besten Spieler nicht dabei sein könnten, weil die Verbände es nicht schaffen, die Versicherung zu zahlen", sagte Top-Stürmer Leon Draisaitl, für den der DEB am tiefsten in die Tasche greifen müsste, sollten dessen Edmonton Oilers überraschend früh scheitern. "Das ist ein großes Problem", sagte auch der frühere Bundestrainer und nun als Coach in Nordamerika beschäftigte Marco Sturm der Deutschen Presse-Agentur. "Man kann nicht für einen Leon Draisaitl 200.000 Euro für eine WM zahlen. Wir Deutschen sowieso nicht. Zu meiner Zeit waren es noch 20.000, 30.000 oder 40.000 - was kein Problem war."

Ein sechsstelliger Betrag wäre aufzubringen

Selbst wenn Draisaitl wegen seiner Stanley-Cup-Ambitionen für die WM kein Thema wird, müsste der DEB in diesem Jahr in Summe einen höheren sechsstelligen Betrag stemmen, um die verfügbaren Spieler aus der NHL und der zweitklassigen AHL zu nominieren. Was sich im Fußball lächerlich gering anhört, ist im Eishockey für die nationalen Verbände viel Geld. Teilweise zu viel. Im vergangenen Jahr soll der schwedische Verband auf die Dienste des damals verfügbaren Weltklasse-Verteidiger Victor Hedman verzichtet haben, weil er dessen Versicherungspolice nicht aufbringen konnte.

"Wir haben von dem Gerücht auch gehört", bestätigte DEB-Sportdirektor Christian Künast der dpa. Einen solchen Fall soll es für ihn möglichst nicht geben. "Wir werden alles lösen", verspricht Künast. Am Dienstag wird der aktualisierte vorläufige WM-Kader für die Testspiele am Donnerstag und Samstag gegen Österreich bekannt gegeben. Erste NHL-Verstärkungen wie etwa Nico Sturm (San Jose) oder JJ Peterka (Buffalo) sollen dabei sein. Ob aber alle schon verfügbaren Stars wie Tim Stützle (Ottawa), Moritz Seider (Detroit) oder Lukas Reichel (Chicago) zur WM kommen, ist ungewiss.

Wie sehr der neue Bundestrainer Harold Kreis auf die Leistungsträger angewiesen ist, zeigten seine verpatzten Debütspiele gegen Tschechien (2:6 und 1:5) vergangene Woche. Da es bei dieser WM auch um die Direkt-Qualifikation für die Winterspiele 2026 in Mailand geht, ist der DEB eigentlich auf jeden angewiesen. Künast ist deshalb seit Oktober auf Betteltour bei Sponsoren und dem DOSB. "Unsere Partner sind da sehr verständnisvoll", sagte Künast und versprach: "Es wird bei uns kein Spieler nicht kommen wegen der Versicherungssumme."

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Finanzielle Unterstützung eher "ein Anliegen für die Zukunft"

Für alle Nationen gilt dies kaum. Selbst Rekordweltmeister Kanada hat nun ein Problem. Es scheint derzeit unwahrscheinlich, dass Weltstar Sidney Crosby, der mit Pittsburgh die Play-offs verpasste, bei der WM dabei ist. Längst ist der Weltverband alarmiert. "Die IIHF hat natürlich ein Interesse, dass die besten Spieler vor Ort sind", sagte Künast. Daher gibt es vom Weltverband finanzielle Unterstützung, doch sind auch da die Mittel beschränkt. "Im Hinblick auf die aktuelle WM wird sich noch nicht viel bewegen. Es ist aber ein großes Anliegen für die Zukunft", sagte Künast weiter.

Was den Nationen allgemein Sorge bereitet, ist die scheinbare Willkür, mit der die Policen von Brokern in Nordamerika bewertet werden. "Es ist schon schwer zu greifen, wie manche Summen zustande kommen. Man muss aber auch sehen, dass unsere Spieler drüben inzwischen einen anderen Stellenwert und ein anderes Gehalt haben. Das sind ja teilweise Topstars", sagte Künast mit Blick auf Weltklassespieler wie Draisaitl und Stützle, die im Schnitt rund 8,5 Millionen US-Dollar pro Jahr verdienen.

dpa

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