DFB-Pokal

Frankfurt: Die Eintracht muss aus ihren Fehlern lernen

Pokalmentalität im Alltag gefordert

Glasner will feiern, die Eintracht muss aus ihren Fehlern lernen

Verabschiedet sich nicht mit dem erhofften Sieg im DFB-Pokal: Eintracht-Trainer Oliver Glasner (M.)

Verabschiedet sich nicht mit dem erhofften Sieg im DFB-Pokal: Eintracht-Trainer Oliver Glasner (M.) IMAGO/Moritz Müller

Aus Berlin berichten Julian Franzke und Moritz Kreilinger

Für Oliver Glasner endete das Finalwochenende feucht-fröhlich. "Wir werden richtig die Sau rauslassen - ich auch. Ich habe mir vorgenommen, bis Montag durchzufeiern", kündigte der Coach kurz nach dem Abpfiff bei "Sky" an. Wenig später sagte er bei der Pressekonferenz: "Wir feiern nicht diese Niederlage, sondern zwei wahnsinnig erfolgreiche Jahre der Eintracht. Ich hoffe ich finde ein paar Partner, die mit mir die nächsten zwei Tage richtig feiern."

Für die gut und gerne 60.000 Eintracht-Fans, die nach Berlin gereist waren und zum Großteil einen Weg ins Stadion gefunden hatte, gab es hingegen nichts zu feiern. Eine Endspiel-Niederlage ist immer schmerzhaft, gegen Leipzig leidet die Fan-Seele aber besonders. RB ist bei den Frankfurter Anhängern seit jeher ein rotes Tuch.

DFB-Pokal, Finale

Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hätte, dass Glasner seinen Instinkt verloren hat, dann hat er ihn am Samstagabend erbracht. Selbstredend steht es dem Österreicher zu, in seiner Freizeit so viel zu feiern, wie er will, aber muss er das den enttäuschten Fans kurz nach dem Spiel auch noch unter die Nase reiben? Man stelle sich nur mal eine Sekunde lang vor, Edin Terzic hätte nach dem in den Sand gesetzten "Finale" in der Bundesliga verkündet, nun erstmal zwei Tage durchzufeiern. Eine absurde Vorstellung. Glasner hat seinen Kompass verloren, das wird von vielen bei der Eintracht auch intern so gesehen.

Schiffbruch nach Rodes Auswechslung

Zuvor verlor auch die Mannschaft im Spiel den Kompass, als der Kapitän von Bord ging. Sebastian Rode war einmal mehr der Leader, der im Spiel der Hessen den Unterschied machte. Mit wichtigen Balleroberungen stoppte er RB, mit harten aber noch fairen Zweikämpfen setzte er Zeichen. Nach 70 Minuten war der 32-Jährige mit seinen Kräften am Ende. "Wir haben schon in der Halbzeit gesprochen, da hat er mir gesagt: Noch 15 bis 20 Minuten gehen. Dann hat er noch zwei Mal eine Wahnsinnsgrätsche gezeigt und signalisiert, es geht nicht mehr", erzählte Glasner.

Drei Zweier für Leipzig, Werner fällt ab: Die Noten zum DFB-Pokalfinale

Das Spiel der Hessen erlitt im Anschluss Schiffbruch. Es folgte direkt nach Rodes Auswechselung das unglückliche, weil doppelt abgefälschte erste Gegentor. Von diesem "mentalen Schock" (Glasner) erholte sich die SGE nicht mehr. Vorne fehlte bis zum Schluss die Durchschlagskraft - und mit Rode genau der Mann, der sich in solchen Momenten wehren und ein ganzes Team mitreißen kann.

"Heute ist der Traum vom Pokalgewinn geplatzt, sonst nichts", erklärte Markus Krösche angesprochen auf die Folgen für die kommende Saison. Klar ist aber auch: Es wurde nichts damit, auf den letzten Drücker in die Europa League einzuziehen. Stattdessen werden die Frankfurter ihr Debüt in der dritten internationalen Klasse, der Europa Conference League, geben. Der Frankfurter Anhang wird die Spiele sicher genauso zelebrieren wie in der Königsklasse, die sportliche Attraktivität auch mit Blick auf potenzielle Neuzugänge kann aber nicht mithalten.

Es gehört dazu, mit Niederlagen umzugehen. Das werden wir auch ... Das wird die Eintracht auch.

Oliver Glasner

Erstmal müssen alle Beteiligten in den kommenden Tagen die Enttäuschung verarbeiten. "Es gehört dazu, mit Niederlagen umzugehen. Das werden wir auch ...", sagte Glasner, stockte kurz und korrigierte sich wohl wissend, dass er keinen Beitrag dazu leisten kann: "Das wird die Eintracht auch."

Eintracht Frankfurt und die Krux mit dem Ligaalltag

In Frankfurt wird sich in den kommenden Monaten einiges verändern. Glasner geht, Daichi Kamada geht, eine Vielzahl von Spielern liebäugelt mit einem Wechsel. Krösche und der neue Trainer Dino Toppmöller - die Vollzugsmeldung ist nur eine Frage der Zeit - müssen auf den vergangenen Jahren aufbauen, einiges aber auch besser machen. Denn Glasners Aussage der "zwei wahnsinnig erfolgreichen Jahre" hat in Bezug auf den Europa-League-Triumph, das Champions-League-Achtelfinale und den Einzug ins Pokalfinale sicher ihre Berechtigung.

Ganz und gar nicht aber auf den Ligaalltag. Spieler, Trainer und der ganze Verein müssen auch die Bundesliga im Kopf annehmen, als stünden sie jede Woche vor einem K.o.-Spiel. Vor einem Jahr rettete der Sieg in Sevilla einen internationalen Platz im letzten Moment, dieses Jahr ein leichtes Aufbäumen und eine schwache Konkurrenz im Bundesligafinale. Doch diese Serie wird irgendwann reißen. Gnadenlose Abstürze in den Rückrunden, wie in den vergangenen zwei Jahren unter Glasner, müssen künftig auf dem Index stehen. Gelingt es, darf auch jeder öffentlich zum Feiern ausrufen.

Glasner

Glasners letzte PK als Eintracht-Coach: "Wahnsinnig erfolgreiches Projekt"

alle Videos in der Übersicht