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UEFA-Präsident Alexander Ceferin attackiert Super-League-Gründer

UEFA-Präsident teilt aus

Gier, Schlangen, Lügen: Ceferins Attacke auf die Super-League-Gründer

Teilte am Montag kräftig aus: UEFA-Präsident Alexander Ceferin.

Teilte am Montag kräftig aus: UEFA-Präsident Alexander Ceferin. imago images

Am vergangenen Donnerstag habe er noch mit Ed Woodward gesprochen, der Nummer zwei der Geschäftsführung von Manchester United. "Er sagte, er sei ganz zufrieden", referierte Ceferin. Einzig über das Financial Fairplay müsse man nochmal sprechen. Die Signale seien also klar gewesen. Die vom UEFA-Exekutivkomitee am Montag verabschiedete Reform der Königsklasse mit künftig 36 Teams in einem Schweizer System war mit den Vertretern der Großklubvereinigung ECA, zu denen auch Woodward gehört, vorbesprochen.

"Ich war 24 Jahre lang Strafrechtler, ich habe viel gesehen. Aber solche Leute noch nicht", schimpfte Ceferin in Richtung Woodward, bislang auch im ECA-Vorstand. "Aber die größte Enttäuschung ist Andrea Agnelli. Ich möchte nicht zu persönlich werden, aber ich habe niemanden getroffen in meinem Leben, der so oft gelogen hat. "Am Samstag sprach er davon, dass die Super League ein Gerücht sei, und er sagte: 'Wir telefonieren in einer Stunde.' Dann hat er sein Telefon ausgeschaltet." Der Slowene benutzte die Begriffe Lügner und Schlangen in Richtung der Super-League-Gründer. "Offenbar ist ihre Gier so stark, dass ihnen alle Werte abgegangen sind."

Die Spieler, die in der Super League spielen, werden keine WM und EM mehr spielen können.

Ceferin

Alles läuft nun auf eine juristische Schlacht hinaus. AC Milan, der FC Arsenal, Atletico Madrid, der FC Chelsea, der FC Barcelona, Inter Mailand, Juventus Turin, Manchester City, Manchester United, Real Madrid und Tottenham Hotspur haben angekündigt, "Gespräche mit der UEFA und der FIFA zu führen, um gemeinsam und partnerschaftlich die besten Ergebnisse für die neue Liga und den Fußball als Ganzes zu erzielen".

Zugleich verkündeten sie "ungedeckelte Solidaritätszahlungen" und Spiele unter der Woche, "sodass alle Klubs weiterhin an ihren jeweiligen nationalen Wettbewerben teilnehmen können". Ceferin dagegen machte klar: "Die Spieler, die in der Super League spielen, werden keine WM und EM mehr spielen können, sie werden nicht mehr ihre Nationalmannschaft vertreten können." Ein Ausschluss aus dem Ligabetrieb ist demnach Sache einer jeden nationalen Liga.

UEFA-Rechtsabteilung analysiert die Situation

Die Rechtsabteilung der UEFA sei dabei, die Situation zu analysieren und ein entsprechendes Vorgehen vorzubereiten. "Wir werden alle Sanktionsmöglichkeiten ergreifen. Meine persönliche Meinung ist: Klubs und Spieler sollten so schnell wie möglich aus den Wettbewerben verbannt werden." Am 11. Juni beginnt die EM - man darf also gespannt sein.

Ceferin wähnt die UEFA mit ihren 55 Mitgliedern und zahlreichen Ligen im Rücken im Recht, auch seitens FIFA-Boss Gianni Infantino erhält er offenbar Unterstützung. Zudem scheint die Konföderation bei der Politik gute Karten zu haben, neben diversen EU-Vertretern erwähnte Ceferin ausdrücklich die Regierungschefs von Großbritannien und Frankreich, Boris Johnson und Emmanuel Macron. "Nicht nur die Fußballwelt, sondern auch die Gesellschaft und Regierungen stellen sich gegen diesen Nonsens eines Projekts. Mit dieser Idee spuckt man allen Fans und der Gesellschaft ins Gesicht."

Die UEFA scheut den Konflikt nicht

Tatsächlich ist die Rechtslage eine spannende. Es gibt Entscheidungen, die den Super-League-Gründern in die Karten spielen. Zum Beispiel der ISU-Entscheid der europäischen Kommission, bestätigt durch den Europäischen Gerichtshof in erster Instanz. Der Eislauf-Weltverband hatte Athleten 2014 die Teilnahme an einem privat organisierten Wettbewerb untersagt, was als Verstoß gegen EU-Recht gewertet wurde - allerdings hat die ISU kürzlich Rechtsmittel eingelegt. "Eine Super League verstieße doch genauso gegen Wettbewerbsrecht", nannte Ceferin ein Gegenargument. Zuletzt hatte die UEFA Kritik geerntet für die nun beschlossene Umstellung auf eine 36er Königsklasse mit mehr Spielen und Zugängen außerhalb des nationalen Qualifikationswegs ab 2024. Dies wurde als Zugeständnis für die Großklubs gewertet, um eine Super League zu verhindern.

Tatsächlich tat Agnelli auch bei den letzten Pressekonferenzen der ECA die Super League immer wieder als Gerücht ab. Nun hat sie sich unter dem Vorsitz von Florentino Perez gegründet, dem Präsidenten von Real Madrid. Man kann die nun folgende Reaktion der UEFA so werten, dass sie den Konflikt nicht scheut.

Offenbar mit Unterstützung der deutschen Großklubs. Denn bereits am Montagvormittag machte Hans-Joachim Watzke klar, dass der ECA-Vorstand zu seinem Entschluss vom Freitag stehe. Dieser sah eine Unterstützung der Champions-League-Reform ab 2024 vor. "Es war die klare Meinung der Mitglieder des ECA-Boards, dass man die Pläne zur Gründung einer Super League ablehnt", ließ der Geschäftsführer von Borussia Dortmund wissen und betonte obendrein, dass "beide deutschen Klubs, die im ECA-Board vertreten sind, der FC Bayern München und Borussia Dortmund, in allen Gesprächen zu 100 Prozent deckungsgleiche Auffassungen vertreten haben".

Die ECA hatte am Sonntagabend ein entsprechendes Statement verschickt. Agnelli soll mittlerweile als Präsident der ECA zurückgetreten sein - eine offizielle Verlautbarung dieses Schrittes gibt es aber (noch) nicht.

Benni Hofmann