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Gemicibasi im Interview: "So leicht wie heuer in Österreich war es noch nie"

Klagenfurts Mittelfeldmann im Gespräch

Gemicibasi im Interview: "So leicht wie heuer in Österreich war es noch nie"

Turgay Gemicibasi spielt mit Klagenfurt eine starke Saison.

Turgay Gemicibasi spielt mit Klagenfurt eine starke Saison. GEPA pictures

Im Sommer 2017 kam der Wechsel nach Österreich. Was waren Ihre Beweggründe, aus Deutschland wegzugehen?

Ich habe einen Tapetenwechsel gebraucht, nachdem ich in der Jugend in Deutschland viel Mist gebaut habe. Ich war ein Starrkopf und hätte in Deutschland nicht mehr die Chancen gehabt, die ich gebraucht hätte. Dann haben wir geschaut und ich bin den Schritt nach Österreich zu Karabakh Wien gegangen, ohne dass jemand Vorurteile gegen mich hatte. Unser Ziel war damals der Aufstieg und wir waren auf einem guten Weg, leider haben wir dann das letzte Spiel verloren und den Aufstieg verpasst. Durch diesen Wechsel hat meine Karriere noch einmal richtig Fahrt aufgenommen.

Meistergruppe - 31. Spieltag

Was schätzen Sie an Österreich?

Die Menschen in Österreich sind sehr offen, ich wurde vom ersten Tag an super aufgenommen. Es gibt viel Natur, unter anderem in Klagenfurt den Wörthersee. Die Liga hat sich in den letzten Jahren unglaublich gut entwickelt und es ist stark, wie sich die Vereine in Europa präsentiert haben. Egal, wer dabei war, WAC, Sturm, Salzburg, Rapid, Austria, sie alle haben einen tollen Job gemacht. Österreich ist ein großes Sprungbrett für einige Spieler. Ich bereue es auf keinen Fall, nach Österreich gegangen zu sein.

Wie "österreichisch" fühlen Sie sich schon?

Ab und zu nehme ich österreichische Wörter in den Mund und verwende sie selbst, die ich vorher überhaupt nicht gekannt habe. 'Oida', 'gemma', 'leiwand', um drei Beispiele zu nennen. Ich kann mir zwar selbst nicht vorstellen, nach meiner Karriere wieder nach Österreich zu gehen, dafür bin ich zu sehr mit meiner Heimat verbunden. Aber die österreichische Mentalität finde ich super.

Wie viele Jahre sollen in Österreich und der Bundesliga noch folgen?

Ich fühle mich sehr wohl in Österreich und Klagenfurt. Aber im Fußball kann man nichts vorhersagen. Es kann alles passieren. Ich bin 26, habe eine gute Saison gespielt und ich weiß, dass ich auf dem Zettel des ein oder anderen Teams stehe. Ich muss überhaupt nicht weg, ich habe ein Standing in der Mannschaft. Wenn ich wechseln sollte, dann muss es für mich, den Verein und für alle Seiten passen.

In Ihrer ersten Saison mit Klagenfurt haben Sie den Klassenerhalt und den Einzug in die Meistergruppe geschafft.

Das ist richtig. Im Sommer war unser oberstes Ziel, 'wir sind gekommen, um zu bleiben'. Bis zum Tag, an dem es endgültig feststand, war die oberste Priorität, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Ich war eigentlich sprachlos, welch hohe Qualität wir haben. Bei uns gibt es nicht den Spieler, der Matches alleine entscheiden kann. Wir sind eine Mannschaft und haben einen guten Teamspirit. Wir haben schnell gemerkt, wir könnten auch mehr erreichen, aber der Klassenerhalt hatte Priorität. In der Winterpause waren wir Vierter und haben gesagt, dass wir in den letzten vier Spielen noch einmal alles reinhauen. Ich würde sagen, der Tabellenplatz hat unsere Leistung widergespiegelt. Die Meistergruppe ist die Kirsche auf der Sahnetorte.

Was wurde aus den letzten zehn Torschützenkönigen der 2. Liga?

Ist für Sie der Einzug in den Europacup möglich?

Da wir in der Meistergruppe sind, wollen wir jetzt natürlich in den Europacup kommen. So leicht wie heuer in Österreich war es noch nie. In den Europacup reinzukommen, wird schwer, aber egal was passiert, wir können mit dieser überragenden Saison mehr als nur zufrieden sein. Wir haben Geschichte geschrieben und als erster Aufsteiger die Meistergruppe erreicht. Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Wenn wir es schaffen, ist es super, wenn nicht, ist das überhaupt kein Problem.

Für Sie gab es bislang drei Platzverweise, davon zweimal Rot. Gibt es einen Ausschluss, den Sie bereuen?

Die ersten beiden roten Karten waren ein Witz, einfach Fehlentscheidungen. Die Gelb-Rote Karte gegen Rapid, da hätte sich der Stojkovic bis heute einen Oscar verdient. Gegen den LASK war es ein taktisches Foul, wo ich eigentlich nur Gelb hätte bekommen müssen. Die Rote Karte gegen Salzburg war dagegen absolut berechtigt. Die Niederlage nehme ich komplett auf meine Kappe. Ich trage die volle Verantwortung dafür, meine Mannschaft durch diesen Blödsinn geschwächt zu haben.

Wie wurde der letzte Platzverweis, den Sie angesprochen haben, aufgearbeitet?

Ich habe mich in der Halbzeit in der Kabine bei der Mannschaft entschuldigt. Es wurde angesprochen, ich hatte ein Gespräch mit dem Trainer. Wenn ich eine Strafe bekommen hätte, hätte ich sie akzeptiert. Ich habe gesagt, dass das nicht mehr vorkommen wird. Da bin ich kritisch genug, um meinen Fehler einzusehen. Ich habe die Derbys verpasst und wurde vom Trainer gegen Rapid auf die Bank gesetzt. Das war Strafe genug. Als ich in der 70. Minute eingewechselt wurde, habe ich dann das 2:1 gemacht und in den 20 Minuten gezeigt, dass ich wieder in die Startelf gehöre.

Wie ist der Spieler und Mensch Turgay Gemicibasi?

Ich vertrete auf und abseits des Platzes immer meine Meinung, mache den Mund auf und sage nicht zu allem Ja und Amen. Ich gehe keiner Konfrontation aus dem Weg. Ich will immer gewinnen, dem ordne ich alles unter. Es wurde in den Medien so dargestellt, als wäre ich der größte Rüpel, was ich überhaupt nicht bin. Du hast 100 super Aktionen und dann eine blöde wie zum Beispiel jene gegen Salzburg und genau die bleibt dann jedem in Erinnerung und du bist der Depp der Nation. Das finde ich schade, aber so ist das Fußballgeschäft. Ich stehe da drüber, bin mental stark genug, um das nicht so sehr an mich herankommen zu lassen.

Interview: Daniel Fuhry

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